Fachmessen stehen vor neuen Anforderungen. Digitalisierung, internationale Unsicherheiten und Nachhaltigkeitsdruck verändern den Anspruch an Aussteller und Besucher. Laut dem internationalen Messeverband UFI lag der Umsatz der Ausstellungsbranche im Jahr 2023 bei nur 94 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Wer sichtbar bleiben will, muss neue Perspektiven bieten. Thomas Franken, Director der K-Messe, erläutert im Gespräch die inhaltliche Neuausrichtung und seine Beobachtungen aus dem direkten Kontakt mit Ausstellern und Besuchern.
„2022 war für mich ganz klar die K der Kreislaufwirtschaft“, sagt Thomas Franken. „Das war das bestimmende Thema. Man hat es überall gesehen. Es war nicht mehr so wie früher in einem kleinen Pavillon. Das Thema war in der Breite sichtbar.“
Franken beschreibt, wie Unternehmen über nahezu alle Produktbereiche hinweg Lösungen zur Schließung von Stoffkreisläufen präsentierten. „Die Maschinenbauer haben gezeigt, wie sie Rezyklate verarbeiten können. Die Rohstoffhersteller haben neue Lösungen für zirkuläre Kunststoffe vorgestellt. Es war auch keine Marketing-Veranstaltung. Die Lösungen, die präsentiert wurden, waren echt.“
Drei zentrale Themen
Die K-Messe fokussiert sich auf drei thematische Schwerpunkte, die über die klassische Produktpräsentation hinausgehen. „Wir haben bei der letzten K ganz bewusst gesagt, wir wollen die Messe auf drei Fokusthemen ausrichten: Kreislaufwirtschaft (Green), Digitalisierung (Smart) und Verantwortung der Branche (Responsible). Und das haben wir gemeinsam mit dem Ausstellerbeirat und Verbänden definiert. Das ist auch nicht einmalig, sondern das wollen wir weiterführen.“
Die bewusste Einbindung gesellschaftlicher und politischer Diskussionen sei Teil der strategischen Weiterentwicklung der Messe. „Wir wollen nicht nur Technik zeigen, sondern auch die Diskussionen führen, die draußen laufen. Die Sonderschau mit dem Titel „Plastics shape the future“ von Plastics Europe dient als eines der Dialogforen auf der Messe. In diesem Rahmenprogramm gab es entsprechende Formate und Diskussionsrunden, die sich inhaltlich and den Leitthemen der Messe orientiert haben.
Internationale Relevanz mit neuer Dynamik
Auf die Frage nach der globalen Bedeutung antwortet Franken differenziert. Die K-Messe sei international stark aufgestellt, aber auch innerhalb dieser Welt zeigten sich Veränderungen. „Wir sehen neue Player. Die Türkei ist sehr präsent geworden. Auch chinesische Unternehmen zeigen sich immer stärker, auch im Bereich der Nachhaltigkeit.“
Gleichzeitig betont Franken die technologische Führungsrolle europäischer Anbieter. „Die deutschen und europäischen Unternehmen sind führend bei der Maschinenentwicklung und beim Thema Recycling. Aber es ist wichtig, auch zu sehen, was in anderen Regionen passiert.“
Nachwuchs und Imagewandel
Franken spricht gezielt über die Wahrnehmung der Kunststoffbranche in der Öffentlichkeit. Für ihn ist klar, dass die Messe auch kommunikativ Verantwortung trägt. „Kunststoff hat ein Imageproblem. Viele Menschen verbinden Kunststoff mit Umweltproblemen. Aber auf der Messe zeigen wir, dass Kunststoffe auch Teil der Lösung sein können.“
Mit dem Bereich „Young Talents“ will die Messe gezielt junge Menschen ansprechen. „Da war ein Schüler, der war so motiviert und so begeistert, der war besser als jeder Markenbotschafter. Der hat den Leuten auf der Messe erklärt, warum Kunststoff wichtig ist. Das hat mich wirklich beeindruckt.“
Die Messe als Spiegel
Zum Abschluss formuliert Franken, was die K-Messe aus seiner Sicht leisten soll. „Die Messe soll kein Selbstzweck sein. Sie soll zeigen, wohin sich die Branche bewegt. Es geht nicht darum, nur Fläche zu füllen. Es geht darum, Entwicklungen sichtbar zu machen.“
Die K biete dafür das passende Umfeld, weil sie alle Glieder der Wertschöpfungskette zusammenbringt. „Wir können auf der Messe zeigen, wie ein Kunststoff entsteht, verarbeitet wird, eingesetzt wird und am Ende recycelt werden kann. Das ist einzigartig.“
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Die K-Messe findet alle drei Jahre in Düsseldorf statt. Sie gilt als führende Plattform für die Kunststoff- und Kautschukbranche. Über 3000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern präsentieren Produkte, Prozesse und Perspektiven. Thematische Schwerpunkte liegen auf Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und gesellschaftlicher Verantwortung |
Bild oben: Thomas Franken, Director der K-Messe, erläutert im Gespräch die inhaltliche Neuausrichtung der Weltleitmesse für Kunststoffe und seine Beobachtungen aus dem direkten Kontakt mit Ausstellern und Besuchern. Foto: Circular Technology
