Neben kostspieligen Renovierungen gibt es viele kostengünstige Maßnahmen, um die Verbreitung von erneuerbaren Energien im Gebäudesektor zu erleichtern. Im Jahr 2019 waren Gebäude für etwa ein Drittel der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die EU-Energiepolitik zur Verringerung dieser Emissionen sollte sich daher auf die Dekarbonisierung von Gebäuden konzentrieren und nicht nur auf die Senkung der Energienachfrage. Dies geht aus einem neuen, in der Zeitschrift Joule veröffentlichten Kommentar eines Forscherteams des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hervor.

Wenn die Politik die Rolle der Effizienz stärker in den Vordergrund stellt, könnte sie die Möglichkeit der Dekarbonisierung von Gebäuden durch einen Energieverbrauch jenseits von Kohle, Öl und Gas auch bei anhaltend langsamen Fortschritten bei der Energieeinsparung sicherstellen“, erklärt Antoine Levesque, PIK-Leitautor der Studie. „Eine Gebäudeenergiespolitik könnte die Dekarbonisierung auch kostengünstiger ermöglichen, indem sie die gesamte Bandbreite der verfügbaren – zum Teil kostengünstigen – Maßnahmen einbezieht, anstatt sich nur auf eine wenig zielgerichtete Nachfragereduzierung zu verlassen“, fügt er hinzu.

Konkrete Maßnahmen

Eine erste Maßnahme zur Ausweitung erneuerbarer Energien ist die Senkung der Heiztemperaturen, d. h. der Wassertemperatur, die für die Wärmeübertragung durch Heizkörper und Fußbodenheizung verwendet wird. Niedrige Temperaturen sind Voraussetzung für eine Verbreitung und eine effiziente Nutzung der wichtigsten verfügbaren Technologien zur Dekarbonisierung der Wärme, nämlich Wärmepumpen und kohlenstofffreie Heizungsnetze. Ein zweites Ziel besteht darin, die Probleme des Stromsektors bei der Deckung des Wärmebedarfs zu verringern und gleichzeitig einen höheren Anteil an variablen erneuerbaren Energien in das System zu integrieren. Die Einführung von dezentralen und großen Wärmepumpen wird wahrscheinlich einen erhöhten Druck auf die Strompreise ausüben, da der Wärmebedarf saisonabhängig ist. „Durch die Kombination einer Reihe von Maßnahmen hat das vorgeschlagene Prinzip „Dekarbonisierung zuerst“ das Potenzial, einen angepassten Gebäudebestand zu geringeren Kosten zu erreichen“, sagt Michael Pahle, Mitautor der Studie und Leiter der Arbeitsgruppe „Klima- und Energiepolitik“ am PIK.

Die Forscher schlagen vor, dass energiepolitische Maßnahmen Ziele für den Anteil von Niedertemperaturgebäuden, für den Heizungsspitzenbedarf und für die Anmeldung und Teilnahme von Kunden an Demand-Response-Programmen festlegen könnten. Darüber hinaus sollten öffentlich finanzierte Subventionsprogramme und Gebäudestandards gezielter eingesetzt werden. Der Schwerpunkt könnte auf die Verbesserung der Isolierung von Gebäuden mit hohen Heiztemperaturen und Spitzenbedarfe, auf Regionen, in denen die Verteilungs- und Übertragungsnetze überlastet werden, sowie auf kleinere, aber wirkungsvolle Maßnahmen wie die Heizungsoptimierung, die Behebung von Systemfehlern oder den Austausch kritischer Heizkörper gelegt werden. Außerdem sollten die Verbraucherinnen und Verbraucher mit der Elektrifizierung der Wärmeversorgung zunehmend mit Preissystemen konfrontiert werden, die das stündliche Energieangebot oder die Energieknappheit besser widerspiegeln und ein adaptives Verhalten ermöglichen.

Bild oben: Eine Dekarbonisierung im Gebäudesektor ist notwendig. Foto: Pixabay/wal_172619

Von fil