Jan Bauer, Geschäftsführer von RIGK GmbH, einem Anbieter von Rücknahmesystemen für Kunststoffe und Verpackungen, spricht über die Herausforderungen, vor denen die Industrie bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft steht. Dabei geht er auch auf die Bedeutung von Strategien im Kontext der Etablierung der Kreislaufwirtschaft und die Verwendungsfelder und -bedeutung von Kunststoffrezyklaten ein.

Unser gemeinsames Thema ist eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Was sind aus Ihrer Sicht die grundlegenden Voraussetzungen dafür?

Jan Bauer: Für uns als Unternehmen, aber ich denke auch für die Industrie, ist wichtig, dass eine Kooperation über die gesamte Wertschöpfungskette stattfindet. Nur so können wir eine effektive und auch nachhaltige Kreislaufwirtschaft im Bereich der Kunststoffe erreichen.

Würden Sie sich und RIGK GmbH bitte kurz vorstellen?

Jan Bauer: Mein Name ist Jan Bauer. Ich bin Geschäftsführer der RIGK GmbH, die 1992 von der kunststoffherstellenden und -verarbeitenden Industrie mit dem Zweck gegründet wurde, Rücknahmesysteme für Kunststoffe und Verpackungen zu etablieren. Das machen wir erfolgreich mit aktuell 7 Systemen in Deutschland am Markt.

Wo sehen Sie bei der Etablierung der Kreislaufwirtschaft im Segment Kunststoffe die größten Herausforderungen?

Jan Bauer: Die größten Herausforderungen sind im Endeffekt auch die größten Chancen. Sie bestehen darin, dass der Weg hin zur Kreislaufwirtschaft auf strategischen Prozessen und Entscheidungen beruht. Das heißt, wir können sie nicht von heute auf morgen zu Ende führen, sondern die Umstellung und Etablierung dauert seine Zeit. Dafür wirken sie nach erfolgreicher Umsetzung umso nachhaltiger. Wie anfangs schon gesagt, trifft eine Umstellung zur Kreislaufwirtschaft die gesamte Wertschöpfungskette. Das fängt an beim Design von Produkten, geht weiter über die Distribution, über die Rücknahme, das Recycling und last but not least dann auch wieder über den Einsatz der (zurück-)gewonnen Rohstoffe.

Wie trägt die RIGK GmbH zur Überwindung dieser Herausforderungen bei?

Das ERDE-System hat im aktuellen Jahr für das Recycling von 26.000 t gebrauchter Agrarfolien gesorgt. Foto: Pixabay

Wir tun tagtäglich etwas dafür, da unser Geschäftszweck ja gerade dieser ist –  nämlich die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe voranzutreiben. Wir als RIGK bringen Stakeholder aus der Value Chain zusammen, um die Rückführung von Kunststoffen über unsere Systeme aktiv zu gestalten und voranzutreiben, also mehr Kunststoffe in den Kreislauf zurückzuführen und die Kreislaufführung  zu erhöhen. Mit der Gründung von plastship haben wir überdies auch am Anfang und Ende der Wertschöpfungskette neue Impulse gesetzt. plastship kümmert sich um Design for Recycling und um die Vermarktung von Regranulaten. Das bedeutet, wir schauen, dass kreislauffähige Verpackungen in den Markt kommen. Zudem treiben wir das Thema voran, welches aktuell sowohl der Industrie als auch der Politik unter den Nägeln brennt, nämlich den Einsatz von Regranulaten, das Ankurbeln von Nachfrage in diesem Bereich sowie die Schaffung von einheitlichen Qualitätsstandards. Dafür ist das Plattformmodell von plastship das perfekte Tool. Digitalisierung ist aus unserer Sicht ein Katalysator für Circular Economy Modelle.

Wo liegt denn die Stärke der RIGK bei dem systematischen Ansatz?

Jan Bauer: Unsere Stärke liegt darin, dass wir von der Industrie kommen und für die Industrie tätig sind. Wir vertreten also die Interessen der Industrie hinsichtlich des Themas Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen. Das heißt, wir wissen auch, wie wir die verschiedenen Stakeholder sowohl aus der Entsorgungsbranche wie auch aus der kunststoffverarbeitenden oder kunststoffherstellenden Industrie an einen Tisch bringen und wo die gemeinsamen Interessen sind, die es zu verbinden gilt und wo die Synergien liegen.

Gibt es Leuchtturmprojekte, die man hervorheben könnte?

Jan Bauer: Bei uns kann eigentlich die gesamte Systemlandschaft als Erfolg für mehr Nachhaltigkeit gesehen werden. 1992 haben wir das RIGK-System ins Leben gerufen. Es wurde von der Industrie etabliert, um den Verpflichtungen aus der Verpackungsverordnung gerecht zu werden. Damit sind wir bis heute erfolgreich und konnten durch unsere Leistung dafür sorgen, dass wir hohe Recyclingquoten im Bereich von Industrieverpackungen erzielen. Ein neueres Modell ist das auf freiwilliger Basis basierende ERDE-System, in dessen Rahmen wir es gemeinsam mit der Industrie geschafft haben, ein Rücknahmesystem zu etablieren, das allein dieses Jahr 26.000 Tonnen an Kunststoffen aus der Landwirtschaft zurückgenommen und recycelt hat. Die Grundlage dafür ist eine freiwillige Selbstverpflichtung, die letztes Jahr mit dem Bundesumweltministerium geschlossen wurde.

Wo und wie sollten denn mehr Rezyklate eingesetzt werden?  Wie könnte man dazu kommen, dass mehr Rezyklate eingesetzt werden und wo könnten dies geschehen?

Jan Bauer: Ich sehe ganz klar: Wir wollen und müssen ein ambitioniertes Ziel haben. Das ambitionierteste und wahrscheinlich nachhaltigste Ziel, das Einsetzen von Regranulaten, besteht nach wie vor darin, sie auch in den Produkten wieder einzusetzen, aus deren Quelle sie kommen, sprich ein Closed-Loop-Recycling zu etablieren. Das bedeutet, Verpackungsregranulate auch möglichst wieder in Verpackungen einzusetzen. Das geschieht bereits. Es gibt gute Beispiele aus dem Folien- und dem Hartkunststoffbereich und ich glaube, dass das die Zukunft ist. Ein Vorreiter sind beispielsweise Agrarfolien. Hier findet sich ein hoher Rezyklatanteil in neuen Silofolien wieder. Das sind Leuchtturmprojekte, an denen wir uns definitiv orientieren sollten, um das Schwungrad der Kreislaufwirtschaft zum Laufen zu bringen und auch nachhaltig in Bewegung zu halten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Foto Jan Bauer: RIGK

Von fil