Die Anforderungen an Post-Consumer-Rezyklate steigen kontinuierlich. Gleichzeitig geraten Märkte durch Preisschwankungen und Qualitätsanforderungen unter Druck. Im Gespräch nach dem Pre-K-Event in Ansfelden erläutert Clemens Kitzberger, Business Development Manager für den Bereich Post Consumer bei EREMA, welche Rolle Technologie, Digitalisierung und Standardisierung spielen.

Clemens Kitzberger, Business Development Manager für den Bereich Post Consumer bei EREMA. Foto: Circular Technology

Eine der zentralen Herausforderungen im Kunststoffrecycling besteht darin, Rezyklate wirtschaftlich so einzusetzen, dass sie Virgin-Materialien möglichst vollständig ersetzen können. EREMA verfolgt dabei konsequent das Ziel, hochwertige Rezyklate bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit zu ermöglichen. Ein Beispiel dafür ist die Intarema DuaFil Compact. Diese Anlage bietet zehn Prozent mehr Durchsatz bei gleichzeitig zehn Prozent weniger Energiebedarf und 30 Prozent höherem Entgasungsvolumen im Vergleich zur bisherigen EREMA Doppelfiltrationslösung. Möglich wird das durch eine hochautomatisierte Doppelfiltration mit besonders feiner Endfiltration. Der Schmelze wird dabei nach der Entgasung keine zusätzliche Energie zugeführt, was zu einer um zwanzig Prozent niedrigeren Massetemperatur führt. So lässt sich ein PCR-Anteil von bis zu 30 Prozent in Stretchfolien mit acht Mikrometer und bis zu 80 Prozent in Schrumpffolien realisieren. Zudem läuft die Folienproduktion stabil, da das PCR komplett entgast ist.

Versorgungssicherheit durch vernetzte Technologien

Die Nachfrage nach hochwertigem Rezyklat ist grundsätzlich stabil. Schwankungen in Qualität und Verfügbarkeit lassen sich laut Kitzberger vor allem durch technologische Vernetzung ausgleichen. Dazu gehört die Kombination von Sortiersystemen mit KI-Unterstützung, Waschprozessen von Lindner Washtech und Extrusionstechnologie von EREMA. Der robuste Maschinenbau und ein hoher Automatisierungsgrad sichern eine stabile Produktion. Verfahren wie das patentierte Counter Current System und Online-Qualitätsmessungen sorgen für gleichbleibende Granulatqualität. Die zunehmende Integration dieser Prozessschritte treibt die Industrialisierung des Recyclings voran. „Durch die konstante Weiterentwicklung der Vernetzung von Sortierung, Wäsche und Extrusion mit Filtration und Dekontaminierung steigern wir Versorgungssicherheit und Qualität“, sagt Kitzberger.

Kapitalrendite durch Produktionssicherheit

„Durch die konstante Weiterentwicklung der Vernetzung von Sortierung, Wäsche und Extrusion mit Filtration und Dekontaminierung steigern wir Versorgungssicherheit und Qualität“, sagt Kitzberger. Foto: Circular Technology

Im Wettbewerb mit asiatischen Herstellern, die oft mit geringeren Investitionskosten werben, setzt EREMA auf ein zentrales Argument. Maschinenstillstand ist der größte Kostenfaktor. Eine hohe Anlagenverfügbarkeit ist daher entscheidend für einen schnellen Return on Investment. Besonders bei verunreinigten Eingangsmaterialien oder in sensiblen Endanwendungen wie Kosmetik- oder Lebensmittelverpackungen ist ein verlässlicher Maschinenbau unerlässlich. Für preissensible Märkte bietet EREMA mit der ReadyMac eine standardisierte Lösung. Diese Maschinen sind bewusst reduziert in der Ausstattung, erfüllen jedoch alle Anforderungen für den Einstieg ins Recycling. Die neue ReadyMac HD mit EREMA Laserfilter wurde im Frühjahr 2025 erfolgreich eingeführt und richtet sich an Kunden, die Wert auf robuste Technologie zu kalkulierbaren Preisen legen. „Richtig teuer wird es immer, wenn eine Maschine stillsteht“, betont Kitzberger, „das sind die Euro pro Kilogramm, die richtig schmerzen.“

Digitalisierung als Voraussetzung für Rückverfolgbarkeit

Im Gespräch mit Philipp Lubos. Foto: Circular Technology

Der Trend zu komplexeren Verpackungsstrukturen erhöht die Anforderungen an Prozessüberwachung und Materialtracking. Auch bei Monomaterialien kann eine Folie aus mehreren Polyethylen-Schichten bestehen, was die Verarbeitung erschwert. Um Qualität und Sicherheit zu gewährleisten, ist eine lückenlose Überwachung entlang der gesamten Recyclingkette erforderlich. EREMA setzt dazu auf digitale Systeme wie die Softwareplattform Blueport. Diese sammelt und analysiert Prozessdaten und ermöglicht eine gezielte Optimierung einzelner Verarbeitungsschritte.

Wachstumspotenziale im globalen Maßstab

Weltweit liegt der Anteil von PCR in Kunststoffverpackungen derzeit bei rund acht Prozent. Das zeigt, wie groß das Potenzial für Wachstum ist. Polyolefine gelten dabei als besonders attraktiv, da sie in der Verpackungsindustrie am häufigsten verwendet werden. Regionen mit etablierten EPR-Systemen wie die Europäische Union, aber auch Teile Asiens, sind Vorreiter bei Sammlung und Sortierung. Ziel sei es, laut Kitzberger, bis 2030 die Anforderungen der europäischen Verpackungsverordnung umzusetzen. Dazu gehören zehn Prozent PCR in sensiblen Verpackungen und 35 Prozent in allen anderen Verpackungsarten. Die gesamte Branche sei gefordert, diese Vorgaben gemeinsam umzusetzen. Nur so lasse sich zeigen, dass hochwertiges Post-Consumer-Recycling im industriellen Maßstab möglich ist.

Bild oben: Clemens Kitzberger und Philipp Lubos in der EREMA-Zentrale in Ansfelden. Foto: Circular Technology

Von fil