„Wege zum Ende der Verschwendung“ von Fritz Dieter Erbslöh ist ein beeindruckend umfassendes, gleichzeitig klar strukturiertes Fachbuch, das die moderne Abfall-, Recycling- und Kreislaufwirtschaft aus einer technisch fundierten Perspektive beleuchtet. Fritz Dieter Erbslöh gelingt es, ein komplexes Themenfeld so aufzubereiten, dass sowohl Fachleute als auch Studierende und Praktiker aus angrenzenden Disziplinen profitieren können.
Ein hervorstechender Pluspunkt des Buches ist seine Fähigkeit, technische Verfahren präzise zu erklären, ohne in akademische Überkomplexität abzugleiten. Mechanische Grundprozesse, biologische Behandlungsverfahren oder thermische Konversionstechniken werden verständlich, aber mit hohem fachlichen Anspruch dargestellt. Die Beschreibung moderner Sortiertechnologien – etwa optischer Sensorik, NIR-Erkennung oder KI-basierter Bildauswertung – zeigt, dass Erbslöh auf dem aktuellen Stand der technischen Entwicklung ist. Gleichzeitig schafft er den Spagat, die Verfahren in ihrer praktischen Relevanz einzuordnen: Wo liegen Einsatzgrenzen? Welche Qualität ist erreichbar? Welche Rolle spielt Prozessüberwachung?
Materialkreisläufe anschaulich erklärt
Besonders gelungen ist die Darstellung der industriellen Recyclingketten. Das Buch zeichnet die Stoffkreisläufe von Metallen, Kunststoffen, Glas und Papier so nach, dass Leserinnen und Leser ein realistisches Verständnis für die technischen Anforderungen gewinnen. Komplexe Themen wie Regranulierung, chemisches Recycling oder die Steuerung metallurgischer Prozesse werden sachkundig und gut nachvollziehbar erläutert. Hier zeigt sich deutlich der Anspruch, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch die Logik industrieller Stoffströme sichtbar zu machen.
Starke Systemperspektive
Ein weiterer Höhepunkt ist die Auseinandersetzung mit der Infrastruktur der Abfallwirtschaft. Erbslöh beschreibt, wie Sammelsysteme, Logistik, Sortieranlagen, Verbrennungsanlagen und Deponietechnik ineinandergreifen. Diese Systemperspektive ist besonders wertvoll, da sie die Abfallwirtschaft nicht als Aneinanderreihung einzelner Verfahren darstellt, sondern als vernetztes technisches Gesamtsystem. Auch historische Entwicklungen – von frühen Entsorgungsmodellen bis hin zu modernen, automatisierten Anlagen – werden schlüssig eingeordnet.
Zukunftsorientiert, aber realistisch
Im abschließenden Teil widmet sich das Buch intensiv neuen Technologien der Kreislaufwirtschaft. Dabei verfällt der Autor nicht in überzogenen Zukunftsoptimismus. Chemisches Recycling, robotergestützte Demontage, biotechnologische Verfahren oder digitale Track-and-Trace-Systeme werden nüchtern hinsichtlich ihres Potenzials und ihrer Grenzen bewertet. Besonders positiv fällt auf, dass Erbslöh diese Technologien nicht als Insellösungen beschreibt, sondern als Bestandteile eines übergeordneten Trends: der industriellen Transformation hin zu zirkulären Wertschöpfungssystemen.
Zielgruppen und Nutzen
Für Studierende der Umwelt-, Verfahrens- oder Materialwissenschaften ist das Buch ein hervorragender Einstieg in die technische Kreislaufwirtschaft. Praktiker aus Entsorgungsbetrieben, Anlagenbau, Recyclingwirtschaft oder kommunalen Einrichtungen erhalten ein aktuelles Nachschlagewerk, das Prozesse verständlich und zugleich fachlich belastbar darstellt. Für Entscheider in Politik oder Industrie liefert das Buch wichtige technische Orientierung, ohne sich in Details zu verlieren.
Fazit
„Wege zum Ende der Verschwendung“ ist ein äußerst gelungenes Fachbuch, das durch technische Präzision, gute Struktur und klare Sprache überzeugt. Es verbindet historische Einordnung, verfahrenstechnisches Know-how und einen realistischen Blick auf zukünftige Entwicklungen der Kreislaufwirtschaft. Erbslöh ist damit ein Werk gelungen, das sowohl Orientierung bietet als auch zum tieferen Verständnis eines der wichtigsten Zukunftsbereiche unserer Industrie beiträgt. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich professionell oder akademisch mit Abfall-, Recycling- und Kreislaufsystemen beschäftigen – und für alle, die verstehen möchten, welche technischen Wege tatsächlich zu einer ressourcenschonenden Zukunft führen können.
Titelfoto: Buchcover (expert verlag)
