Das PRIMED-Projekt, das sich der Erschließung des Potenzials ungenutzter Biomasseressourcen vor allem aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft widmet, ist im Januar 2024 offiziell gestartet. Der Kick-off findet am 29. und 30. Januar im Makerspace der Ruhr-Universität Bochum statt. Das Horizon-Europe-Programm der EU unterstützt PRIMED mit 4 Millionen Euro. Beteiligt ist ein Konsortium von zwölf Partnern aus Belgien, Finnland, Deutschland, Irland, Italien, Norwegen, Spanien und Portugal. Angesiedelt ist das Projekt am Lehrstuhl für Entrepreneurship und innovative Geschäftsmodelle der Ruhr-Universität. Dessen Leiterin Prof. Dr. Stefanie Bröring ist zugleich Sprecherin des Projekts.

In der Europäischen Union fallen jährlich über 900 Millionen Tonnen Restbiomasse an, eine wertvolle Ressource, die oft ungenutzt bleibt. 98 Prozent davon landet auf Deponien, in Verbrennungsanlagen oder verrottet auf offenen Müllkippen, was zugleich Wertverlust, Umweltverschmutzung und eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt. PRIMED will den Trend umkehren, indem Bioabfälle in biobasierte Produkte umgewandelt werden, von Biokunststoffen bis hin zu Biokraftstoffen. Die Projektpartner wollen gemeinsam zirkuläre Geschäftsmodelle (Circular Business Models, CBM) schaffen, die Primärerzeuger und Endverbraucher in neuartige Wertschöpfungsketten der Bioökonomie einbinden.

Großes Pozenzial

Diese geplante Aufwertung birgt das Potenzial, direkt fünf- bis zehnmal mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen und einen vier- bis neunmal höheren Mehrwert zu generieren als die alleinige Nutzung zur Energiegewinnung. „Bei PRIMED geht es nicht nur um Innovation, sondern auch um einen Beitrag zur Sanierung der Umwelt und zur wirtschaftlichen Vitalität, zur Wiederbelebung der ländlichen Wirtschaft und zur Schaffung von grünen Arbeitsplätzen und Investitionen“, heißt es in der Projektbeschreibung.

Die neuen Modelle werden zunächst in fünf sogenannten Bioeconomy Living Labs vorgestellt:

Finnland: Nebenströme der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu Inhaltsstoffen für neuartige Lebensmittel- und Kosmetikanwendungen.
Irland: Nebenprodukte der Milchwirtschaft und forstwirtschaftliche Biomasse zu biologisch abbaubaren Kunststoffen und biobasierten Düngemitteln.
Italien: Nebenströme der Fischindustrie, Lebensmittelabfälle und landwirtschaftliche Abfälle zu Biokunststoffen, Biodiesel, Düngemitteln und hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln.
Portugal: agroindustrielle Rückstände zu funktionellen Siliziumdioxid-Nanopartikeln, Polymeren und funktionellen Beschichtungen.
Spanien: Viehdung und landwirtschaftliche Abfälle zu komprimiertem natürlichem Biogas, Bewässerungswasser und elektrischem Strom.

Bild oben: Ein großer Teil der Biomasse verrottet ungenutzt. Foto: Pixabay/recyclind

Von fil