In Deutschland gibt es eine große Vielfalt an Ökosystemen, deren Verbreitung regional stark variiert. Ihre hohe Bedeutung für Klimaschutz und Biodiversität rückt immer stärker in den öffentlichen Fokus. Mit dem Ökosystematlas des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wird die räumliche Verteilung der Ökosysteme nun sichtbar gemacht.

„Der Ökosystematlas basiert auf der lückenlosen Flächenbilanzierung aller Ökosysteme. Diese wurde erstmals bundesweit vollständig durchgeführt“, so Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes bei der Präsentation des Angebots im Rahmen des Wissenschaftlichen Kolloquiums. „Durch die Kombination von Geodaten ist es möglich, für jede noch so kleine Fläche einen Ökosystemtyp zu bestimmen. So werden zum Beispiel Ökosysteme wie Auenwälder und Moore, die für die Kohlenstoffspeicherung und damit Klimaregulierung besonders wichtig sind, flächenscharf erfasst.“

Landschaftliche Vielfalt wird regional sichtbar

Nutzerinnen und Nutzer können sich für jede Gemeinde beziehungsweise jeden Gemeindeverband detaillierte Flächenangaben zu insgesamt 74 verschiedenen Ökosystemklassen anzeigen lassen. Dadurch werden regionale Unterschiede sichtbar. So hatte im Jahr 2018 die Gemeinde Backnang im Südwesten Deutschlands mit rund 1.900 Hektar beziehungsweise 11 % ihrer Gemeindefläche flächenmäßig den höchsten Anteil Streuobstwiesen. In der Gemeinde Wittstock/Dosse im Nordosten war Heideland mit rund 3.300 Hektar (8 % der Gemeindefläche) landschaftsprägend. Auch die Veränderung der Ökosysteme im Vergleich von 2015 zu 2018 wird dargestellt.

Einzelne thematische Karten zu Siedlungsflächen, Agrarland, Wäldern, Offenland und Gewässern zeigen zudem bundesweit die Vielfalt der Ökosysteme: So sind beispielsweise Feldhecken am weitesten im Norden Deutschlands verbreitet, während Mischwälder vor allem im Süden des Landes vorkommen.

Nächste Ausbaustufen: Zustand und Leistungen der Ökosysteme

Als Datengrundlage für den Ökosystematlas dient die Flächenbilanz der Ökosysteme 2015 – 2018, welche in Kooperation mit dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) erstellt wurde. Die Flächenbilanz ist der erste Schritt zum Aufbau eines umfassenden Berichtssystems der Ökosystemgesamtrechnungen. In einem nächsten Schritt wird 2022 zunächst der Zustand der Ökosysteme anhand von ausgewählten Variablen und Indikatoren bilanziert. Anschließend erfolgt die Berechnung der Leistungen, die Ökosysteme für die Gesellschaft zur Verfügung stellen, wie beispielsweise Erosions- oder Überflutungsschutz.

Die Ökosystemgesamtrechnungen stellen eine Erweiterung der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen dar. Alle Ökosystembilanzen sollen in Zukunft als Zeitreihen in regelmäßigen Intervallen fortgeführt werden. Diese verlässliche Datengrundlage über den Nutzen der Ökosysteme für den Menschen ermöglicht Entscheidungsträgern in Politik und Gesellschaft, die Leistungen der Umwelt adäquat zu berücksichtigen.

Bild oben: Ökosysteme, wie Moore wurden im Ökosystematlas für ganz Deutschland kartiert. Foto: Pixabay/hannahwilbraham

Von fil