Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) legen ein gemeinsames Positionspapier vor, in dem Wege zur Klimaneutralität bis 2050 vorgestellt werden. Leopoldina und RNE zeigen darin Handlungsoptionen für die erforderlichen Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf, die angesichts der großen Dringlichkeit und der historischen Dimension der vor uns liegenden Transformation erforderlich sind. Leopoldina und RNE wollen sich mit dem Papier bewusst nicht am Wettlauf um die ambitionierteste Zielsetzung beteiligen, sondern ein Optionenpapier für die wichtigsten Umsetzungsschritte liefern. Das Positionspapier wird auf der 20. RNE-Jahreskonferenz am 08. Juni 2021 vorgestellt und Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht.

„Die Chancen aus dem European Green Deal, der neuen US-Administration und zusätzlichen Klimazusagen etwa durch China und die G7 müssen jetzt genutzt werden, um internationale Klimaschutzallianzen auszubauen und zu festigen“, sagt Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. „Neben dem globalen CO2-Preis braucht es vorausschauende, sektorübergreifende Investitionen in den Infrastrukturausbau sowie in neue klimafreundliche Technologien“, so Haug weiter.

Fundamemtaler Wandel wird unterschätzt

Dr. Werner Schnappauf, Vorsitzender des RNE, weist auf die häufig unterschätzte Tragweite des Vorhabens hin: „Für eine echte Transformation ist eine ganz andere Dimension des Handelns nötig. Zur Erreichung von Klimaneutralität ist es notwendig fundamental umzusteuern. Allein für die Dekarbonisierung der Industrie ist bis zum Vierfachen der bisherigen Menge an Energie aus erneuerbaren Quellen nötig.“ Dies mache deutlich, wie rasant in den kommenden Jahren der Ausbau erneuerbarer Energien einschließlich der Netze erfolgen muss. „Entscheidend ist, dass so viel grüner Strom wie möglich, so rasch und so günstig wie möglich verfügbar gemacht wird“, betonte Schnappauf. Für die damit verbundenen Veränderungen müssten die Bürgerinnen und Bürger eingebunden und ihr Engagement gefördert werden. „Diese Jahrhundertaufgabe erfordert schnelles Handeln, das unserer Verantwortung gegenüber der jungen und den nachfolgenden Generationen gerecht wird“, so Schnappauf.

Emissionshandel als wichtigstes Instrument

Um die Transformation zu realisieren, setzen die Autorinnen und Autoren auf den CO2-Emissionshandel als Leitinstrument, eingebettet in eine klimapolitische Gesamtstrategie einschließlich regulatorischer Rahmen-, Förder- und Ordnungspolitik. Hinzukommen müsse eine breite Mobilisierung privaten Kapitals. Dazu sei eine langfristige Investitionssicherheit erforderlich.

Zentrale Aussage des Positionspapiers ist zudem, dass Klimaschutz nur europäisch im Rahmen des European Green Deal und letztendlich global die nötige Wirksamkeit entfalte. Die Autorinnen und Autoren behandeln neben Optionen des marktpolitischen Handelns auch Fragen der Finanzierung, der außenpolitischen Dimension, der internationalen Solidarität, des sozialen Ausgleichs und der Bildung.

Bild oben: Die Weiche in Richtung Klimaneutralitität müssen kurzfristig gestellt werden, und zwar umfassend und weltweit. Foto: Pixabay/MichaelGaida

Von fil