Die Blockchain-Technologie neu zu denken und auch Transaktionen im Internet of Things (IoT) zu ermöglichen, ist das Ziel des im November 2020 gegründeten Start-ups PolyCrypt. Als Forschungsprojekt an der TU Darmstadt unter der Leitung von Professor Sebastian Faust, Leiter des Fachgebiets für Angewandte Kryptographie, entstanden, wird das Gründerteam bei seinem Projektvorhaben Perun vom Förderprogramm StartUpSecure des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt und geht von der Förderphase I nun in die Förderphase II.

Blockchain-Technologien ermöglichen es schon längst, durch den Einsatz sogenannter „Smarter Verträge“ (smart contracts) einfache Transaktionen ohne Banken oder Finanzdienstleistungen durchzuführen. Doch für massentaugliche Transaktionen mit hohen Stückzahlen sind die derzeitig verfügbaren Technologien aufgrund von hohen Gebühren und einer langen Wartezeit noch nicht geeignet. Hier setzt das Start-up PolyCrypt mit seinem Projektvorhaben Perun an und entwickelt leistungsstarke Blockchain-Systeme, die deutlich mehr Transaktionen schnell und zu deutlich reduzierten Gebühren verarbeiten können. Doch nicht nur das: Das Gründerteam denkt schon einen entscheidenden Schritt weiter. Nicht nur Menschen, auch vernetzte Dinge sollen in die Lage versetzt werden, sich untereinander auszutauschen und Verträge abzuschließen. So könnte ein Elektroauto bald selbst an der Ladesäule bezahlen, ohne irgendein Zutun des Fahrenden hinter dem Steuer.

Kooperation mit Bosch und Telekom

Was als Forschungsprojekt an der Technischen Universität Darmstadt unter der Leitung von Professor Sebastian Faust, Leiter des Fachgebiets für Angewandte Kryptographie der TU Darmstadt, begann, mündete im November letzten Jahres in die erfolgreiche Gründung des Start-ups PolyCrypt. Das Förderprogramm StartUpSecure des BMBF hat das Projektvorhaben Perun von Anfang an begleitet. In der Förderphase I ermöglichte die finanzielle Unterstützung den Aufbau eines Teams, die Entwicklung der Basistechnologie sowie die Kooperation mit namhaften Partnern wie Bosch oder der Telekom AG. Mithilfe der nun beginnenden Förderphase II steht die Weiterentwicklung des Produkts und der erfolgreiche Transfer in die Wirtschaft mittels Pionierprojekten mit etablierten Unternehmen zum Testen des Marktpotenzials an. Der gleichnamige Gründungsinkubator StartUpSecure | ATHENE, ansässig am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT und an der Technischen Universität Darmstadt, hat das Gründerteam bei der Antragstellung mit seinem technischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fachwissen intensiv unterstützt und beraten.

Die Lösung für die Bereiche Energie und Mobilität sowie dezentrale Marktplätze

Das Projektvorhaben Perun lässt sich anschaulich anhand eines Beispiels aus dem Bereich der Elektromobilität erklären. Die Nachfrage nach Elektroautos steigt und die Anbieter müssen für den Kunden Anreize schaffen, die Elektroautos nicht zur gleichen Zeit an den Ladestationen aufzuladen, um eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden. Dies kann beispielsweise über finanzielle Angebote funktionieren. Mithilfe der Lösung von Perun könnte ein Automobilhersteller seinen Endkunden beispielsweise über eine Rabattaktion dazu bewegen, das Elektroauto nachts aufzuladen. Das Start-up aus Darmstadt hat dafür eine Software entwickelt, mit der eine Transaktion zwischen Kunde und Automobilhersteller simpel abgewickelt werden kann. „Die Perun-Software basiert auf Blockchain, einer Technologie, die Kryptowährungen wie Bitcoin zugrunde legt und die Transaktionen zwischen verschiedenen Beteiligten eines Blockchain-Netzwerks in Form von smarten Verträgen ermöglicht. Diese automatisierten Verträge könnten nun dafür sorgen, dass die besitzhabende Person eines Elektroautos für das Aufladen des Autos außerhalb der Stoßzeiten ein bestimmter Betrag gutgeschrieben wird“, erklärt Hendrik Amler, CEO des Start-ups PolyCrypt.

Schnelle und kostengünstige Technologie ist auch für kleine und mittlere Unternehmen attraktiv

Die Lösung von Perun ist in ihrer Anwendung skalierbar und könnte 10.000 Transaktionen pro Sekunde zwischen zwei Personen ermöglichen. In ihrer Umsetzung ist sie kostengünstig, da die durchgeführten Transaktionen ohne die Blockchain und damit ohne die juristische Prüfung abgewickelt werden können. Sollte es im Zahlungsprozess aber zu Unstimmigkeiten zwischen zwei Parteien kommen, greift die Perun-Software automatisch auf den Einsatz der Blockchain zurück. Die bisherigen Blockchain-Lösungen nehmen bei der Transaktion zwischen zwei Parteien immer auch die Funktion eines Gerichts ein, um missbräuchlichen Zahlungsvorgängen vorzubeugen. Dies ist in der juristischen Umsetzung genauso teuer wie im richtigen Leben. Mithilfe der Perun-Lösung können damit erhebliche Kosten eingespart werden. Die Technologie bietet darüber hinaus Unternehmen aber auch viele Möglichkeiten, um direkt zwischen Unternehmen zu vermitteln, manuelle Prozesse zu automatisieren und dabei gleichzeitig die IT-Sicherheit und den Datenschutz zu erhöhen. Auch vernetzte Dinge sollen sich dank der Perun-Software künftig in sicheren Ökosystemen selbstständig untereinander austauschen können und in die Lage versetzen, Verträge abzuschließen. Möglich wird dies durch den Einsatz der smarten Verträge und vielen weiteren Komponenten, die aus den Forschungsergebnissen der letzten Jahre am Fachgebiet für Angewandte Kryptographie entstanden sind.

Bild oben: Das Team von PolyCrypt. Foto: PolyCrypt

Von fil