Dr. Peter Orth ist Chemiker; er führt mit OPC – Orth Plastics Consulting eine Gruppe von Senior Consultants mit jahrzehntelanger Berufserfahrung in leitender Stellung in der deutschen und europäischen Kunststoffindustrie und ihren Verbänden. Zusammen mit Dr. Jürgen Bruder und Manfred Rink ist er Herausgeber von „Kunststoffe im Kreislauf – vom Recycling zur Rohstoffwende“. Das Buch soll einen Überblick über das in schneller Entwicklung befindliche Gebiet der Kreislaufwirtschaft verschaffen, sowie die sich ergebenden Herausforderungen für die Kunststoffwirtschaft aufzeigen und eine Kreislaufwirtschaft von einer im Abfall endenden linearen Wirtschaftsform abgrenzen. Im exklusiven Interview erläutert Orth, worauf es bei einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft ankommt, was als erstes getan werden sollte und worauf wir besser verzichten sollten.

Circular Technology: Dr. Peter Orth, Wie kamen Sie zum Kunststoff?

Dr. Peter Orth: Nach einem Studium der Chemie und Promotion in Physikalischer Chemie begann meine berufliche Karriere bei Bayer als Polymeranalytiker. Darüber führte der Weg in die Welt der Kunststoffe.

CT: Wie lange sind Sie bereits in der Branche aktiv?

PO: Seit 1979, also seit über 40 Jahren.

CT: Wie hat sich die Branche in dieser Zeit gewandelt?
PO: Die „Grenzen des Wachstums“ werden sichtbar, die Globalisierung „… frisst ihre Kinder“. Die Erfolgsgeschichte der Kunststoffe verkehrt sich ins Gegenteil, wenn wir die damit verbundenen Herausforderungen nicht meistern.

CT: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
PO: Den Folgegenerationen und allen Menschen eine lebenswerte Umwelt zu gewährleisten. Verantwortung übernehmen für die Folgen unseres Handelns.

Die umfasssende Abhängigkeit von fossilem Öl und Gas ist eine Sackgasse. Foto: Unsplash/Dean Brierley

CT: Wie erfolgversprechend ist der Weg, den wir als Gesellschaft eingeschlagen haben?
PO: Die umfassende Abhängigkeit von den fossilen Rohstoffen Öl und Gas hat uns in die Sackgasse geführt. Die notwendige gesellschaftliche Transformation angesichts des anthropogenen Klimawandels kommt einer Revolution gleich.

„Alle Beteiligten müssen Verantworung übernehmen“

CT: Welche Aspekte sind für eine Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen besonders wichtig?

PO: Übernahme der Verantwortung durch alle Kreislaufbeteiligten und Kooperation mit dem Ziel der Ressourcenschonung.

CT: Wie gelingt eine sinnvolle Gestaltung der Stoffströme?
PO: Höchstmögliche Transparenz auf rationaler, wissenschaftlicher Grundlage, wirtschaftliche und politische Sanktionierung von Fehlverhalten.

CT: Was ist die Kernaussage des Buches Kunststoffe im Kreislauf?
PO: Unsere Kunststoffabfälle (auch die von gestern) sind wertvolle Ressourcen, die mit Obacht und Verantwortung genutzt werden müssen.

CT: Welche der im Buch genannte Maßnahmen sollten zuerst umgesetzt werden?
PO: Der Aufbau einer ganzheitlichen Verwertung unter Verzicht auf Littering, Deponierung und „energetische Verwertung“.

CT: Warum ist ECO-Design so wichtig?

PO: Weil es Kompetenz und Verantwortung voraussetzt und die Voraussetzungen schafft, mit den Ressourcen hauszuhalten.

CT: Was ist Ihre Vision der Zukunft des Kunststoffes?
PO: Kunststoff ist der kohlenstoffbasierte Werkstoff des 21. Jahrhunderts, eine wertvolle Ressource, die von allen, die ihn nutzen, geschätzt und geschützt wird.

Bild ganz oben: Dr. Peter Orth befasst sich seit über 40 Jahren mit Kunststoffen. Foto: Privat

Von fil