Manfred Hackl ist seit über 25 Jahren bei EREMA beschäftigt, dem Weltmarktführer in der Entwicklung und Herstellung von Kunststoffrecyclingmaschinen. Im Vorfeld der K 2022 in Düsseldorf spricht der CEO über die Erwartungen an die Messe, neue Unternehmensbeteiligungen und wie es EREMA gelingt, mit sozialer Nachhaltigkeit seine Mitarbeiter dauerhaft zu motivieren.

    Circular Technology: In Düsseldorf werden EREMA, PURE LOOP, UMAC, 3S, KEYCYCLE und PLASMAC erstmals alle auf einem Stand vertreten sein. Wie ergänzen sich die verschiedenen Tochterunternehmen der EREMA Gruppe?

    Manfred Hackl: Die EREMA Gruppe ist ein Verbund starker Unternehmen. Beginnend mit den Pionierleistungen für das Kunststoffrecycling durch EREMA ist das Unternehmen seither stetig gewachsen und in dieser Phase hat die Erweiterung der Geschäftsbereiche zu Übernahmen, Beteiligungen und Neugründungen geführt, die heute in Summe die EREMA Gruppe darstellen. Mit den Unternehmen im Firmenverbund decken wir das gesamte Spektrum des mechanischen Recyclings ab – nicht nur technologisch, sondern auch bei Beratung und weltweitem Servicenetzwerk. Alle verfolgen ein gemeinsames Ziel, nämlich mit auf Kundenbedürfnisse abgestimmten Recyclinglösungen die Circular Economy voranzutreiben. Unsere Kunden können dabei immer von der Erfahrung, dem Innovationsgeist und dem Know-how der gesamten Gruppe profitieren. Das ist ein enormer Mehrwert für unsere Kunden und Partner und diese geballte Kraft für die Kreislaufwirtschaft werden wir auf der diesjährigen K-Messe mit dem Auftritt auf einem gemeinsamen Messestand zum Ausdruck bringen.

    CT: Das Interesse an Lösungen für das Kunststoffrecycling ist riesig. Wie schaffen Sie es, die enorme Nachfrage angesichts knapper Rohstoffe und angespannter Lieferketten zu bedienen?

    MH: Die größten Wachstumshemmnisse sind für uns derzeit die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, die nur bedingt weitergegeben werden können, und die Verzögerungen in der Lieferkette. Damit zurechtzukommen verlangt unseren Mitarbeitern und unseren Lieferanten sehr viel Engagement und Flexibilität ab. Durch den Einsatz aller Beteiligten schaffen wir es, diese Herausforderungen bestmöglich zu meistern, aber ganz kompensieren lassen sich diese Verzögerungen leider nicht.

    CT: Was macht das Startup Plasticpreneur?

    MH: Plasticpreneur produziert kleine, mobile und ohne Vorkenntnisse zu bedienende Recycling- und Spritzgussmaschinen. Die Maschinen ermöglichen einen niederschwelligen Einsatz von recyceltem Kunststoff in Produktentwicklungsprozessen – von der Prototypentwicklung bis hin zur Kleinserienproduktion. Eingesetzt werden sie in Kleinunternehmen, bei Produktdesignern und -entwicklern sowie in Bildungseinrichtungen, um das Bewusstsein für Kunststoffrecycling und Kreislaufwirtschaft zu fördern. In Regionen, wo es keine etablierten Recyclingprozesse gibt, kommen plasticpreneur Maschinen zur Anwendung, um Kunststoffabfälle zu neuen, vor Ort benötigten Endprodukten zu verarbeiten. Die EREMA Group GmbH hält eine Beteiligung von 19,8 Prozent an plasticpreneur.

    CT: Warum hat Erema sich daran beteiligt?

    MH: Die jungen Gründer und ihr engagiertes Team zeigen Pioniergeist, wollen mit ihrer Arbeit die Zukunft gestalten und stecken ihr Herzblut in die Kreislaufwirtschaft und das Kunststoffrecycling. Das machen wir in der EREMA Gruppe auch und das verbindet uns. Wir möchten beide Aufmerksamkeit für die Bedeutung von Kunststoff an sich und für die zentrale Rolle der Kreislaufwirtschaft für den Klimaschutz schaffen und dafür ganz konkrete Lösungen anbieten. plasticpreneur beschäftigt sich mit seinen Kunden auch mit Produktentwicklung und -design. Das ist in der EREMA Gruppe zwar indirekt verankert, weil es darum geht, für unsere Kunden die perfekte Recyclingqualität für die jeweilige Endanwendung zu erreichen. Plasticpreneur befasst sich aber auch direkt mit diesen Themen. Wir können uns da also sehr gut ergänzen.

    Wie messen Sie den Stand der sozialen Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

    MH: Der Wettbewerb um Fachkräfte ist groß. Das spüren wir im Industrie-Bundesland Oberösterreich, wo wir unseren Firmensitz haben, ganz besonders. Wir möchten den Mitarbeiter*innen ein Arbeitsumfeld bieten, indem jeder seinen Job gut erledigen kann, das aber auch soziale Bedürfnisse befriedigt. Dafür setzen wir viele Maßnahmen. Hier nur zwei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: Im Zuge der Standorterweiterung in Ansfelden wurde die bestehende Kantine in ein modernes Betriebsrestaurant mit Frischeküche umgestaltet mit sehr günstigen Menüs, weil die Preise gestützt werden. Auch den Wunsch nach einem Fitnessstudio, der in einer Mitarbeiterbefragung aufgekommen war, konnten wir erfüllen. Beide Einrichtungen sind nun gut frequentierte Orte der Begegnung über Abteilungsgrenzen hinweg. Großangelegte, unternehmensweite Befragungen und regelmäßige abteilungsweise Befragungen liefern uns Feedback, Ideen und Anhaltspunkte, woran wir arbeiten müssen und was wir verbessern können.

    Wie gelingt es Ihnen, sie auf hohem Niveau zu halten?

    MH: Zum einen bieten wir Beschäftigung in einem Bereich, wo die Mitarbeiter*innen an Lösungen für eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit mitwirken. Kunststoffrecycling und Circular Economy werden als sinnstiftend angesehen und das ist heutzutage für viele ein wichtiges Kriterium bei der Berufswahl. Zum anderen erhalten wir von Kunden und Besuchern oft das Feedback, dass bei EREMA die besondere Atmosphäre eines Familienbetriebes noch spürbar ist. Das freut uns jedes Mal sehr, weil es bestätigt, dass es uns trotz Wachstumskurs gelungen ist, uns das zu bewahren. Zu unserer Unternehmenskultur gehören die Begegnung auf Augenhöhe, diverse Sozialleistungen und Mitarbeiterveranstaltungen, um gemeinsam erzielte Erfolge auch gemeinsam zu feiern. Das schafft Zusammenhalt!

    Was wünschen Sie sich zur K 2022?

    MH: Die K 2022 hat sich heuer auch voll und ganz der Kreislaufwirtschaft und dem Klimaschutz verschrieben. Die Branche hat in den vergangenen Jahren bei Recycling und Circular Economy große Fortschritte gemacht. Das wird auf der K zu sehen sein. Dass diese Bemühungen nach der K weiter an Fahrt aufnehmen werden, ist nicht nur ein Wunsch, sondern meine tiefe Überzeugung!

    Bild oben: Manfred Hackl sieht EREMA in aufgewühltem Fahrwasser sicher aufgestellt. Foto EREMA

    Von fil