Das taiwanische Unternehmen Chimei stellt auf der K 2025 seine Strategien für Nachhaltigkeit und Klimaneutralität vor. Von nahezu vollständiger Abfallverwertung über neue CCU-Technologien bis hin zu energieeffizienten Produkten zeigt das Unternehmen, wie sich petrochemische Produktion mit den Zielen einer grünen Zukunft verbinden lässt.
Im Jahr 2023 erreichte Chimei nach eigenen Angaben eine Wiederverwertungsquote von 98,9 Prozent. Den größten Anteil hat die thermische Verwertung: 87 Prozent der Industrieabfälle werden in eigenen Anlagen verbrannt, die entstehende Wärme treibt die Dampferzeugung für die Produktion an. Die übrigen 11,9 Prozent – darunter Eisen, Verpackungsmaterialien, Holzpaletten oder Flugasche – werden extern recycelt oder wiederverwertet. Nur 1,1 Prozent gelangen noch auf Deponien. Zur weiteren Reduzierung setzt Chimei auf neue Maschinen wie Entwässerer, Extruder und Schredder. Reststoffe aus Kunststoff oder Gummi sowie Beschnittreste werden zerkleinert, zu Granulat aufbereitet und wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt.
Kreislaufwirtschaft mit Schlacke und Flugasche
Ein konkretes Beispiel für die praktische Umsetzung der Kreislaufwirtschaft ist die Nutzung von Bodenschlacke. Bis zu 20 Tonnen pro Monat werden zu hochverdichteten Betonsteinen verarbeitet. Geplant ist zudem, die Schlacke für die Straße vor dem Werkstor einzusetzen. Ab 2026 soll außerdem Flugasche genutzt werden, die bislang ungenutzt anfällt. Rund 120 Tonnen pro Jahr werden dann zu Controlled Low Strength Material (CLSM) verarbeitet. Das Material eignet sich für Bauhinterfüllungen, Drainagesysteme und andere Anwendungen, bei denen keine hohe Festigkeit erforderlich ist. Neben der Abfallverwertung wird eine Verringerung der CO₂-Emissionen um 51 Prozent erwartet.
Recyclingpartnerschaften mit messbarem Effekt
Chimei arbeitet mit ausgewählten Lieferanten und Kunden zusammen, die Nachhaltigkeit ebenfalls als Kernziel verfolgen. Gemeinsam wurde ein Rückführungs- und Logistiksystem aufgebaut, mit dem gebrauchte PP-Säcke gesammelt und wiederverwertet werden. Die so entstehenden Einsparungen entsprechen einer Verringerung der CO₂-Emissionen um 24 Prozent pro Sack. Die Berechnungen beruhen auf Daten aus staatlichen und internationalen Datenbanken. Vor allem aber zeigt die Kooperation den Anspruch von Chimei, gemeinsam mit Partnern konkrete Fortschritte in Richtung einer klimaneutralen Zukunft zu erzielen.
Chemisches Recycling für optische Anwendungen
Für die Produktion von Lichtleiterplatten nutzt Chimei recyceltes MMA. Mechanisches Recycling reicht für diese anspruchsvolle Anwendung nicht aus, da Verunreinigungen die optische Qualität beeinträchtigen. Stattdessen wird chemisches Recycling eingesetzt. PMMA-Abfälle werden in Monomere zerlegt und anschließend zu Materialien in Neuwarenqualität repolymerisiert. Auf diese Weise lassen sich Transparenz, Helligkeit und Farbtreue sicherstellen.
Potenzial von CCU-Technologien

Bei der Nutzung von Carbon Capture and Utilization (CCU) hat Chimei in Pilotanlagen eine CO₂-Reduktion von 17 Prozent erreicht. Bis Ende 2026 soll die Verifizierung des Prozesses abgeschlossen sein, anschließend ist der Einsatz in PC-Produkten vorgesehen. Herausforderungen sind nach wie vor die hohen Kosten der Abscheidung und der Einsatz spezieller Chemikalien.
Investitionen für die Klimaziele 2030

Chimei ist das erste petrochemische Unternehmen in Taiwan, dessen Klimaziele für 2050 von der Science Based Targets Initiative bestätigt wurden. Für das Zwischenziel einer 42-prozentigen Emissionsminderung bis 2030 setzt das Unternehmen sowohl auf Energiewende als auch auf Prozessverbesserungen. Seit Februar 2023 betreibt Chimei ein Gas-Turbinen-Kraft-Wärme-Kopplungswerk. Mit einer jährlichen Stromproduktion von über 500 Millionen Kilowattstunden und 160 Tonnen Dampf pro Stunde reduziert es die CO₂-Emissionen um 124.000 Tonnen und ermöglicht 80 Prozent Eigenversorgung. Ergänzend baut Chimei Solaranlagen mit 22 Megawatt Gesamtkapazität aus, prüft den Einsatz von Wasserstoff und verhandelt einen Stromabnahmevertrag für Offshore-Windenergie.
Parallel dazu steigert das Unternehmen die Energieeffizienz, senkt den Rohstoffverbrauch und modernisiert Anlagen. Gemeinsam mit dem Industrial Technology Research Institute wurde eine CCU-Technologie entwickelt, die Rauchgas-CO₂ in einen Vorstoff für Polycarbonate umwandelt und die Emissionen um 17 Prozent senkt.
Seit 2024 sind zudem interne Preise für CO₂ und Wasser in Kraft. Sie fließen in die Produktkalkulation ein und stellen sicher, dass Investitionsentscheidungen stets unter dem Aspekt der Emissionsreduktion getroffen werden.
Carbon Handprint für die Kunden
Chimei verfolgt neben der eigenen CO₂-Reduktion auch das Konzept des Carbon Handprint. Damit sind positive Umwelteffekte gemeint, die Kunden durch den Einsatz von Chimei-Produkten erzielen. Ein Beispiel sind energieeffiziente Photoresists. Interne Tests und gemeinsame Pilotprojekte zeigen, dass sie bei gleicher lithografischer Leistung bis zu 33 Prozent kürzere Bake-Zeiten und 25 Prozent geringere Belichtungsenergie benötigen. Das senkt unmittelbar den Stromverbrauch und reduziert die CO₂-Emissionen in den Fertigungsprozessen.
Da die Produktionsbedingungen der Kunden variieren, werden keine absoluten Zahlen für die CO₂-Einsparung angegeben. Stattdessen kommuniziert Chimei relative Verbesserungsraten und stellt die zugrunde liegende Methodik bereit. Kunden können die Ergebnisse so in ihre eigene CO₂-Bilanzierung übernehmen. Durch diesen Ansatz bleibt der Carbon Handprint von Chimei nachvollziehbar und relevant und unterstützt gleichzeitig die ESG- und Klimastrategien der Kunden. Auf der K 2025 ist Chimei in Halle 5 auf Stand A 06 zu finden.
Bild ganz oben: Vor der K 2025: (v.l.) Roy Yang (Chimei) Philipp Lubos (Circular Technology und Morris Ling (Chimei). Foto: Circular Technology