Die Salzgitter AG, Avacon und Linde haben einen wichtigen Schritt auf dem Weg in die Dekarbonisierung der Stahlindustrie vollzogen. Mit der Inbetriebnahme des in Deutschland einzigartigen Sektorkopplungsprojekts „Windwasserstoff Salzgitter – WindH2“ wird auf dem Gelände des Hüttenwerks in Salzgitter künftig grüner Wasserstoff mit Strom aus Windenergie erzeugt.

WindH2 bildet einen zentralen Baustein des von der Salzgitter AG entwickelten Technologieprojektes SALCOS – SAlzgitter Low CO2Steelmaking ab. SALCOS beschreibt den effizientesten und zeitnah umsetzbaren Weg zu einer Reduzierung von CO2-Emissionen, langfristig sogar zu einer fast CO2-freien Stahlherstellung. Dabei wird regenerativ erzeugter Wasserstoff den bislang für die Verhüttung von Eisenerzen erforderlichen Kohlenstoff substituieren. Die bislang betriebenen drei Hochöfen müssen dafür schrittweise durch eine Kombination aus Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen ersetzt werden. Über eine solche Transformation der Stahlerzeugung könnten deren CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 um etwa 95 % verringert werden.

Sieben Windkraftanlagen produzieren pro Stunde 450m³ Wasserstoff

Die neu errichteten Anlagen wurden kürzlich in Salzgitter der Öffentlichkeit vorgestellt. Avacon, ein Unternehmen der E.ON-Gruppe, betreibt auf dem Gelände der Salzgitter AG sieben neu errichtete Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 30 Megawatt. Die Salzgitter Flachstahl GmbH hat zentral auf dem Werksgelände zwei Siemens 1,25 Megawatt-PEM-Elektrolyse-Einheiten installiert, die pro Stunde rund 450 m3 hochreinen Wasserstoff erzeugen werden. Schon heute wird in der Stahlherstellung Wasserstoff für Glühprozesse und in den Feuerverzinkungsanlagen eingesetzt. Der Industriegasproduzent Linde liefert das Gas zurzeit per Lkw und wird auch künftig die kontinuierliche Versorgung des Wasserstoffbedarfs absichern. Sämtliche Anlagen sind derzeit im Probebetrieb.

Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG erklärte bei der Eröffnung: „Wir sind stolz darauf, Vorreiter der industriellen Nutzung von grünem Wasserstoff in der Stahlindustrie zu sein. Wie mit unserem SALCOS-Projekt aufgezeigt, sind wir technologisch in der Lage, mittels Wasserstoff signifikante CO2-Reduzierungen zu erzielen. Die bislang in Deutschland einzigartige Sektorkopplung „Windwasserstoff Salzgitter- WindH2“ ist ein bedeutender Baustein auf dem Weg in eine klimafreundliche Stahlproduktion.“

Mit “WindH2“ wollen die Partner Know-how sowie Erfahrungen mit der Vor-Ort-Produktion von Windstrom und Wasserstoff, sowie deren Integration in die komplexen Abläufe und Prozesse eines integrierten Hüttenwerks sammeln. Die Kosten für das gesamte Projekt – Errichtung der Windräder und der Wasserstoffanlagen inklusive deren Einbindung in die bestehenden Leitungsnetze – belaufen sich auf rund 50 Mio. Euro. Der Bau der Elektrolyse wurde von der KfW gefördert.

Bild oben: Zur Eröffnung der Anlage kamen unter anderem Staatssekretär Andreas Feicht, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (in Vertretung für Peter Altmaier MdB, Bundesminister für Wirtschaft und Energie); Dr. Bernd Althusmann, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitales; Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz; Dr. Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender E.ON SE; Marten Bunnemann, Vorstandsvorsitzender Avacon AG sowie Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender Salzgitter AG. Foto: Salzgitter AG

Von fil