Die Kunststoffverpackungsindustrie steht aus Sicht des Verbandes IK Kunststoffverpackungen an einem Wendepunkt. Angesichts wachsender regulatorischer Anforderungen und der Dringlichkeit von Nachhaltigkeit untersuchte die StudieConversio IK Kunststoffverpackungen“ (November 2024) den Status quo und die zukünftigen Herausforderungen. Die Ergebnisse bieten einen klaren Handlungsrahmen für Kunststoffverarbeiter, die sich in einer zunehmend auf Kreislaufwirtschaft fokussierten Welt behaupten wollen.

Eine zentrale Aussage der Studie ist, dass der Einsatz von Recyclingmaterialien in der Produktion weiter zunimmt. Im Jahr 2023 wurden etwa 30 % der eingesetzten Kunststoffe aus Recyclingmaterialien gewonnen. Davon stammten 15 % aus Post-Consumer-Abfällen, also recycelten Materialien, die aus Endverbraucherprodukten zurückgewonnen wurden, wie beispielsweise Flaschen und Folien.

  • Gesamtmenge der Kunststoffverarbeitung:
    • 12.845 Kilotonnen Kunststoff wurden insgesamt verarbeitet, davon:
      • 3.940 Kilotonnen (30 %) im Bereich der Verpackungen.
      • Die übrigen 70 % entfallen auf andere Anwendungsbereiche wie Bau, Elektronik und Fahrzeugbau.
  • Rezyklatanteil:
    • Von den 3.940 Kilotonnen Verpackungskunststoffen stammen etwa:
      • 580 Kilotonnen (15 %) aus Post-Consumer-Rezyklaten.
      • 140 Kilotonnen (4 %) aus Post-Industrial-Rezyklaten.
      • Der Rest besteht aus Neuware und anderen Quellen.

Die Herausforderungen liegen jedoch auf der Hand: Die Verfügbarkeit hochwertiger Rezyklate bleibt begrenzt, und die Verarbeitung erfordert angepasste Technologien. Besonders für kontaktkritische Verpackungen, etwa in der Lebensmittel- oder Medizinbranche, gibt es strikte Anforderungen, die den Einsatz von Recyclingmaterialien erschweren.

  • Materialanteile:
    • Polyethylen niedriger Dichte (PE-LD/LLD): 26 % der Gesamtmenge (1.005 kt).
    • Polyethylen hoher Dichte (PE-HD/MD): 21 % der Gesamtmenge (850 kt).
    • Polypropylen (PP): 22 % der Gesamtmenge (850 kt).
    • Polyethylenterephthalat (PET): 19 % der Gesamtmenge (750 kt).
    • Sonstige Kunststoffe: 10 % der Gesamtmenge (384 kt).
  • Anwendungen:
    • PET wird vor allem für Getränkeverpackungen eingesetzt und erreicht dabei einen Anteil von 19 %.
    • Polyolefine wie PE und PP dominieren die Anwendung in Verpackungen, insbesondere bei flexiblen und starren Verpackungen.
  • Materialquellen:
    • Insgesamt fließen 3.804 kt Kunststoffe in den Verpackungsbereich ein, wobei fossile Rohstoffe die Hauptquelle darstellen.

Biobasierte Kunststoffe als Ergänzung

Neben Recyclingmaterialien gewinnen biobasierte Kunststoffe an Bedeutung. Diese Materialien, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt werden, machten 2023 lediglich 2,2 % des gesamten Materialeinsatzes in der Verpackungsindustrie aus. Ihre Nutzung wächst jedoch kontinuierlich, insbesondere in Bereichen, in denen CO₂-Emissionen reduziert werden müssen. Ein Vorteil dieser Materialien liegt in ihrer potenziellen Kompostierbarkeit. Gleichzeitig sind hohe Produktionskosten und eingeschränkte Verfügbarkeit noch Hindernisse für den breiten Einsatz.

Technologische Innovationen: Der Schlüssel zur Effizienz

Die Digitalisierung wird zunehmend als Treiber für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit gesehen. Technologien wie digitale Wasserzeichen und KI-gestützte Sortiersysteme verbessern die Qualität des Recyclingprozesses und ermöglichen eine präzisere Trennung von Materialien. Kunststoffverarbeiter, die frühzeitig in solche Innovationen investieren, können nicht nur Kosten senken, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Herausforderungen und Chancen

Die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft erfordert erhebliche Investitionen und eine enge Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette. Laut der Studie ist dies besonders relevant, da die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungen bei Konsumenten und Gesetzgebern gleichermaßen wächst.

Die Autoren der Studie fordern Kunststoffverarbeiter auf, verstärkt auf „Design for Recycling“ zu setzen. Verpackungen sollten von Anfang an so gestaltet werden, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus einfach recycelt werden können. Dies erfordert jedoch ein Umdenken in der gesamten Produktionskette.

Fazit: Die Zukunft gestalten

Für Kunststoffverarbeiter ist die Botschaft der Studie klar: Die Kreislaufwirtschaft ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance. Unternehmen, die heute in Recycling, biobasierte Kunststoffe und digitale Technologien investieren, werden morgen die Vorreiter der Branche sein. Die Herausforderungen sind groß, doch die Potenziale, die sich aus einer nachhaltigen Ausrichtung ergeben, sind noch größer.

Bild oben: Die aktuelle Conversio-Studie zeigt die Stoffströme im Kunststoffrecycling. Abbildung: Circular Technology mit DALL-E

Von fil