Um nachhaltige Produktion, nachhaltigen Konsum und zirkuläres Wirtschaften in der Praxis umzusetzen, sind sowohl systemische als auch technische Lösungen gefragt. Diese Lösungen sollen nach einer Idee der Fraunhofer-Gesellschaft in sogenannten CIRCONOMY® Hubs entstehen. Dahinter verbergen sich deutschlandweite Netzwerke, die Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Gesellschaft zu einem bestimmten Schwerpunkt zusammenbringen. Zwei dieser Netzwerke haben ihre Arbeit bereits aufgenommen: die Hubs „Stoffkreisläufe im Bausektor“ sowie „Circular Carbon Technologies CCT“.
„In Deutschland gibt es momentan keine übergeordnete Infrastruktur, Einrichtung oder Stelle, die Veränderungsprojekte hin zum zirkulären Wirtschaften koordiniert“, erläutert Projektleiter Dr. Hartmut Pflaum aus dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT den Hintergrund der CIRCONOMY®-Initiative. „Stattdessen existieren viele, zum Teil kleine Initiativen, die sich der Circular Economy verschrieben haben. Die sind für sich genommen alle gut, aber untereinander wenig bis gar nicht vernetzt. Das führt dazu, dass viele von ihnen bei null anfangen und nicht voneinander lernen können. Dieses Defizit wollen wir mit den CIRCONOMY®-Hubs ausgleichen“, betont der Fraunhofer-Wissenschaftler.
Idealerweise widmet sich jeder Hub einem Themenschwerpunkt und bringt zirkuläres Wirtschaften in diesem Bereich voran. Und zwar indem passende Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Gesellschaft zielgerichtet und koordiniert zusammenarbeiten. Den Rahmen für diese transferorientierten Kooperationen bildet die Marke CIRCONOMY®. Darunter bündelt die Fraunhofer-Gesellschaft Lösungen, Kapazitäten und Kompetenzen für das zirkuläre Wirtschaften. „Die Marke steht für gemeinsame Werte, Strategien, Zielbilder und vor allem Innovationsprojekte, welche die große Mission Transformation zum zirkulären Wirtschaften in die Praxis führen“, so Hartmut Pflaum.
CIRCONOMY® Hub „Stoffkreisläufe im Bausektor“
Initiiert von den Fraunhofer-Instituten für Bauphysik IBP in Holzkirchen sowie Internationales Management und Wissensökonomie IMW in Leipzig widmet sich der CIRCONOMY® Hub „Stoffkreisläufe im Bausektor“ der Koordination physischer Entwicklungszentren und dem Aufbau eines Umsetzungsnetzwerkes, das die Handlungsfelder der Bauwirtschaft hinsichtlich der Kreislaufführung von Bauprodukten adressiert und löst. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung von Werkzeugen und Methoden, um Bauabbruch in gleichwertige oder höherwertige Verwertungsprozesse zu überführen.
„Wir forschen und arbeiten wissenschaftlich fundiert, um einen starken CIRCONOMY® Hub für die kreislauffähige Bauwirtschaft zu etablieren. Das stärkt die Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft durch technologische und sozioökonomische Forschung, vernetzt die Akteure und fördert den Wissenstransfer“, umreißt Rafael Gramm vom Fraunhofer IBP die Zielsetzung des Netzwerks. „Der CIRCONOMY® Hub schließt Stoffkreisläufe innerhalb der Baubranche und schafft durch Kooperation, branchenübergreifendes Zusammenwirken und fachlichen Austausch die Grundlage für Cross-Innovationen“, ergänzt Josephine Schöffel vom Fraunhofer IMW.
CIRCONOMY® Hub „Circular Carbon Technologies CCT“
Der andere CIRCONOMY® Hub steht unter dem Titel „Circular Carbon Technologies CCT“ und wurde von den Fraunhofer-Instituten UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg, IGB in Straubing sowie IWKS in Alzenau ins Leben gerufen. Im Fokus steht hier die Kopplung von Energie- und Rohstoffprozessen – beispielsweise zur Erschließung nicht-fossiler Kohlenstoffquellen, zur Kreislaufführung und Bindung von Kohlenstoff in Produkten sowie zur Integration dieser Technologien in Energie-/ Wirtschaftskreisläufe.
Der Hub für „Circular Carbon Technologies“ hat vom Bayerischen Wirtschaftsministerium eine Anschubfinanzierung in Höhe von 500 000 € für die Konzeptionsphase und zwei wissenschaftliche Vorprojekte erhalten. Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert sagte in Sulzbach-Rosenberg: „Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, sind eine Dekarbonisierung der Energieerzeugung und eine Defossilierung des Rohstoffsektors erforderlich. Beides kann nur über die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu zirkulären Wertschöpfungssystemen und mit Hilfe innovativer Technologien gelingen. Deshalb fördern wir die zukunftsweisende Forschungsinitiative der Institute Fraunhofer UMSICHT, IWKS und IGB. Unsere Unterstützung ist ein erster Schritt, um den Projektpartnern eine intensivere Zusammenarbeit zu ermöglichen.“
Prof. Dr.-Ing. Matthias Franke vom Fraunhofer UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, ergänzt: „Im CIRCONOMY® Hub wollen wir gemeinsam mit der Industrie Klima- und Kohlenstoff-Management-Technologien in die Anwendung bringen. Die bayerischen Unternehmen können diese selbst nutzen, um ihre Klimaziele zu erfüllen, aber auch um ihre Rohstoffversorgung abzusichern. Vor allem können sie damit zum weltweiten Technologieanbieter werden. Der Markt wird in den kommenden Jahren deutlich anwachsen.“
Bild oben: CIRCONOMY® Hubs bringen zirkuläres Wirtschaften in die Praxis. Foto: