Die K 2022 steht voll im Zeichen von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Diese allgemeinen Schwerpunktthemen sind auch für ENGEL von höchster Priorität. Neben der Circular Economy stehen auch Digitalisierung und Energieeffizienz im Fokus. Zu jedem der Bereiche bringt das Unternehmen Exponate mit zur Messe.

CEO Dr. Stefan Engleder erklärt: „Mit Blick auf das Thema Circular Economy zeigen wir insbesondere zwei Exponate. Das eine ist der sogenannte Zwei-Stufen-Prozess, wo wir bis zu 100 Prozent Mahlgut direkt in einer Spritzgießmaschine verarbeiten. Das gelingt uns mit einer speziellen Plastifiziereinheit, die das Mahlgut aufschmilzt, filtriert und entgast. Der heiße Materialstrang wird dann direkt in eine zweite Plastifizierschnecke überführt und von dort in die Kavität eingespritzt. Damit schaffen wir es, aus recyceltem Mahlgut ohne den energieintensiven Schritt der Regranulierung neue Produkte herzustellen. Wir haben bereits sehr positive Reaktionen von Anwendern, vor allem aus dem Infrastrukturbereich. Diese Unternehmen sind die Verarbeitung von Rezyklaten bereits gewohnt und sind deshalb besonders aufgeschlossen.“

Bei dem verarbeiteten Material handelt es sich um Post-Industrial-Ware, die vor der Verarbeitung gereinigt werden muss, was mittels Filtration und Entgasung geschieht. Der große Vorteil einer solchen Technologie liegt in der deutlich höheren Energieeffizienz. Es entfällt ein kompletter Arbeitsschritt und damit auch logistischer Aufwand, da Schreddern, Regranulieren und Verarbeiten üblicherweise in unterschiedlichen Firmen stattfinden.

Das zweite Projekt auf der K ist ein Dünnwandbecher aus rPET: „Wir wollen zeigen, dass PET-Rezyklat auch außerhalb des Flaschen-Kreislaufs sinnvoll in Verpackungen eingesetzt werden kann. Das ist ein Novum und technologisch alles andere als trivial. Diese Bottle-to-Cup-Verarbeitung darzustellen, ist uns zusammen mit dem Partner Alpla gelungen und wir sind stolz, sie auf der K vorführen zu können. Bislang ließ sich PET bzw. rPET nicht direkt im Spritzguss zu Dünnwandbehältern verarbeiten.“

Ökologie und Ökonomie in Einklang

Eine nachhaltige Verarbeitungstechnologie wird sich nur dann im Markt durchsetzen, wenn sie dem Anwender auch ökonomische Vorteile verschafft. Insbesondere in Zeiten, in denen das Rezyklat bisweilen teurer ist als die Neuware. „Wenn die Anreize so gesetzt sind, dass Rezyklatverarbeitung sich lohnt, dann erledigen den Rest die Märkte“, so Engleder. „Es ist  wichtig, dass entsprechende Regularien diese Anreize setzen und damit ein umweltverträgliches Handeln unterstützen.“

Seit der K 2019 haben sich die Rahmenbedingungen für Industrieunternehmen drastisch verändert: Energiepreise, Lieferketten, Rohstoffversorgung, Arbeitskräfteknappheit und politische Unsicherheit haben durch Pandemie, Klimakrise und den Krieg in der Ukraine ungeahnte Schwierigkeiten für Unternehmen aufgeworfen. „Die Welt hat sich in einer Geschwindigkeit verändert, die wir wohl alle nicht für möglich gehalten haben. Leider nicht zum Guten. Allerdings ist mit den veränderten Umständen das Interesse an nachhaltigen Lösungen für die Kunststoffverarbeitung erheblich gewachsen. Bei ENGEL haben wir bereits lange vor dem allgemeinen Nachhaltigkeitsboom damit begonnen, umweltschonende Technologien zu entwickeln und als Unternehmen nachhaltig zu wirtschaften. Bereits 2008 haben wir das Thema Energieeffizienz bei unseren Maschinen vorangetrieben. Damals hat das noch kaum jemanden interessiert, aber wir haben dennoch weitergemacht. Heute zahlt sich dieses langfristige Denken aus. Wir haben für jede Spritzgießanwendung  eine energieeffiziente Lösung im Programm. Die Kunden treffen ihre Entscheidungen heute auch anders. Wo früher allein die Investitionskosten für die Maschine die Grundlage war, wollen die Unternehmen heute die Total Costs of Ownership wissen. Dabei spielt der Energieverbrauch eine wesentliche Rolle. Unsere langfristig auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategie verschafft uns hier Vorteile.“

Es gibt keinen Weg zurück

Engleder erinnert daran, dass die vergangene K bereits unter dem Motto Circular Economy stand und warnt davor, bereits Erreichtes in Sachen Umweltverträglichkeit unter dem Eindruck der Energiekrise aufzugeben. „Wir müssen an diesen Themen dranbleiben. Auf dieser K wird die Kunststoffindustrie und auch Engel zirkuläre Lösungen präsentieren, die in der Praxis bereits erfolgreich eingesetzt werden. Es geht hier nicht um eine Marketingblase. Circular Economy ist in der Realität angekommen und es lässt sich damit Geld verdienen. Es mag alles etwas dauern, aber es tut sich ganz klar etwas.“

Es scheint, als griffen nun endlich die soziale Nachhaltigkeit in Form von enkeltauglicher Unternehmenspolitik mit ökologischer Nachhaltigkeit, also umweltschonende Anlagentechnik mit der ökonomischen Nachhaltigkeit, erkennbar daran, dass mit nachhaltigen Geschäftsmodellen nun profitabel gewirtschaftet werden kann, ineinander.

Wie funktioniert das im Einzelnen? Engleder erklärt: „Wir fokussieren die Gesamteffizienz. Wir haben sehr energieeffiziente Antriebe, das gilt für unsere hydraulischen und Hybrid-Maschinen genauso wie für unsere vollelektrischen. Mit der richtigen Temperierung und intelligenter Assistenz geht aber noch viel mehr. Es sind Energieeinsparungen bis zu 67 Prozent möglich. Hinzu kommen Verarbeitungstechnologien, die wir gezielt für die Kreislaufwirtschaft entwickeln. Wir haben bereits Anlagen mit dem Two-Stage-Prozess ausgeliefert, einige in die USA, wo Unternehmen sehr auf ein profitables Geschäft achten.“ Es lässt sich also mittlerweile Geld verdienen mit Nachhaltigkeit.

Resilienz als Versicherung

Außerdem ist nicht davon auszugehen, dass die Lage auf den Märkten wieder so werden könnte wie vor 2019. Insofern gewinnt Resilienz für Unternehmen einen immer höheren Stellenwert. Engel kann auf die hohe Flexibilität eines globalen Netzwerks zurückgreifen und stärkt diese ständig durch weitere Investitionen.

Die Kunden benötigen zunehmend flexible, einfach zu bedienende Anlagentechnik, deren Prozesse in einem breiten Fenster stabil laufen. Doch die Technik allein reicht nicht: „Wir stellen mit unserem weltweit aufgestellten Service-Team sicher, dass unsere Kunden ihre Produkte mit unseren Maschinen optimal herstellen können“, so Engleder. „Unser Service ist immer stärker über den gesamten Lebenszyklus der Maschinen und Anlagen gefragt.“

Die K 2025

Nach der K ist vor er K heißt es immer. Für die K im Jahr 2025 erwartet sich Stefan Engleder: „Energieeffizienz wird als Selbstverständlichkeit im Mainstream angekommen sein. Der Einsatz von Rezyklaten in hochwertigen Anwendungen wird noch viel verbreiterter sein und auch das Upcycling von Kunststoffen wird dann deutlich Fahrt aufnehmen“.

BIld oben: Engel-CEO Dr. Stefan Engleder. Foto: ENGEL

Von fil