Auf der K 2025 präsentierte die taiwanische CHIMEI Corporation erstmals einen eigenen unabhängigen Messestand. Das Unternehmen stellte marktorientierte Materiallösungen vor, die auf aktuelle technische und regulatorische Anforderungen ausgerichtet sind. Im Gespräch mit Roy Yang, Manager Sustainable Material Solutions Department, und Chris Yao, Manager Product Planning Department, wurde deutlich, dass CHIMEI seine Zusammenarbeit mit Kunden als Entwicklungspartner weiter vertieft. Ziel ist es, funktionale Kunststoffe bereitzustellen, die sowohl industrielle Leistungsanforderungen als auch künftige regulatorische Vorgaben erfüllen.

CHIMEI betont seine Rolle als Lösungsanbieter. Technische Kunststoffe sind für Kunden nur dann wirtschaftlich sinnvoll, wenn sie mehrere Anforderungen gleichzeitig erfüllen – funktionale Eigenschaften wie Flammhemmung oder Dimensionsstabilität ebenso wie Verfügbarkeit, Prozesssicherheit und regulatorische Konformität. Die Nachfrage verlagert sich zunehmend hin zu integrierten Lösungen, die zusätzliche Verarbeitungsschritte überflüssig machen oder Produktionsänderungen vermeiden.

Vorgefärbte Compounds für mehr Effizienz

Ein Beispiel hierfür sind die vorkonfigurierten Materialien von CHIMEI. Das Unternehmen produziert vorgefärbtes ABS in Standardfarben wie Schwarz, Weiß und Grau. Die Pigmentierung erfolgt direkt im Compounding, wodurch nachgelagerte Einfärbeschritte entfallen. Dies reduziert die logistische Komplexität, senkt CO₂-Emissionen und steigert die Qualitätskonstanz. Typische Anwendungen finden sich bei Haushaltsgeräten, Sprinkleranlagen und galvanisierten Autoteilen. Die neue graue Variante ist besonders für nachgelagerte Prozesse optimiert, galvanisierbar und PFAS-frei.

Nachhaltigkeit als strukturelle Herausforderung

CHIMEI verfolgt beim Thema Nachhaltigkeit einen realistischen Ansatz. Laut Roy Yang haben wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und Rohstoffpreise viele Kunden vorsichtig werden lassen. Dennoch verfolgt das Unternehmen eine mittel- bis langfristige Strategie, die mechanisches und chemisches Recycling sowie biobasierte Ansätze einschließt. Auch wenn bestimmte Verfahren regulatorisch noch nicht gefordert werden, betrachtet CHIMEI sie als wichtige Entwicklungspfade.

Regulatorische Dynamik bei PFAS

Chris Yao bei seinem Votrag zum Thema PFAS aus der K 2025- Foto: Circular Technology

PFAS bilden ein zentrales Fokusthema. Aufgrund ihrer Stabilität und funktionalen Eigenschaften sind per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen weiterhin weit verbreitet – stehen jedoch weltweit zunehmend unter regulatorischer Beobachtung. In den USA gelten bereits Meldepflichten, während Europa umfassende REACH-Beschränkungen vorbereitet.

CHIMEI hat früh reagiert und mehrere PFAS-freie Materialtypen entwickelt. Diese umfassen transparente Polycarbonate, die UL94-Klassifizierungen erfüllen und europäischen Chemikalienvorgaben entsprechen. Die Type 6710NF wurde als Drop-in-Lösung entwickelt, die ohne Prozessanpassungen eingesetzt werden kann. Zusätzlich wurde ein PFAS-freies und halogenfreies PC/ABS-Material vorgestellt, das galvanisierbar ist und sich für Automobilanwendungen eignet.

Anpassungsfähigkeit als Entwicklungsanforderung

Chris Yao betonte, dass neue Materialien Eigenschaften möglichst nah an bestehenden Standards aufweisen müssen. Nur so können Hersteller sie ohne Störungen in ihre Produktion übernehmen. Die Erfüllung regulatorischer Anforderungen darf nicht zulasten der Verarbeitbarkeit oder Leistungsfähigkeit gehen.

Zusammenarbeit als Grundvoraussetzung

Ein wiederkehrendes Thema im Gespräch war die Notwendigkeit partnerschaftlicher Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sowohl in der Materialentwicklung als auch in der Industrialisierung sind Abstimmung und Transparenz entscheidende Erfolgsfaktoren. Aus Sicht von CHIMEI bietet die K 2025 eine wichtige Plattform, um mit Akteuren aus verschiedenen Branchen ins Gespräch zu kommen und Anforderungen frühzeitig aufzunehmen.

Zum Abschluss erklärte Roy Yang, dass Kunden unterschiedliche Prioritäten setzen – manche fokussieren auf das Verhältnis von Kosten und Leistung, andere auf regulatorische Sicherheit oder Umweltwirkung. CHIMEIs Ziel ist es, Materiallösungen bereitzustellen, die technisch robust und wirtschaftlich tragfähig sind und diesen unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Ziel sei nicht maximale Leistung, sondern praktikable und umsetzbare Wege zu Lösungen der nächsten Generation.

Bild ganz oben: Roy Yang (l.), Manager Sustainable Material Solutions Department, und Philipp Lubos. Foto: Circular Technology

Von fil