Kürzlich veröffentlichte die Europäische Kommission ihre neue EU-Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien. Die ambitionierte Vision: Textilabfälle sollen reduziert, zirkuläre Maßnahmen gefördert und negative Umweltfolgen der Textilindustrie minimiert werden. Doch wie sieht eine Textilwirtschaft aus, die Textilien im Kreislauf führt, und welche politischen Anforderungen ergeben sich daraus für Deutschland? Ein neuer Zukunftsimpuls des Wuppertal Instituts zeigt, welche Position Deutschland in der Transformation hin zu einer zirkulären Textilindustrie einnehmen könnte. Am 24. Mai diskutieren die Forschenden darüber mit renommierten Gästen aus der Branche beim nächsten Wuppertal Lunch.

Die Textilindustrie richtet sich in erster Linie nach dem Massenkonsum – mit gravierenden Auswirkungen für die Umwelt. Aufgrund von unzähligen Chemikalien sowie enormen Wasser-, Erdöl-, und Energieverbrauch ist die Textilindustrie mitverantwortlich für rund vier Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen sowie für verunreinigte Gewässer weltweit. Einer der schwerwiegendsten Umweltprobleme ist der Textilabfall selbst, der für immense „Müll-Landschaften“ in Ländern außerhalb Europas verantwortlich ist.

Dieses Problem ist auf die bislang linear gestaltete Wertschöpfungskette zurückzuführen. Daher ist eine ganzheitliche Transformation notwendig, wie der Zukunftsimpuls „Die Kreislaufwirtschaft als neues Narrativ für die Textilindustrie“ des Wuppertal Instituts veranschaulicht. Die Autor*innen analysieren die textilen Wertschöpfungsketten mit Blick auf Deutschlands Chancen einer kreislaufwirtschaftlichen Transformation. Nach ihrer Ansicht sollte beispielsweise mithilfe von Pilotprojekten das bestehende Sammel- und Sortiersystem in Deutschland zu einer flächendeckenden Erfassung und qualitätssichernden Wiederverwendung ausgebaut werden. In dem Papier verdeutlichen sie daher, dass der Weg aus der Konsum- und Wegwerfgesellschaft  – auch „take, make, dispose“ genannt – hin zu geschlossenen und ressourceneffizienten Kreisläufen nur gelingt, wenn Textilabfälle minimiert und Rohstoffe in das System zurückgeführt werden. Dies ließe sich auch mit ökonomischen Anreizen, wiederaufbereiteten oder umfunktionierten Textilien – beispielsweise Taschen aus Bettlaken –, mit Reparatur-Services oder den Kauf von Secondhand-Kleidung erreichen. Damit der Ausstieg aus der immer maßloseren „Fast Fashion“ gelingt, stellt Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, heraus: „Eine Roadmap zur Kreislaufwirtschaft der Textilindustrie in Deutschland muss in ein konsistentes Gesamtkonzept integriert sein und die Vorgaben der Textilstrategie umfassen. Sie soll Grundlagen für die Umsetzung liefern und gleichzeitig helfen, Deutschland als Vorreiter der zirkulären Textilwirtschaft zu positionieren.“

Die bereits bestehenden deutschen Maßnahmen sollten klare Anreize für eine Wiederverwendung und die Abfallvermeidung setzen. Würden Unternehmen für das textile Abfallmanagement in die Verantwortung gezogen, könnte dies Anreiz sein, reparaturfähige oder wiederverwendbare Kleidung verstärkt auf den Markt zu bringen.

Wuppertal Lunch als digitaler Zukunftssalon „Umsetzung der EU-Textilstrategie auf nationaler Ebene“

Wie ist der Vorstoß der EU zu bewerten? Welche Maßnahmen sind auf nationaler Ebene nun notwendig? Und wie kann Deutschland in diesem Transformationsvorhaben eine Vorreiterrolle übernehmen? Darüber diskutieren Burcu Gözet und Nadine Braun aus dem Forschungsbereich Stoffkreisläufe am Wuppertal Institut beim nächsten Wuppertal Lunch am 24. Mai 2022 ab 12:30 Uhr mit Creta Gambillara, Projektleitung Kreislaufwirtschaft & Chemiefasern im Bündnis für nachhaltige Textilien, und dem Geschäftsführer von FairWertung e. V., Thomas Ahlmann. Die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere Informationen und die Anmeldemodalitäten sind in den nachfolgenden Links zu finden.

Bild oben: Die EU will die Textilindustrie kreilsauffähig machen. Foto: Pixabay/JACLOU-DL

Von fil