Recyclingtechnik hat nicht den Ruf, junge Menschen magnetisch anzuziehen. Jacob Manhartsgruber aber ist überzeugt, dass sich das ändern lässt wenn man erklärt, worum es geht, und zeigt, was möglich ist. Der 20-jährige Betriebstechniker arbeitet bei Erema in Österreich. Auf der K-Messe war er Teil der Initiative „Young Talents“, wo er über Bottle-to-Bottle-Recycling sprach, über technische Aufklärung und über ein irisches Milchflaschenprojekt, das für ihn mehr ist als nur eine gute Idee.
„Ich bin durch die Schule und ein Projekt mit Plasticpreneur zur Erema Group gekommen“, erzählt Manhartsgruber. Das Start-up ist Teil der Unternehmensgruppe und entwickelt kompakte Maschinen für Bildung und Entwicklungshilfe. Sein Lehrer stellte das Projekt im Unterricht vor. Manhartsgruber war sofort interessiert. „Mich hat fasziniert, dass man mit diesen Maschinen Kunststoffreste zu neuen Produkten machen kann – einfach, direkt, nachvollziehbar.“ Über das Schulprojekt entstand der Kontakt zu Erema. Dort absolvierte er die Lehre zum Elektrotechniker und arbeitet heute in der elektrischen Inbetriebnahme von Recyclinganlagen. „Wir testen die Maschinen im Werk durch, bevor sie zum Kunden gehen. Damit sie reibungslos laufen.“
Technik anschaulich machen

Für seine Rolle bei „Young Talents“ auf der Messe ging es nicht darum, für die Branche zu werben, sondern um Verständlichkeit. „Ich will zeigen, wie Kunststoffrecycling funktioniert. Gerade bei PET-Flaschen kann man gut erklären, dass daraus wieder neue Flaschen gemacht werden können.“ Das sei vielen nicht bewusst.
Ein Beispiel, das er auch gern nennt, ist das irische Milchflaschenprojekt. Auf der Rückseite der Verpackung ist eine Kuh mit der Aufschrift „Ich war mal eine Flasche“ zu sehen. „Das bleibt den Leuten im Kopf. Man sieht gleich, dass da ein Kreislauf dahintersteht.“ Die Flasche wurde aus Rezyklat produziert, das wieder aus Verpackungsabfällen stammt. Für Manhartsgruber ein Beleg dafür, wie Kommunikation und Technik zusammenwirken können. Auch die Recyclat-Initiative von Frosch erwähnt er im Gespräch – als weiteres Beispiel für gelungene Anwendungen im Alltag. „Solche Produkte kennt jeder. Das hilft, Recycling greifbar zu machen.“
Lernen heißt verstehen
Neben der Großtechnik spricht Manhartsgruber auch über seine Erfahrungen mit Plasticpreneur. Die mobilen Maschinen können Kunststoffabfälle zu einfachen Gebrauchsgegenständen verarbeiten. Er sieht darin eine wichtige Brücke für Bildungsarbeit. „Man kann direkt zeigen, wie das Material geschmolzen, gepresst und neu geformt wird. Das ist ideal für Schulen oder Workshops.“ Er selbst führt solche Maschinen inzwischen gelegentlich vor. „Da ist das Interesse sofort da. Es wird gefragt, ausprobiert – man sieht, wie aus dem Müll wieder etwas wird.“
Fragen offen ansprechen
Im Alltag begegnet Manhartsgruber immer wieder Unsicherheiten. Was darf in die Gelbe Tonne? Sind Kunststoffverpackungen schlechter als Papier? Wie sauber muss Recycling sein? „Ich erkläre dann, was technisch möglich ist, wo die Grenzen liegen und dass es auf die Sortierung, das Design und die Nutzung ankommt.“ Er will nicht bewerten, sondern Wissen vermitteln. „Mir geht es darum, dass die Leute verstehen, was mit dem Material passiert.“
Praxisnähe und Imagearbeit
Die K-Messe war für ihn die erste große Fachveranstaltung. Viele Gespräche drehten sich um Technik, Prozesse und Anwendungen. „Ich habe die Branche als sehr offen erlebt. Die Leute waren bereit, sich auszutauschen – auch mit jemandem, der noch nicht so lange dabei ist.“ Sein Eindruck: Wer sich für Kunststoffrecycling interessiert, findet Zugang – wenn Neugier und Bereitschaft zur Auseinandersetzung vorhanden sind. Für ihn steht fest: „Das Thema ist zu wichtig, um es den Vorurteilen zu überlassen.“
Bild oben: Im Gespräch erklärt Jacob Manhartsgruber, warum er sich für eine Tätigkeit mit Kunststoff entschieden hat und was ihm bei seiner ersten K aufgefallen ist. Foto: Circular Technology
