Der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk) erfasst seit fast einem Vierteljahrhundert das Altreifenaufkommen in Deutschland und zieht daraus wichtige Erkenntnisse. Stephan Rau, Technischer Geschäftsführer beim wdk, bilanzierte heute in Frankfurt am Main: „Die thermische Verwertung, also das Verbrennen von Reifen für die Zementherstellung, hat in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten deutlich abgenommen. Zuletzt lag ihr Anteil bei unter 25 Prozent.“
Der Trend zum Recycling von Altreifen sei ungebremst, allerdings verzeichneten Altreifenentsorger und Recycler seit geraumer Zeit schwindende Mengen auf dem deutschen Markt. Es gebe die Vermutung, dass diese Mengen in Nicht-EU-Länder exportiert würden, um dort verbrannt oder unter nicht umweltgerechten Methoden verwertet zu werden. „Die jüngste Altreifenstatistik des wdk scheint nun für das Jahr 2023 diese Einschätzung zu bestätigen. Wir haben erstmals eine signifikante Reifenmenge in Höhe von 87.000 Tonnen festgestellt, deren Verbleib unklar ist. Dieses Volumen lässt sich weder mit den offiziellen Statistiken noch mit den rückgemeldeten Mengen der Entsorger in Einklang bringen.“ Vielmehr liege diese Zahl nahe an den geschätzten 100.000 Tonnen fehlender Altreifen, von denen Altreifenentsorger und Recycler ausgingen, so Rau.
Transparente Erfassung der Stoffströme nötig
„Seit mehreren Jahren fordern wir vom Gesetzgeber eine mengenmäßige und transparente Erfassung der Altreifenströme. Altreifen sollten nur über zertifizierte Entsorger eingesammelt und nach Verwendungszweck vorsortiert werden.“ Auf diese Weise würde sichergestellt, dass die Karkassen per Reparatur oder Runderneuerung weiterverwendet oder als Rohstoffquelle dem umweltgerechten stofflichen oder chemischen Recycling zugeführt werden können. Auch die Allianz Zukunft Reifen (AZuR) setze sich hierfür ein.
Bild oben: Altreifen werden laut wdk generell recycelt, eine wachsende Menge fehlt aber in der Bilanz. Grafik: wdk