In Darmstadt stellt ein Startup erfolgreich eine selbst entwickelte Alternative zu Leder her. revoltech hat mit LOVR sehr viele Argumente auf seiner Seite.

Leder ist ein geniales Material. Es ist haltbar, fühlt sich gut an und lässt sich gut verarbeiten. Allerdings hat es auch entscheidende Nachteile. Vor allem müssen für die Herstellung von Lederwaren Tiere sterben. Ihre Häute haben dann die Form ihrer Körper woraus sich eine große Menge an Verschnitt ergibt. Schließlich muss Leder gegerbt werden wofür auch heute noch – oft in den weniger entwickelten Regionen der Welt – Wasser und Land mit gesundheitsschädlichen Chemikalien wie Chrom belastet wird.

Zeit also für eine umweltverträgliche Lederalternative. Die Gründer von revoltech in Darmstadt setzen genau an diesem Punkt an. Sie haben in sechs Jahren Forschung ein Material entwickelt, das fast wie Leder aussieht und sich auch so anfühlt. Es kann in Anwendungen wie Türverkleidungen von Autos oder Geldbörsen eingesetzt werden und kommt komplett ohne tierische Produkte aus. Die Darmstädter nennen ihr Material LOVR. Es besteht aus Hanffasern und Ölen ist biologisch abbaubar und lässt sich recyceln. Die Hanffasern kommen aus der Hanfölproduktion und wurden bislang entsorgt.

Neues Verfahren für eine neue Werkstoffklasse

Das Herstellungsverfahren kommt aus der mechanischen Verfahrenstechnik, die Anlage im Labor in Darmstadt ist eine modifizierte Pilotmaschine aus den 60er Jahren. Allerdings war eine jahrelange Tüftelarbeit nötig bis der Herstellungsprozess wirklich stabil lief. Das ist nun geschafft und der nächste Schritt, die industrielle Pilotanlage, steht unmittelbar bevor.

Lucas Fuhrmann ist einer der Gründer. Er sieht revoltech auf einen guten Weg. Das Unternehmen hat heute 15 Mitarbeiter, die in Büros und Laboren an der TU Darmstadt forschen, Kontakte herstellen und diskutieren. Große Kunden aus der Automobilindustrie haben LOVR entdeckt und testen die Lederalternative nun in ihren Fahrzeugen. „LOVR lässt sich in unterschiedlichen Stärken von über einem Millimeter herstellen,“ so Fuhrmann. „Außerdem können wir unser Material prägen, um praktisch jede Struktur erzeugen zu können. Geschliffen bekommen wir eine sehr angenehme Haptik wie bei besonders hochwertigem Leder.“

Die Geschichte geht weiter

„Wir haben bereits das nächste Material entwickelt, das sich mit seinen vollkommen neuen Eigenschaften für weitere sehr interessante Anwendungen eignet“, erklärt Fuhrmann. „Wir entwickeln uns derzeit sehr rasch das geht nur mit externen Investoren. Aber wir haben das Glück, mit Leuten zusammen zu arbeiten, die genau wie wir eine langfristige Perspektive haben und verstehen, dass Materialentwicklungen Zeit brauchen. Nur mit genügend Ausdauer schaffen wir es, wirklich Grundlegendes zu ändern und unsere Welt aus kreislauffähigen Materialien neu aufzubauen.“

Bild oben:revoltech befasst sich mit der Entwicklung von umweltverträglichen Werkstoffen. Lucas Fuhrmann (Mitte) und sein Team haben bereits einiges erreicht. Foto: Circular Technology

 

 

Von fil