Marco Fuchs, CEO des Raumfahrtunternehmens OHB SE, hält die Vorstellung, dass die Menschheit vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels auf andere Planeten wie etwa den Mars flüchten könnte, für Hirngespinste. „Dass wir dereinst einfach in Raumschiffe steigen werden, um auf den Mars oder einen anderen Planeten unseres Sonnensystems umzuziehen, wird nicht passieren. Der Traum der mulitplanetaren Gesellschaft klingt ganz schmissig, ist aber noch sehr, sehr lange unrealistisch“, schreibt Fuchs in seiner Kolumne „Space Encounter“, die im Digitalmagazin der firmeneigenen Internetseite erscheint. „Vor allem der viel diskutierte Mars eignet sich nun mal ganz und gar nicht dafür. Es gibt fast keine Atmosphäre und der Boden ist giftig. Dagegen ist der fieseste Antarktiswinter ein Wellnessprogramm“, sagt der Raumfahrtunternehmer aus Bremen.

Marco Fuchs, CEO des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB SE. Foto: OHB

Er sei kein Gegner von wissenschaftlichen Marsmissionen, und eines fernen Tages könne er sich sogar vorstellen, dass die Menschheit dort eine Forschungsstation wie in der Antarktis betreibe. „Aber der Mars ist nicht die Lösung für unser Klimaproblem auf der Erde“, betont Fuchs. „Anders formuliert: der Mars ist nicht unser Rettungsschiff! Statt uns also mit dem Exodus von der Erde zu beschäftigen, sollten wir viel lieber all unsere Kraft und Kreativität darauf verwenden, den Schlamassel, in den wir uns in den vergangenen 200 Jahren auf unserem eigenen Planeten gebracht haben, wieder zu beseitigen.“

Die Ereignisse der vergangenen Monate hätten der Menschheit endgültig vor Augen geführt, dass etwas nicht mehr stimme mit dem Klima. Es sei klar und deutlich geworden, dass nun wirklich keine Zeit mehr zum Reden und Debattieren sei – es müsse gehandelt werden. „Um dafür aber möglichst gute Entscheidungen zu treffen, brauchen wir jedoch noch mehr und noch bessere Daten über den Zustand des Klimas“, fordert Fuchs. „Vom All aus ist es schlicht einfacher, die Nutzung und auch die Zerstörung der Oberfläche zu erfassen. Etwa indem illegale Fischerei, Brandrodung oder Holzschlag genau dokumentiert werden können. Das Problem derzeit besteht ja darin, dass es einfach noch viel zu leicht ist, sich wegzumogeln. Das geht nicht mehr, wenn vom Weltall auf die Erde geschaut wird“, so Fuchs.

„Wir sind gerade in einer Phase angekommen, in der wir mit Satellitenprogrammen wie der europäischen Erdbeobachtungsmission Copernicus in die operative Klimaüberwachung der Erde einsteigen“, schreibt der Unternehmer. „Die Mission CO2M, die gerade im Rahmen des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus entwickelt wird, wird es etwa in einigen Jahren ermöglichen, CO2-Emmissionen in der Atmosphäre zu messen und somit die Verursacher ganz konkret zu verorten. Mehr noch: künftig werden Satelliten durch eine Rund-um-die-Uhr-Abdeckung der Erde diese Verursacher sogar im wahrsten Sinn des Wortes auf frischer Tat ertappen können.“ Künftig werde es ein 24/7-Klimamonitoring geben. „Das wird auch dringend nötig sein, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen, vor allem aber jene Länder zu sanktionieren, die sich nicht daran halten. Politiker werden also künftig bessere Daten haben, um ihre Entscheidungen nicht nur zu treffen, sondern deren Richtigkeit und vor allem Notwendigkeit auch zu belegen. Das wiederum macht die Entscheidungen auch legitimer. In einer Zeit, in der Querdenker und andere Verschwörungsgruppen Zweifel an der Seriosität von Wissenschaft säen, ist es enorm wichtig, mit Daten und Fakten zu arbeiten, die über jeden Zweifel erhaben sind“, so Fuchs.

Bild ganz oben: Es wird noch sehr lange dauern, bis Menschen in Raumschiffen zu anderen Planeten reisen, um sie zu kolonisieren. Bis dahin wäre es klug, den einen bewohnbaren Planeten zu schützen. Foto: Pixabay/kalhh

Von fil