Trotz günstigerer Finanzierungsbedingungen kämpft die Recyclingbranche im Spätsommer 2025 mit bekannten Herausforderungen. Steigende Kosten bei Ballenware, stagnierende Margen und stockende Investitionen prägen das Bild. Gleichzeitig zeigt sich der Markt aufnahmebereit für hochwertige Rezyklate mit stabilen bis leicht steigenden Preisen.

Sämtliche Daten und Analysen basieren auf dem aktuellen Prognosebericht des Recycario Data Science Instituts in Zusammenarbeit mit der prognostica GmbH. Der Bericht wurde im August 2025 veröffentlicht und enthält eine Worst- und Best-Case-Vorschau bis Januar 2026.

Marktlage im Juli und August

Im Juli stiegen die Preise für naturfarbene rLDPE-Folienregranulate in Europa um durchschnittlich fünf Euro pro Tonne gegenüber dem Vormonat. Günstige Angebote insbesondere aus Osteuropa blieben weitgehend ohne Nachfrage. Hochwertige Regranulate wurden dagegen schnell abgenommen, teilweise auch zu erhöhten Preisen. Die Nachfrage blieb selbst in der Nebensaison unerwartet stabil laut Recycario-Bericht.

Die wirtschaftliche Lage der Recycler bleibt dennoch angespannt. Die leicht gestiegenen Preise für Rezyklate wurden durch höhere Einkaufskosten bei Folienballen vollständig neutralisiert. Seit drei Monaten stagnieren die Margen und reichen weiterhin nicht aus, um die betrieblichen Aufwendungen dauerhaft zu decken.

Prognoseentwicklung für den Spätsommer

Die Modellrechnungen der prognostica GmbH zeigen für August einen möglichen Preisanstieg von 0,4 Prozent im Best Case. Auch im pessimistischen Szenario wird kein Preisrückgang erwartet. Diese ungewöhnlich einheitliche Entwicklung deutet auf einen insgesamt knappen Markt hin, der Qualitätsware bevorzugt.

Im Umfeld geopolitischer Spannungen bleibt die Entwicklung der Rohstoffpreise ein wichtiger Einflussfaktor. Die Ölpreise stiegen im August infolge von Produktionsausfällen in Russland und Zollmaßnahmen der USA. Der Preis für Naphtha kletterte auf rund 480 Euro pro Tonne. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wären höhere Kosten bei der Herstellung von Primärkunststoffen zu erwarten. Rezyklate könnten in der Folge im Windschatten ebenfalls teurer werden.

Investitionen bleiben aus trotz besseren Kreditzugangs

Die Deutsche Bundesbank meldete im Juli eine erhöhte Nachfrage nach Unternehmenskrediten. Im Recyclingsektor ist davon jedoch wenig zu spüren. Laut Recycario wurden mehrere Großprojekte gestoppt. Betroffen sind unter anderem geplante Anlagen in Deutschland, Belgien, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Österreich. Damit entfallen über eine Million Tonnen an zukünftiger Jahreskapazität zur Regranulatherstellung.

Zusätzliche kleinere Vorhaben mit weiteren 400.000 Tonnen Kapazität wurden ebenfalls nicht umgesetzt. Insgesamt ergibt sich daraus ein potenzielles Angebotsdefizit bis 2030. Für Deutschland rechnet Recycario mit einer Lücke von rund einer Million Tonnen, europaweit könnten es mehr als drei Millionen sein. Die fehlende Rentabilität verhindert Investitionen selbst bei verfügbarem Kapital.

Verpackungsindustrie zwischen Preisverfall und Engpässen

Bei Verpackungsmaterialien zeigen sich gegenläufige Entwicklungen. Die Preise für Verpackungspapier fielen im Juli um fast 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig blieb das Angebot an sortenreiner Folienballenware knapp. Die Preise für hochwertige K40-Ballen stiegen im Schnitt um rund fünf Euro pro Tonne. Anbieter aus Nordeuropa hielten ihre Forderungen konsequent stabil.

Auch im August bleiben Preisnachlässe bislang aus. Die Prognosen deuten erneut auf einen leichten Anstieg von 0,3 Prozent. Ein klarer Hinweis darauf, dass selbst saisonale Entlastung im Ballenmarkt derzeit nicht durchschlägt.

Ausblick

Die Szenarien der prognostica GmbH zeigen ein mögliches Preisplus von bis zu 6,2 Prozent für rLDPE-Regranulate bis Januar 2026 im Best Case. Im ungünstigsten Fall wäre ein Rückgang von 5,2 Prozent denkbar. Das aktuelle Marktumfeld spricht eher für moderate Aufwärtsbewegungen. Für die Kreislaufwirtschaft ergibt sich daraus eine klare Handlungsanweisung. Qualität setzt sich durch. Wer frühzeitig auf hochwertige Rezyklate setzt, sichert sich Liefersicherheit und Preisstabilität. Gleichzeitig sind Politik und Finanzwelt gefordert, wirtschaftliche Anreize und Zugang zu Rohstoffen zu schaffen. Ohne verlässliche Investitionsbedingungen gerät die Transformation in einen geschlossenen Kunststoffkreislauf ins Stocken.

Bild oben: Der Preis für PE-LD-Rezyklate bleiben stabil. Grafik: Prognostica

Von fil