Potentiale zügig heben
Um die industrielle Wärmewende schnell auf den Weg zu bringen, braucht es einen zügigen Abbau regulatorischer Hürden. Derzeit werden der Industrie durchschnittlich mehr als 80 Prozent der CO2-Zertifikate im EU-Emissionshandel aus Wettbewerbsgründen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies verschiebt den Umstieg auf CO₂-freie Wärmeproduktion bis in die 2030er Jahre. Ebenso begünstigen Steuerbefreiungen Kraftwärmekopplungsanlagen gegenüber strombetriebenen Wärmeerzeugern. Außerdem reizt die aktuelle Struktur der Netzentgelte einen hohen, gleichmäßigen Stromverbrauch an, was den Einsatz von flexiblen Stromverbrauchern wie Elektrodenkesseln derzeit unattraktiv macht.
Maßnahmenpaket
Agora Industrie hat daher ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das einen Instrumentenmix aus Förderung zur Minderung von Investitionsrisiken, klaren Standards für Neuinvestitionen sowie Anreizen für einen flexiblen Stromverbrauch vorsieht. Ein zentraler Baustein ist hierbei, im Energiesicherungsgesetz das Jahr 2035 für einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern für Prozesswärme bis 500 Grad zu verankern. „Ein klares Enddatum für die Nutzung von fossil erzeugter Prozesswärme in der Industrie schafft Planungs- und Investitionssicherheit für Unternehmen und bringt uns auf Kurs zur Klimaneutralität“, sagt Agora Industrie-Direktor Peter. Zudem schlägt der Think Tank vor, ein Sonderförderprogramm aufzulegen, um die Kostenlücke bei strombasierten Technologien zu schließen und einen gesetzlichen Zero-Carbon-Standard für Neuinvestitionen zu etablieren. Um sicherzustellen, dass Wärmepumpen und Elektrodenkessel für die Industrie verfügbar sind, brauche es eine gemeinsame Strategie von Politik, Industrie, Anlagenbau und Handwerk, so Peter. Gleichzeitig sei es zentral für die Wärmewende, den flexiblen Verbrauch in der Industrie anzureizen. „Die Einführung zeitlich differenzierter Netzentgelte muss politische Priorität werden“, sagt Peter.
Der Impuls „Power-2-Heat: Erdgaseinsparungen und Klimaschutz in der Industrie“ ist in Zusammenarbeit mit Future Camp entstanden. Die 52-seitige Publikation enthält einen Maßnahmenkatalog für die Umstellung auf Wärmepumpen und Elektrodenkessel für industrielle Prozesswärme bis zu 500 Grad Celsius und steht zum kostenlosen Download unter www.agora-industrie.de zur Verfügung. Begleitend zu der Studie wurde durch Future Camp und das Wuppertal Institut ein Rechner zur Abschätzung der Transformationskosten von Erdgas zu Wärmepumpen und Elektrodenkesseln entwickelt. Das Excel-Tool steht zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Bild oben: Erdgas ist als Energieträger nicht mehr zeitgemäß. Foto: Unsplash/Giorgio Trovato