Wie das Start-up ReBattery mit KI und Plattformdenken die Rücknahme und Wiederverwertung von Altbatterien effizienter, transparenter und wirtschaftlich sinnvoll gestaltet.
In der Circular Economy ist die Rückführung von Batterien einer der komplexesten Materialströme. Derzeit bleibt ein erheblicher Teil potenziell wiederverwendbarer oder recycelbarer Batteriesysteme ungenutzt – weil Informationen fehlen, Mengen zu klein sind oder Marktprozesse intransparent bleiben. Das britische Start-up ReBattery setzt genau hier an: Mit einer intelligenten, datenbasierten Plattform will das Unternehmen die Lücke zwischen OEMs, Wiederverwendenden und Recyclern schließen – und dabei Vertrauen, Volumen und Effizienz in einem fragmentierten Markt schaffen.
Vom Altprodukt zur Ressource: Das System ReBattery
Batterien am Lebensende sind kein homogener Strom. Rückläufer aus Konsumgütern, Industrie oder Elektromobilität variieren stark hinsichtlich Typ, Zustand und Potenzial für Zweitnutzung oder Recycling. Hersteller sind oft gesetzlich zur Rücknahme verpflichtet, verfügen aber weder über eine passende Infrastruktur noch über tagesaktuelle Marktzugänge.
ReBattery positioniert sich hier als digitaler Mittler mit einem klaren Ziel: den logistischen und informatorischen Aufwand für OEMs zu minimieren – und gleichzeitig den Recyclern kontinuierlich passende Mengen in standardisierter Qualität zu liefern. Kern der Lösung ist eine KI-gestützte Plattform, die Altbatterien identifiziert, klassifiziert und marktfähig macht.
KI, Klassifikation und Konditionen
Der technologische Hebel von ReBattery liegt in der automatisierten Erkennung und Bewertung gebrauchter Batteriesysteme. Über eine smarte Benutzeroberfläche können Hersteller und Entsorger Batterien registrieren – selbst wenn nur rudimentäre Informationen vorliegen. Die Plattform identifiziert den Typ, gleicht ihn mit Materialdatenbanken ab (z. B. MSDS) und gibt Rückschlüsse auf den Materialwert – etwa anhand der enthaltenen Mengen an Lithium, Kobalt oder Nickel.
Diese Datenbasis bildet die Grundlage für ein flexibles Marktmodell: Batterien, die potenziell zweitverwendet werden können, lassen sich 30 Tage lang auf einem internen Marktplatz listen. Findet sich in dieser Zeit kein Abnehmer, erfolgt automatisch die Übergabe an Recycler. „Das reduziert nicht nur operative Komplexität auf OEM-Seite“, sagt Gründer Alex Polglase, „es sichert auch den konstanten Materialfluss für Recycler – ohne deren teure Akquise- und Vertriebskosten.“
Dezentral bündeln, zentral veredeln
Ein besonderer Vorteil liegt in der Logistiklogik der Plattform: ReBattery bündelt kleine Mengen von verschiedenen Akteuren zu wirtschaftlich verwertbaren Chargen. Fünf Unternehmen mit je 10–20 Batterien können so zu einer Sendung zusammengefasst werden, was Transportkosten senkt und bessere Verwertungspreise erzielt. „Die Bündelung bringt Volumen, und Volumen bringt Marktattraktivität – gerade in dezentralen Sammelstrukturen“, so Polglase. Die Plattform arbeitet bereits mit lokalen Recyclingpartnern in mehreren Ländern zusammen – auch in Deutschland ist ReBattery aktiv und baut die Infrastruktur aktuell weiter aus.
Vertrauen durch Standards – und digitale Transparenz
Im derzeit noch jungen Markt für Altbatterien fehlt es an belastbaren Standards, was Rücknahme, Zustandserfassung und Preisfindung betrifft. ReBattery adressiert dieses Defizit bewusst: Die Plattform liefert standardisierte Datenformate, erlaubt die Integration in ERP-Systeme und strebt an, die Rücknahmequote über Transparenz und Planbarkeit zu erhöhen.
Ein nächster Entwicklungsschritt: die Integration dynamischer Preismodelle, die Marktvolatilitäten bei Rohstoffpreisen in Echtzeit in den Entscheidungsprozess einfließen lassen. Das Ziel: ReBattery soll nicht nur Infrastruktur bereitstellen, sondern Marktintelligenz – um Circular Economy auch betriebswirtschaftlich planbar zu machen.
Circular Tech Use Case mit Skalierungspotenzial
ReBattery steht exemplarisch für eine neue Generation digitaler Infrastruktur in der Kreislaufwirtschaft: skalierbar, modular, interoperabel. Das Unternehmen fokussiert nicht auf große Einzelmengen, sondern auf die intelligente Aggregation kleiner Ressourcenströme – und das datengetrieben. Gerade im Kontext des EU-Batteriepasses, wachsender gesetzlicher Rücknahmequoten und der steigenden Nachfrage nach Sekundärrohstoffen bietet ReBattery eine praxistaugliche Lösung mit hoher Anschlussfähigkeit. Circular Technology, operationalisiert.
Bild oben: Gründer Alex Polglase sieht großes Potenzial im Batterierecycling. Foto: Circular Technology