Was wäre, wenn Lebensmittelabfälle wiederum dem Schutz von Lebensmitteln dienen könnten? Dieser Frage geht ein neues SAVE FOOD Forschungsprojekt nach. Damit startet die interpack die Neuauflage der Initiative, die seit 2009 internationale Organisationen mit Lebensmittelproduzenten und Verpackungsherstellern vereint, um Nahrungsmittelverluste und -verschwendung zu reduzieren. 

Steigende Preise, Störung der Lieferketten, Klimawandel, eine wachsende Bevölkerung: Die Welt steht vor einer Lebensmittelkrise. Zugleich landen weltweit jährlich rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel im Müll. Bis 2030 sollen es gar 2,1 Milliarden pro Jahr sein. SAVE FOOD, die von der Messe Düsseldorf, der interpack und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gegründete Initiative, setzt genau hier an.

Während der Corona-Pandemie hatte das Projekt in Teilen pausiert. Nun gibt es den Re-Start mit zukunftsweisenden Plänen und Projekten. Als internationale Leitmesse hat die interpack eine Schlüsselrolle für SAVE FOOD. „Wir bringen das mit ein, was uns auszeichnet: Wir vernetzen auf internationaler Ebene, fördern Innovationen und platzieren Themen weltweit“, so Bernd Jablonowski, Executive Director bei der Messe Düsseldorf. „SAVE FOOD ist ein wichtiger Baustein des Engagements der Messe Düsseldorf im Sinne der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) mit Blick auf Umwelt und Gesellschaft. Mit SAVE FOOD leisten wir einen ganz konkreten Beitrag zur Erreichung des SDG 12.3 – Nahrungsmittelverschwendung bekämpfen und reduzieren.“

Vom Feld bis in den Haushalt

SAVE FOOD verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, um sicherzustellen, dass die Reduzierung von Nahrungsmittelverlusten und -verschwendung technisch, wirtschaftlich, ökologisch und sozial akzeptabel, machbar und effektiv ist. Das beginnt bei der Agrarwirtschaft, geht weiter bei der Lebensmittelproduktion, der Verpackungs- und Prozesstechnik über den Handel bis zum einzelnen Konsumenten.

Die Rolle der Verpackungsbranche

Neue Technologien tragen zur Verringerung von Lebensmittelverlusten wie auch zur Produktsicherheit bei – eines der Schwerpunktthemen der kommenden interpack, die vom 4. bis 10. Mai 2023 in Düsseldorf stattfindet. Die Messe ist ein besonders wichtiger Termin für den Transfer von Wissen, für die Vernetzung und Inspiration rund um Processing & Packaging. Erwartet werden rund 2.700 Aussteller aus aller Welt.

Istanbuler BAU Uni forscht für SAVE FOOD

Eine groß angelegte Studie der Bahçeşehir-Universität (BAU) in Istanbul gehört zu den neuen Projekten der SAVE FOOD Initiative. Ziel ist es, biologisch abbaubares Verpackungsmaterial für Lebensmittel aus Lebensmittelabfällen oder Nahrungsmittel-Nebenprodukten herzustellen. Während Verpackungen Lebensmittelverlusten in ihrer Schutzfunktion entgegenwirken, so stellt auf der anderen Seite nicht recycelter Plastikmüll eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit dar. Innovationen bei Verpackungsmaterialien können einen wichtigen Beitrag zur Verringerung dieser Abfälle leisten. Dass die Nachfrage der Verbraucher nach umweltfreundlichen, kreislauffähigen Verpackungen steigt, gibt einen zusätzlichen Anreiz biologisch abbaubare und kompostierbare Alternativen für Kunststoff zu erforschen.

Die BAU wird in ihrem Pilotprojekt mit einem Partner aus der Verpackungsbranche sowie der Lebensmittelindustrie zusammen-arbeiten. Unterstützt wird die Studie vom FAO-Regionalbüro für Europa und Zentralasien sowie der interpack. Ein erster Prototyp wird auf der interpack 2023 vorgestellt.

Regionalkonferenz “Enabling the change”

Kick-off für das neue Projekt ist die Regionalkonferenz “Enabling the change”. Hier wird die SAVE FOOD Initiative das Vorhaben mit der BAU präsentieren. Die Konferenz befasst sich mit Hindernissen, Fortschritten, Rahmenbedingungen und Innovationen rund um die Verringerung von Lebensmittelabfällen. Teilnehmer sind politische Akteure und internationale Organisationen, Lebensmittelhersteller, Berufsverbände und Gewerkschaften, Investoren, Non-Profit Organisationen, Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen. Die Konferenz findet vom 5. bis 6. Oktober 2022 in Istanbul statt. Bereits im Vorfeld werden die rund 150 Teilnehmenden Best Cases teilen, die sich bei der Bekämpfung der verschiedenen Aspekte von Lebensmittelverlusten und -verschwendung auf allen Ebenen, Bereichen und Stufen der Lebensmittelwertschöpfungskette als effizient erwiesen haben. Dies wird als wertvolles Wissen in die Datenbank der FAO einfließen.

Die Konferenz wird gemeinsam von der FAO, dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft der Türkei, dem ECO-RCCFS, Koordinierungs-zentrum für die Umsetzung des ECO/FAO-Regionalprogramms für Ernährungssicherheit (RPFS), mit Unterstützung des niederländischen Ministeriums für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität veranstaltet.

Bild oben: Die Reduktion von Lebensmitteln, die im Müll landen hat das Potential, riesige Mengen Treibhausgas einzusparen. Foto: Unsplash/Anita Jankovic

Von fil