Jährlich werden rund 94 Millionen Tonnen Textilien in den EU-Mitgliedstaaten entsorgt (lt. Stat. Bundesamt). Europa steht vor einer großen Herausforderung dies zu entsorgen und zu recyclen. Gleichzeitig steigt der Pro-Kopf-Textilkonsum von 17 Kilogramm im Jahr 2019 auf 19 Kilogramm im Jahr 2022. Reju™, ein auf Textil-zu-Textil-Recycling spezialisiertes Unternehmen der Technip Energies-Gruppe, startet dafür ein Recyclingzentrum in den Niederlanden.

Am Standort Chemelot in Sittard-Geleen soll mit dem „Regeneration Hub One“ Europas erste industrielle Anlage zur chemischen Rückgewinnung von Polyester aus Alttextilien entstehen. Ziel ist es, jährlich rund 300 Millionen Kleidungsstücke – etwa 50.000 Tonnen – zu recyceln. Das gewonnene rBHET wird zu Reju PET repolymerisiert und anschließend zu neuem Reju Polyester weiterverarbeitet. Im Vergleich zur Produktion von konventionellem Polyester aus Primärrohstoffen reduziert Rejus Verfahren die CO₂-Emissionen um 50 Prozent.

Mit dem Regeneration Hub One beschleunigt Reju den Aufbau einer Kreislaufinfrastruktur zur Aufbereitung von Textilabfällen im industriellen Maßstab. Der strategisch gewählte Standort ermöglicht es dem Unternehmen, von bestehenden Infrastrukturen zu profitieren und industrielle Synergien zu schaffen, um seine Aktivitäten effizient zu skalieren. Die Umsetzung des Projekts steht noch unter dem Vorbehalt der finalen Investitionsentscheidung des Vorstands von Technip Energies, der Muttergesellschaft von Reju.

Produktionskapazität von 50.000 Tonnen rBHET pro Jahr

Der Regeneration Hub One wird jährlich Textilabfälle im Umfang von rund 300 Millionen Kleidungsstücken recyceln – Materialien, die sonst entsorgt worden wären. Daraus entsteht eine Produktionskapazität von 50.000 Tonnen rBHET pro Jahr, das anschließend zu Reju PET repolymerisiert und zu Reju Polyester umgewandelt wird. Dieses Verfahren basierend auf Textilabfall verursacht im Vergleich zu herkömmlich hergestelltem Polyester 50% weniger CO₂-Emissionen. Das Reju Polyester wird in die nachgelagerte Lieferkette zurückgeführt und dort zu Garnen und Stoffen verarbeitet, die für den Endverbrauch bestimmt sind. Durch die Zusammenarbeit mit Upstream-Partnern stellt Reju die Rückverfolgbarkeit von Textilien-zu-Textilien sicher.

„Dies ist ein bedeutender Meilenstein für Reju. Mit der Bekanntgabe eines Standorts für den Regeneration Hub One bekräftigen wir unser Engagement, die Textilindustrie durch Innovation und Zusammenarbeit grundlegend zu verändern“, sagte Patrik Frisk, CEO von Reju. „Chemelot bietet das ideale Umfeld, um unsere Technologie im industriellen Maßstab weiterzuentwickeln und in ein starkes Netzwerk von Industriepartnern zu integrieren, die sich ebenfalls der Kreislaufwirtschaft verschrieben haben. Hier wollen wir beweisen, dass textile Kreislaufwirtschaft in großem Maßstab möglich ist.“

Skalierbares Kreislaufsystem

Reju gehört zur Technip Energies, einem nach eigener Aussage weltweit führenden Unternehmen für Engineering und Technologie. Die Grundlage für Rejus Verfahren ist eine proprietäre Technologie, die ursprünglich von IBM Research entwickelt wurde: durch Rückgewinnung, Regeneration und Wiederverwertung von Textilabfällen – zunächst mit Fokus auf Polyester – schafft Reju ein neues, skalierbares Kreislaufsystem, das die Abhängigkeit der Branche von neu produzierten Materialien deutlich reduziert.

Der Standort aus der Vogelperspektive. (Foto: Reju)

„Am Standort Chemelot setzen wir uns dafür ein, nachhaltige Innovationen zu fördern und zirkuläre Lösungen branchenübergreifend voranzutreiben“, sagte Koos van Haasteren, CEO von Chemelot. „Rejus Regeneration Hub One passt perfekt zu unserer Mission, den Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Durch die Integration ihrer fortschrittlichen Textilrecycling-Technologie in unser industrielles Ökosystem können wir gemeinsam die Textilabfälle deutlich reduzieren und neue Maßstäbe für Nachhaltigkeit im Materialsektor setzen.“

Dank des Engagements der Niederländischen Agentur für Außenwirtschaftsförderung (NFIA), des Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft sowie des Ministeriums für Klimapolitik und Grünes Wachstum wird das neue Recyclingzentrum von Reju im Industriepark Chemelot in den Niederlanden errichtet.

Ministerin Sophie Hermans (Klimapolitik und Grünes Wachstum) erklärte:
„Mit Rejus Entscheidung seine innovative Recyclinganlage in Chemelot anzusiedeln, feiern wir eine Premiere: Die erste industrielle Anlage in den Niederlanden, in der Alttextilien in hochwertiges Rohmaterial für neue und sogar bessere Textilien umgewandelt werden. Das ist genau die Art von neuer Industrie, die wir fördern wollen – nachhaltig, zirkulär und zukunftsorientiert. Sie leistet einen Beitrag zum grünen Wachstum und stärkt unsere führende Rolle im Bereich der Kreislaufchemie. Trotz der Herausforderungen in diesem Sektor bleiben die Niederlande ein attraktiver Standort für grüne Industrieinvestitionen. Mit dieser neuen Anlage gestalten wir aktiv die Industrie von morgen – und ich bin stolz darauf, dass Reju sich für unser Land entschieden hat.“

Zahlen und Fakten auf einen Blick

  • Textilkonsum in Europa (2022): 19 kg pro Person

  • Textilabfälle in der EU (2022): ca. 94 Mio. Tonnen

  • Textilexporte Deutschlands (2023): 452.000 Tonnen

  • Geplante Recyclingkapazität von Reju (Chemelot):
    – ca. 300 Mio. Kleidungsstücke pro Jahr
    – ca. 50.000 Tonnen rBHET pro Jahr

  • CO₂-Einsparung gegenüber konventionellem Polyester: 50 %

  • Projektstatus: Umsetzung vorbehaltlich Investitionsentscheidung von Technip Energies

 

Titelfoto: Circular Technology (KI)

 

Von AG