Die CLG Europe Materials & Products Taskforce und das Wuppertal Institut haben einen Report veröffentlicht, der den dringenden Bedarf für geschlossene Stoffkreisläufe für kritische Rohstoffe auf dem EU-Markt verdeutlicht. Die Studie betont, dass Kreislaufwirtschaft mehr als nur Recycling ist und schlägt eine stärkere Ausrichtung auf längerfristige und effektive Nutzung von Materialien vor, um die Versorgungssicherheit der EU bei kritischen Rohstoffen zu erhöhen und den Übergang zur Klimaneutralität zu beschleunigen.

Die Autor*innen des Reports machen deutlich, dass Kreislaufwirtschaft weit mehr ist als nur Recycling – es geht auch darum, Materialien effektiver und länger im System zu halten. Sie betonen, dass dieser Aspekt der Kreislaufwirtschaft im aktuellen CRMA-Vorschlag nicht ausreichend berücksichtigt wird. Der Bericht stützt sich auf evidenzbasierte Forschung und konzentriert sich dabei auf drei Schlüsselmaterialien für die grüne Transformation – Aluminium (Bauxit und Magnesium), Lithium und Seltene Erden. Er stellt auch Fallstudien zur Zirkularität in Unternehmen wie der Ball Corporation oder Volvo Cars dar und enthält Empfehlungen an politische Entscheidungsträger*innen.

Wettbewerb um Rohstoffe verschärft sich

Eliot Whittington, Chief Systems Change Officer des Cambridge Institute for Sustainability Leadership, sagte: „Der weltweite Wettbewerb um Schlüsselrohstoffe verschärft sich, und das Klima erhitzt sich durch unsere Kohlenstoff-Emissionen. Mit der Einführung einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft kann Europa beide Herausforderungen auf einen Schlag bewältigen. Während den Verhandlungen über die Verordnung zu kritischen Rohstoffen sollte die EU die Chance nutzen, die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Die europäische Politik sollte sich daran orientieren, wie führende Unternehmen aller Sektoren bei der Nutzung kritischer Rohstoffe bereits zahlreiche Kreislaufwirtschafts-Lösungen einsetzen. Sie sollte die Finanzierung sowie flexible, gezielte Maßnahmen ermöglichen, die zur Skalierung dieser Ansätze nötig sind – und so den Übergang der EU zu Klimaneutralität und strategischer Autonomie beschleunigen.“

Viele kritische Rohstoffe spielen eine entscheidende Rolle für die grüne Transformation, etwa bei der Herstellung von Solarzellen, Windturbinen und Elektroautos. Daher wird die Nachfrage in der EU in den kommenden Jahren rapide wachsen. Insbesondere der Bedarf an Lithium dürfte bis 2030 allein in der EU um das Zwölffache ansteigen – und weltweit bis 2050 sogar um das 90-fache. Doch da 24 der im CRMA enthaltenen Materialien primär aus China importiert werden und angesichts der drohenden Umweltschäden und der gesellschaftlichen Auswirkungen von mehr Bergbau in Europa, ist die Bedeutung der strategischen Autonomie der EU bei der Rohstoffversorgung noch größer geworden.

Kreislaufwirtschaft für mehr Versorgungssicherheit

Der Report zeigt: Kreislaufwirtschaft kann dazu beitragen, die Versorgungssicherheit der EU bei kritischen Rohstoffen zu erhöhen. Eine kreislauforientierte Wirtschaftsweise erfordert insbesondere auch eine bewusste Umstellung auf ein „Reuse-Modell“, da eine längere Verwendung von Produkten eine Schlüsselrolle bei der Versorgungssicherheit spielt. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, sagte: „Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und COVID19 haben die hohe Verletzlichkeit Europas deutlich gemacht, vor allem bei der Rohstoffversorgung, die heute zu großen Teilen auf Importen beruht. Die EU hat zwar grundsätzlich das Potenzial, unabhängiger von Importen zu werden. Teilweise wäre dies aber mit höheren Rohstoffpreisen verbunden – und zusätzliche Bergbauaktivitäten führen zwangsläufig zu Eingriffen in Natur und Landschaft. Die bessere Alternative ist die Kreislaufwirtschaft: Sie kann helfen, benötigte Materialien effizienter bereitzustellen und den Abbau von Primärrohstoffen auf ein Minimum zu begrenzen. Wenn die Politik dafür einen klaren Rahmen setzt, kann das die Basis sein für hohe Versorgungssicherheit und eine umweltfreundliche, sozialverträgliche Wirtschaftsweise.“

Herausforderungen, Chancen und Best-Practice-Beispiele

Der Report zeigt Herausforderungen, Chancen und Best-Practice-Beispiele einer zirkulären Nutzung kritischer Rohstoffe. Sie basiert auf Fallstudien, die mit Mitgliedern der Materials & Products Taskforce sowie anderen Stakeholdern von Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten für Lithium, Aluminium und Seltene Erden durchgeführt wurden: Vom Materialtechnologieunternehmen Umicore, das mit einer eigens entwickelten Batterierecycling-Technologie eine Kapazität von 7.000 Tonnen pro Jahr aufgebaut hat, bis hin zum Aluminium-Verpackungsriesen Ball, der bis 2030 eine Recyclingquote von 90 Prozent des eingesetzten Materials erreichen und neue Produkte aus 85 Prozent recycelten Rohstoffen herstellen will.

Die Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen umfassen anderem:

  • Implementierung eines umfassenderen Kreislauf-Konzepts im CRMA, statt den Fokus nur auf Recycling zu legen
  • Festlegen eines flexiblen Kreislauf-Ansatzes im CRMA, der die Notwendigkeit abbildet, den Umgang mit Rohstoffen von Fall zu Fall individuell zu gestalten
  • Aufbau zukunftsorientierter Infrastruktur sowie von Strukturen, die eine systemweite Kreislaufwirtschaft ermöglichen
  • Festlegen einer klaren Gesamtvision für eine europäische Industriestrategie, die Kreislaufwirtschaft, Kohlenstoffneutralität und weitere Nachhaltigkeitsaspekte miteinander verbindet
  • Aufbau von ökologisch und sozial nachhaltigeren Lieferketten durch Diversifizierung und Förderung verantwortungsvoller Bergbaupraktiken
  • Finanzielle Anreize und Förderprogramme, um bei der Umstellung auf grüne Technologien eine schnellere Marktfähigkeit zu gewährleisten

Der Report steht hier zum Download bereit.

BIld oben: Europa braucht eine Stragie für die Rohstoffversorgung der Zukunft. Foto: Pixabay/stevepb

Von fil