DSM Engineering Materials will seine Treibhausgas-Emissionen in den kommenden 8 Jahren halbieren. Dieses und weitere Nachhaltigkeitsziele sind nur gemeinsam mit den Zulieferern zu erreichen. Bert Havenith, Sustainability und Strategic Affairs Director bei dem niederländischen Erzeuger von technischen und Hochleistungskunststoffen erklärt im Gespräch, die Einzelheiten. 

Circular Technology: Warum ist Nachhaltigkeit wichtig für DSM Engineering Materials?

Bert Havenith: Zunächst ist es für uns als Hersteller von Werkstoffen wichtig unserer Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generetionen gerecht zu werden und unseren CO2-Fußabdruck und unsere Treibhausgas-Emissionen so gering wie möglich zu halten. Außerdem sehen wir eine immer strenger werdende Gesetzgebung in diesem Bereich. Unsere Kunden fordern zunehmend nachhaltige Materialien und wir entwickeln dementsprechend Lösungen mit denen sie ihre Produkte umweltverträglicher herstellen können.

CT: Gibt es eine Tradition der Nachhaltigkeit bei DSM?

Havenith: Wir haben bereits sehr früh damit begonnen, uns mit solchen Themen zu befassen. Unsere ehemaliger CEO Feike Sijbesma hat in seiner Zeit als CEO wichtige Weichen gestellt und alle bei DSM inspiriert. Heute sind wir eines der führenden Unternehmen in Europa im Bereich nachhaltige Materialien.

CT: Welche Strategie steckt dahinter?

Havenith: Das hat wieder zwei Gründe. Zum einen haben wir uns bereits vor langer Zeit für einen nachhaltigen Weg entschieden und deshalb auch schon erhebliche Summen investiert. Wir sehen, dass der Markt Werkstoffe mit kleinem Treibhausgas-Rucksack nachfrägt. Außerdem hoffen wir natürlich andere mit unserem Erfolg zu inspirieren und so einen positiven Impact auf die gesamte Branche zu haben. DSM war immer ein fast mover, der versucht hat, Trends früh zu erkennen oder sogar selbst zu setzen.

CT: Können sie ein Beispiel für ein solches nachhaltiges Geschäftsmodell nennen?

Havenith: Wir haben vor zwei Jahren einen beträchtlichen Betrag in die Caprolactam-Anlage eines Kunden investiert und können heute OEMs Polyamid mit sehr geringem CO2-Fußabdruck anbieten. Unsere moderne Erzeugung mit geringen Emissionen verschafft uns hier einen Wettbewerbsvorteil.

CT: Welche Ziele hat sich DSM Engineering Materials im Bereich Klimaschutz gesetzt?

Havenith: Bis 2030 wollen wir unsere gesamten Treibhausgas-Emissionen um 50 Prozent gegenüber 2016 senken und zehn Jahre später in Scope 1 und 2 komplett klimaneutral sein. Bis 2025 soll die gesamte verbrauchte Elektrizität aus erneuerbaren Quellen stammen. Wir stellen außerdem bis 2030 jedem unserer Produkte eine biobasierte oder recycelte Variante zur Seite. Um diese Ziele zu erreichen müssen wir sehr eng mit unseren Zulieferern kooperieren, denn ein großer Teil unserer Emissionen entsteht aus dem Upstream-Bereich, also Scope 3. 

CT: Für ein Chemieunternehmen ist Energie essenziell. Wie geht DSM mit der unsicheren Lage auf den Energiemärkten um?

Havenith: Wir senken unseren Energieverbrauch so weit es geht und schließen Lieferverträge für erneuerbare Energie ab. Durch sie gestiegenen Preise ist der Druck, energieeffizient zu agieren noch einmal gestiegen und wie bereits erwähnt wollen wir unseren Strom bis 2025 ausschließlich aus erneuerbaren Quellen kommen.

CT: Ist es nicht schwierig im Moment überhaupt an Ökostrom zu kommen?

Havenith: Das stimmt, der Markt ist gerade sehr angespannt, wir gehen aber davon aus, dass diese Situation sich in absehbarer Zeit entspannen wird. Unsere Nachhaltigkeitsziele bleiben unverändert aber wir benötigen Vorprodukte deren Hersteller viel mehr als wir mit den hohen Energiepreisen zu kämpfen haben, also müssen wir diese dabei unterstützen, klimafreundlicher zu produzieren. Mit dem Caprolactam-Projekt haben wir gezeigt, was möglich ist und sind sehr motiviert, diesen Weg weiter zu gehen.

CT: Wie genau soll das gehen?

Havenith: Es geht darum die Gesellschaft unabhängig von fossilen Rohstoffen zu machen. Im Rohstoffbereich bedeutet das die Verwendung von biobasierten Ressourcen. Am Anfang der Produktionskette sollten in den Cracker möglichst biobasierte oder auch chemisch recycelte Grundprodukte eingespeist werden. Ein solches Vorgehen ist auch aus strategischer Sicht sehr sinnvoll. Entscheidend ist dabei, alle verfügbaren technischen Lösungen sinnvoll in Einklang zu bringen.

Bild oben: Bert Havenith ist Strategic Affairs Director bei DSM Engineering Materials. Er sit mitverantwortlich für die Umsetzung der Nachhaltigkeitspläne des Kunstsofferzeugers. Foto: DSM Engineering Materials

Von fil