Immer mehr Menschen kaufen online ein. Schnell, bequem und oft zum besten Preis. Doch nachhaltige Produkte und zirkuläre Alternativen tauchen dabei kaum auf. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamts zeigt, woran das liegt und wie digitale Plattformen den Wandel hin zu einem verantwortungsvolleren Konsum blockieren oder fördern könnten.
Preis und Komfort zählen nach wie vor mehr als Umweltbewusstsein. Wer im Netz einkauft, stößt selten auf nachhaltige Optionen. Sie werden kaum empfohlen und sind oft nur mit erheblichem Aufwand auffindbar. Viele Nutzerinnen und Nutzer wären durchaus bereit, sich für ressourcenschonende Produkte zu entscheiden. Die digitalen Strukturen unterstützen das jedoch kaum. Empfehlungssysteme und Angebotslogiken der Plattformen belohnen vor allem den Neukauf. Reparaturdienste, Secondhand-Angebote oder Mietmodelle sind entweder schwer zu finden oder gar nicht erst integriert. Nachhaltigkeit bleibt damit im digitalen Alltag weitgehend unsichtbar.
Nachhaltige Option oft nicht sichtbar
Informationen zu Umweltstandards oder Produktlebensdauer sind zwar grundsätzlich vorhanden. Entlang der üblichen Klickpfade erscheinen sie jedoch selten. Oft wirken sie wenig vertrauenswürdig oder sind schwer vergleichbar. Seiten mit glaubwürdigen Angaben erreichen nur eine kleine Zielgruppe. Große Plattformen bieten hingegen kaum hilfreiche Orientierung. Auch bei der Produktsuche wird Nachhaltigkeit nicht aktiv unterstützt. Filter für reparierbare oder langlebige Produkte fehlen häufig oder sind kompliziert zu nutzen. Wer zirkulär kaufen will, muss selbst viel Zeit investieren. Das schreckt viele ab. Besonders problematisch sind die strukturellen Hürden. Reparaturen gelten als teuer und schwer zugänglich. Gebrauchtwaren lösen oft Unsicherheit aus, etwa hinsichtlich Qualität, Zustand oder Hygiene. Fehlender Käuferschutz und eingeschränkte Rückgabemöglichkeiten machen den Neukauf zur bequemeren und sichereren Wahl.
Systematische Änderungen können helfen
Die Studie nennt konkrete Ansätze, um das zu ändern. Digitale Plattformen könnten Nachhaltigkeit systematisch in ihre Strukturen einbauen. Empfehlungen sollten nicht nur den Preis, sondern auch Umweltkriterien berücksichtigen. Such- und Vergleichsfunktionen könnten Informationen zu Energieeffizienz, Materialherkunft oder Langlebigkeit transparent machen. Auch der Secondhand-Bereich ließe sich stärken. Klare Standards für wiederaufbereitete Produkte und faire Rückgaberichtlinien würden das Vertrauen erhöhen. Zirkuläre Angebote könnten direkt in bestehende Online-Shops eingebunden werden. Auch öffentliche Beschaffungsrichtlinien sollten solche Lösungen berücksichtigen. Ein zentraler Hebel bleibt die Reparatur. Viele Menschen würden lieber reparieren als neu kaufen. Doch sie finden kaum Angebote oder fühlen sich allein gelassen. Bessere Information, finanzielle Anreize und die direkte Integration von Reparaturservices in digitale Plattformen könnten hier entscheidend sein.
Laut Umweltbundesamt tragen die Betreiber großer Online-Plattformen Verantwortung. Wenn nachhaltiger Konsum zur Regel statt zur Ausnahme werden soll, müssen umweltschonende Angebote genauso sichtbar sein wie das günstigste Produkt. Nur so kann der digitale Konsum Teil der Lösung werden statt Teil des Problems.
Bild oben: Nachhaltige Produkte sind im Onlinehandel häufig schwierig zu finden, so das Umweltbundesamt. Abbildung: Circular Technology mit DALL-E