Pro Kilo Gold werden 16.000 Kilogramm CO2 und 0,2 Kilogramm Quecksilber beim handwerklichen und Klein-Bergbau freigesetzt. Diese Umweltbelastungen durch den sogenannten artisanalen Goldabbau wurden in einem mehrjährigen Forschungsprojekt der Hochschule Pforzheim zusammen mit der Bundesuniversität UFOPA in Santarém (Brasilien) im Amazonas-Regenwald ermittelt. Trotz einer Reduzierung des Quecksilbereinsatzes durch den vermehrten Gebrauch von Destillationsapparaten, sogenannten Retortas, gelangen im Einzugsgebiet des Amazonas-Nebenflusses Tapajós jährlich rund 2,5 Tonnen des toxischen Schwermetalls in die Umwelt. Es belastet die Böden und die Gewässer, gefährdet die Natur und wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Goldgräber und der lokalen Bevölkerung aus.

Typische Goldgrube (Garimpo) inmitten des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes im Einzugsgebiet des Flusses Tapajós. Foto: Mario Schmidt

Bisher weitgehend unbeachtet ist, dass der energieintensive Abbau von Gold, verbunden mit dem Einsatz von Diesel, auch erhebliche Mengen CO2 freisetzt. Projektleiter Professor Mario Schmidt betont: „Der Goldabbau ist nicht klimafreundlich, auch nicht der artisanale Bergbau. Der Klimafußabdruck von Gold ist mit den 16 Tonnen pro Kilo unter den Metallen mit am höchsten. Bei Kupfer liegt der Wert im Vergleich bei nur 3 Kilogramm CO2.“

Klimaschutz mit Entwicklungshilfe verzahnen

Das Forschungsteam besuchte circa 50 teils illegale und schwer zugängliche Minen und präsentiert nun erstmalig umfassende Daten in der renommierten Fachzeitschrift „nature sustainability“. Schmidt unterstreicht die Notwendigkeit, auch den Klimaschutz in den Fokus von Entwicklungshilfeprojekten und Produktzertifizierungen zu rücken und dort mit zu berücksichtigen. Meistens werden in entsprechenden Kooperationen nur die sozialen Bedingungen und der Quecksilbereinsatz betrachtet. Doch es sei eine ganzheitliche ökologische Bilanz erforderlich. Der informelle Bergbau müsse viel stärker gesetzlich reguliert und überwacht werden, sagt Professor Schmidt. Technische Lösungen zur Reduzierung des Quecksilbereinsatzes und zur umweltfreundlichen Energieversorgung seien notwendig. Dies gelte nicht nur für die Abbaugebiete im Amazonas, sondern ließe sich auch auf viele andere Länder in Südamerika, Afrika oder Südostasien übertragen.

„Goldabbau im Regenwald veranschaulicht die komplexe Herausforderung der Nachhaltigkeit, da ökologische Lösungen nur durch das Anbieten akzeptabler Alternativen für die dort lebenden Menschen erreichbar sind“, resümiert Schmidt. Hier seien die Umwelt- mit den sozialen und wirtschaftlichen Problemen unmittelbar verknüpft. Die sozioökonomischen Bedingungen in den brasilianischen Goldminen wurden von dem Team bereits in einer vorherigen Studie untersucht und im International Journal of Life Cycle Assessment veröffentlicht.

Bild ganz oben: Aufschlämmen des Sediments in einer Goldgrube im Amazonas-Regenwald. Foto: Schmidt

Von fil