Heute ist der Earth Overshoot Day. Alle in diesem Jahr nachwachsenden Ressourcen sind aufgebraucht. Derzeit übersteigt der Ressourcenverbrauch die Menge der sich jährlich regenerierenden Rohstoffe um 70 Prozent. Lebensmittel machen laut dem Global Footprint Network einen großen Teil unseres ökologischen Fußabdrucks aus – die Ernährung der Menschheit beansprucht demnach derzeit knapp 50 % der Biokapazität der Erde. Lebensmittel sind unverzichtbar. Mit einer wachsenden Bevölkerung und einer steigenden Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln wird der ökologische Druck auf die Ernährung zunehmen, während die Kapazitäten für die Erzeugung von Lebensmitteln aufgrund des zunehmenden Ressourcenstresses und der unsicheren Klimabedingungen zunehmend in Frage gestellt werden.

In einer kürzlich erschienenen Nature-Veröffentlichung untersuchten unsere Partner von der Wageningen University & Research (WUR) die Möglichkeiten für die Länder in Europa, Nahrungsmittel bereitzustellen und gleichzeitig die ökologischen Auswirkungen ihrer Nahrungsmittelsysteme zu verringern. Mithilfe eines biophysikalischen Optimierungsmodells bewerteten sie mehrere Szenarien für die Lebensmittelsysteme in der EU, die die ökologischen Auswirkungen minimieren und gleichzeitig alle benötigten Lebensmittel bereitstellen könnten. Sie fanden heraus, dass eine Umgestaltung des Lebensmittelsystems nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft das Potenzial hat, den Flächenverbrauch für Lebensmittel um bis zu 71 % zu verringern und die Treibhausgasemissionen um 29 % pro Person zu senken. Diese Veränderungen könnten, wenn sie in der gesamten EU umgesetzt würden, zu einem autarken und gesunden Lebensmittelsystem führen.

Weniger ist mehr

Einige der wichtigsten Grundsätze, die in den Szenarien für Lebensmittelsysteme angewandt werden, sind:

  • Minimierung und Vermeidung von Abfällen im Lebensmittelsystem durch deren Wiederverwertung in Inputs wie Düngemittel oder Tierfutter.
  • Minimierung und Vermeidung der Konkurrenz zwischen Nahrungsmitteln und Futtermitteln, d. h. Nutzung von Anbauflächen zur Erzeugung von Nahrungsmitteln für den direkten menschlichen Verzehr anstelle der Produktion von Futtermitteln.
  • Optimierung der Pflanzenproduktion durch Anpassung der Pflanzenarten an die klimatischen Bodenzonen.

Erste Schätzungen des Global Footprint Network deuten darauf hin, dass bei einem idealen und optimierten Agrarsystem in der EU der Pro-Kopf-Footprint der EU um 24% reduziert werden könnte, während die Biokapazität um 12% erhöht würde. Das Ausmaß einer solchen Ernährungsumstellung in der EU ist so groß, dass sie den EU-Overshoot-Day um 34 Tage verschieben würde. Allein diese Umstellung des europäischen Lebensmittelsystems würde den Earth Overshoot Day um 9 Tage in die richtige Richtung verschieben.

Bild oben: Der Earth Overshoot Day markiert den Zeitpunkz im Jahr, an dem sämtliche in diesem Jahr nachwachsenden Rohstoffe verbraucht sind. Foto: Pixabay/Michael_Luenen

 

 

 

 

Von fil