Klaus Fellner ist Leiter Application Technologies bei ENGEL und in dieser Rolle auch zuständig für die Bemühungen des Unternehmens um mehr Nachhaltigkeit. Im Gespräch erklärt Fellner die erheblichen Energieeinsparungspotentiale im Spritzgießprozess und hebt die Herausforderung hervor, proaktiv im Umweltschutz zu handeln, während er auf politische Maßnahmen und steigende CO2-Preise als treibende Kräfte für nachhaltige Produktion verweist.

Circular Technology: Hier auf der Fakuma hat ENGEL einige Exponate auf seinem Stand, die zeigen, wie nachhaltig Kunststoff sein kann. Können Sie diese näher erläutern?

Klaus Fellner: Wir zeigen hier auf einer duo die Verarbeitung von rezyklierten Material. Es handelt sich bei dem Rezyklat um mechanisch rezykliertes PP von Borealis, ein Borcycle M. Diese Produktschiene besteht aus einer Mischung von mechanischem Rezyklat mit Neuware, so können die Eigenschaften gesichert werden. Es gibt noch zahlreiche andere nachhaltige Lösungen hier auf dem Stand zu finden. Das sind zum einen weitere energieeffiziente Maschinen aber auch unsere Energieassistenten, die Verarbeiter dabei unterstützen, Schwankungen im Rezyklat auszugleichen und, insbesondere bei der Werkzeugtemperierung weitere Energie einzusparen.

CT: Wie groß ist die Energieeinsparung?

Fellner: Das kommt natürlich auf die jeweilige Maschine an. Bei den hydraulisch angetriebenen Maschinen haben wir die Pumpen optimiert und kommen so fast auf das Energieniveau von elektrischen Antrieben. Bei der Temperierung konnten wir den Energieverbrauch ebenfalls deutlich senken.

„So viel Altkunststoff wie möglich einsetzen“

CT: Die Kunststoffindustrie hat sich in den vergangenen Jahren in Bezug auf ihr Umweltbewusstsein deutlich gewandelt. Was hat sich in Ihren Augen verändert?

Fellner: Zwei Trends erkenne ich hier, die etwas gegenläufig sind. Zum einen gibt es den Trend zur Nachhaltigkeit, zum Recycling, dazu die Recyclingmengen zu vergrößern. Wir erleben in unserer täglichen Arbeit das Bestreben unserer Kunden so viel Altkunststoff wie möglich einzusetzen. Das können auch Kunststoff sein, die aus den Nachbarbereichen des Spritzgießens kommen. Teilweise haben wir hier andere Fließfähigkeiten und der Kunde sucht nach einer Lösung auch solche Materialien zur Herstellung hochwertiger Produkte einzusetzen.

Gleichzeitig bleibt natürlich der Preisdruck auf die Unternehmen sehr hoch. Der Preis ist die entscheidende Größe und wir bemerken, dass der verwendete Rezyklatanteil durchaus abhängig von den Neuwarepreisen ist. Wenn diese günstiger als Rezyklate auf dem Markt zu haben sind, entscheiden sich viele Verarbeiter für den Neuwareeinsatz. Die sinkenden Neuwarepreise nehmen dem Recycling etwas den Wind aus den Segeln.

CT: Da helfen nur steigende CO2-Preise.

Fellner: Auf politisch regulativer Ebene tut sich ja auch gerade einiges. Insbesondere die Altfahrzeugverordnung, die sich derzeit in Klärung befindet, wird auch auf unsere Kunden Auswirkungen haben. Wie genau dann die Vorgaben für Rezyklatquoten oder Demontierbarkeit sein werden, müssen wir abwarten. Natürlich ist der Preis für CO2-Emissionen eine entscheidende Stellschraube um umweltverträgliche Produktionen attraktiver zu machen und Investitionen in entsprechende Technik zu befördern. Die Gewinne der Einsparungen müssen am Ende über den Investitionen in energieeffiziente Technologie liegen.

CT: Könnte das alles nicht schneller gehen?

Fellner: Es ist alles andere als trivial als Unternehmer im Bereich Umweltschutz proaktiv zu handeln. Ich kann nicht dauerhaft gegen den Markt agieren. Daher ist der Neuwareanteil in der Verarbeitung weiter stabil, das sind die Realitäten der Ökonomie. Ich glaube aber auch, dass man sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen darf. Es kann ja nicht sein, dass derjenige, der im Sinne aller in Umweltschutz investiert, am Ende der Dumme ist. Daher müssen die Gesetze so gestaltet sein, dass sich nachhaltiges Verhalten lohnt, auch wirtschaftlich.

Bild oben: Bildunterschrift: Umweltverträgliche Kunststoffverarbeitung sieht Klaus Fellner auf einem guten Weg, es gilt aber noch wirtschaftliche und regulatorische Hindernisse zu überwinden. Foto: Circular Technology

Von fil