Im Gespräch mit Circular Technology erläutert Dr. Eva Langhammer, Inhaberin von Granula Polymer, welche Rolle Effizienz, Materialverbrauch und CO₂-Bilanz bei der Entwicklung von Reinigungsgranulaten spielen – und weshalb sich nachhaltige Lösungen häufig auch wirtschaftlich rechnen.
„Prinzipiell sind eigentlich alle unsere Reiniger schon nachhaltig“, erklärt Langhammer. Das liege insbesondere an den patentierten Wirkstoffen der Produkte: „Die brauchen keine Einwirkzeit. Man ist also sehr schnell mit der Reinigung unterwegs, braucht deswegen wenig Strom und man braucht vor allen Dingen wenig Material.“ Der geringere Materialeinsatz führe auch zu weniger Abfall. „Dadurch ist das Verfahren insgesamt nachhaltiger als etwa das Durchspülen mit Polypropylen und Glasfaser“, so Langhammer.
Anwendungsspezifische Varianten für sensible Prozesse

Für spezifische Anwendungen, wie etwa die Verarbeitung biologisch abbaubarer Kunststoffe, bietet das Unternehmen auch Reinigungsgranulate auf Basis von PLA an. Diese bestehen laut Langhammer „zu 100 % aus biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen“ und seien insbesondere für Folienanwendungen geeignet. Die bei der Reinigung entstehenden Reaktionsprodukte – CO₂ und Wasserdampf – seien unbedenklich und das resultierende Trägerpolymer kann, je nach Verunreinigungsgrad, ohne Probleme auch wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt werden.
Darüber hinaus hat Granula Polymer ein biobasiertes Reinigungsgranulat entwickelt, das auf nachwachsenden Rohstoffen basiert. „Das Analogon zu unserem Klassiker Clean Uni basiert auf Zuckerrohr“, so Langhammer. Aufgrund der günstigen CO₂-Bilanz des eingesetzten Rohstoffs sei das Produkt laut Berechnungen des Kunststoff-Instituts Lüdenscheid CO₂-negativ.
Markteinführung und Preissensibilität
Die Markteinführung der neuen Produkte sei derzeit im Gange. „Wir hatten jetzt erste Anfragen bekommen für einzelne Muster“, berichtet Langhammer. Grundsätzlich dauere es jedoch, bis solche Produkte in laufenden Produktionsprozessen getestet und integriert werden können. Gleichzeitig sieht sie eine verbreitete Fehlannahme am Markt: „Meine Vermutung ist, dass der Markt denkt, die Materialien sind automatisch deutlich teurer. Das ist nicht der Fall.“
Tatsächlich liege der Preisaufschlag lediglich bei 10 bis 15 Prozent – bezogen auf den Kilopreis, nicht auf den gesamten Reinigungsprozess. „Wenn ich weniger davon brauche, muss es ja sogar für den Reinigungsvorgang am Ende ungefähr beim gleichen oder sogar bei einem geringeren Betrag auskommen.“
Ganzheitliche Kostenbetrachtung erforderlich
Langhammer plädiert dafür, nicht allein den Kilopreis zu betrachten: „Es gibt ungefähr zehn Faktoren, die Kosten verursachen.“ So sei beispielsweise bekannt, dass für eine vergleichbare optische Reinigung mit Polypropylen etwa sieben Kilogramm Material benötigt würden, während bei Reinigungsgranulaten oft schon ein Kilogramm ausreiche. Zudem könne Glasfaser die Maschinenteile stärker beanspruchen, was zu Folgekosten führe.
Nachhaltigkeit als Verkaufsargument – mit Einschränkungen

Angesichts des Marktumfelds beobachtet Langhammer, dass Nachhaltigkeit nicht immer als Kaufanreiz funktioniert: „Wenn die Leute denken, nachhaltige Produkte sind teurer und dieses Produkt ist nachhaltig, dann sollte man das ja vielleicht fast verschweigen.“ Selbst der klassische Uni-Reiniger habe, obwohl nicht biobasiert, mit einem CO₂-Äquivalent von etwa 1,7 bis 1,8 eine bessere Bilanz als Polypropylen mit über 3. Langhammer stellt fest, dass ähnliche Produkte zunehmend von anderen Anbietern angeboten werden. „Ich hatte drei gesehen, die im Prinzip das anbieten, was wir vor einem Jahr ungefähr als Erste hatten.“ Für sie ein typisches Zeichen: „Nur die Guten werden kopiert.“
Empfehlungen für die Praxis
Für Verarbeiter empfiehlt Langhammer, Reinigungsgranulate gezielt und regelmäßig einzusetzen – insbesondere bei Farb- und Materialwechseln oder beim Abstellen von Maschinen. „Da empfiehlt es sich dann einfach, mit dem Reiniger abzustellen als Einfriermischung“, so Langhammer. In durchgehenden Produktionen, etwa bei schwarzem Material, müsse der Reinigungsvorgang aktiv in den Prozess integriert werden.
Rolle der Reinigung bei Rezyklaten
Ein zentrales Thema sei der Einsatz von Rezyklaten. „Ich würde definitiv die regelmäßige Reinigung empfehlen“, betont Langhammer. Verunreinigungen könnten zu Reklamationen führen und sich im Produkt verteilen. Selbst Neuware könne bereits zahlreiche unerwünschte Stoffe enthalten – eine Studie von 2019 habe in alltäglichen Kunststoffverpackungen über 1400 Substanzen gefunden, darunter viele toxische.
Reinigung als Bestandteil der Kreislaufwirtschaft
Langhammer sieht in der systematischen Reinigung einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft: „Man muss da mehr Anwendungen finden und mehr Kreisläufe schaffen.“ Reinigungsgranulate könnten helfen, Verunreinigungen zu reduzieren und so die Wiederverwendbarkeit von Kunststoffen verbessern – vorausgesetzt, sie werden gezielt und regelmäßig eingesetzt.
Bild ganz oben: Nachweislich CO2 -negativ: Der Einsatz des biobasierten Reinigungsgranulates von Granula verbessert die CO2-Bilanz. Foto: Circular Technology
Interview: Philipp Lubos