Im Interview geben Steffen Meyer, Teamleiter Produktionstechnologie, und Alena Richter, Marketingmanagerin, von PÖPPELMANN Einblicke in die Nachhaltigkeitsinitiativen des Unternehmens. Der Fokus liegt dabei auf den Zielen der Ressourcenschonung und des Klimaschutzes durch die Anwendung von Eco Design und Kreislaufwirtschaft. Die Gesprächspartner erläutern zudem, wie PÖPPELMANN konkrete Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in der Kunststoffverarbeitung umsetzt, insbesondere durch den Einsatz von Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) und recyclingfähigen Designkonzepten können Emissionen und Umweltbelastungen signifikant reduziert werden.

Circular Technology: Worum geht es bei PÖPPELMANN blue®?

Steffen Meyer ist Teamleiter Produktionstechnologie bei PÖPPELMANN. Foto: PÖPPELMANN

Alena Richter: Ressourcenschonung und Klimaschutz sind die beiden übergeordneten Ziele, die wir mit unserer Initiative PÖPPELMANN blue®unterstützen wollen. Zentral sind dabei unsere Produkte und Artikelkonzepte, die Eco Design und Kreislaufwirtschaft berücksichtigen und nach dem 3R-Konzept: „Reduce-Reuse-Recycle“ entwickelt werden.

Waschkappe aus eigens compoundiertem PP-T20 aus industriellem Recycling. Foto: PÖPPELMANN

Steffen Meyer: Unsere in jüngster Vergangenheit auf Messen gezeigten Exponate sind dabei nur einige Beispiele, wie PÖPPELMANN zu Ressourcenschonung und Klimaschutz beiträgt. Wir haben beispielsweise eine Waschkappe aus eigens compoundiertem PP-T20 aus industriellem Recycling. Die Kappen werden nach Gebrauch zu Pöppelmann zurückgeführt, aufbereitet und dem Prozess wieder zu 10 % zugegeben. Unter dem Strich bleibt eine CO2e-Reduzierung von 77%.

CT: Wie trägt die Pöppelmann Gruppe dazu bei, Treibhausgasemissionen in der Serienproduktion von Kunststoffprodukten zu reduzieren und welche Rolle spielen Post-Consumer-Rezyklate dabei?

Alena Richter: Die Reduzierung von THG-Emissionen ist ein entscheidender Aspekt für mehr Klimaschutz. Im Rahmen der Entwicklung unserer Klimastrategie haben wir zunächst unseren Unternehmensfußabdruck, den Corporate Carbon Footprint (CFF), für das Jahr 2021 ermittelt und auf dessen Basis unsere Klimaziele festgelegt.

Wir verpflichten uns, unsere absoluten Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Bis 2030 wollen wir unsere Scope 1 und 2 Emissionen um 50% und unsere Scope 3 Emissionen um 25% reduzieren. Diese Ziele stehen im Einklang mit dem 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens, was uns von der Science Based Targets Initiative bestätigt wurde.

Steffen Meyer: Wir arbeiten bereits an vielen Maßnahmen zur Zielerreichung. Zur Reduzierung unserer Scope 2-Emissionen wird unter anderem der Zubau von Photovoltaik-Anlagen auf unternehmenseigenen Gebäuden (6.000 kWp bis Ende 2024) beitragen. Für die Reduktion der Scope 3-Emissionen ist unser größter Hebel die Kreislaufwirtschaft, da wir durch den Einsatz von Rezyklaten die Emissionen durch die „eingekauften Waren und Dienstleistungen“ und durch das recyclinggerechte Design die Emissionen durch das „End-of-Life der Produkte“ reduzieren. Speziell PCR können hier einen großen Beitrag leisten, da sie gegenüber Neuware einen deutlich niedrigeren CO2e-Fußabdruck besitzen.

C.T.: Könnten Sie weitere konkrete Beispiele jenseits der Messe-Exponate für Serienprodukte von Pöppelmann nennen, die auf Eco-Design und nachhaltige Materialauswahl setzen und so Treibhausgas-Emissionen einsparen?

Alena Richter: Es gibt eine Vielzahl an weiteren Produkten auch in unseren anderen Divisionen. Z.B. hat unsere Division KAPSTO ein Schutzelemente Norm-Programm mit über 1900 Artikeln aus PCR, unsere Division TEKU hat die Produktion der Pflanztöpfe zum größten Teil auf PCR umgestellt und auch unsere Division FAMAC produziert Verpackungen, Ausgießer und Schraubkappen aus PCR.

Eco-Design ermöglicht Recycling

C.T.: Wie unterstützt Pöppelmann Unternehmen bei der Berechnung von THG-Emissionen für ihre Produkte und welche Maßnahmen werden empfohlen, um die Produkte nachhaltiger zu gestalten?

PÖPPELMANN verfügt über jahrelange Erfahrung im Einsatz von Rezyklaten in den Kunststoffverarbeitung. Das macht es Kunden leichter, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Foto: PÖPPELMANN

Steffen Meyer: Die Produktentwicklung nach dem Eco-Design spielt eine entscheidende Rolle. Wichtig dabei ist es zudem, das Bauteil so zu konstruieren, dass es später auch recyclingfähig ist. Hier kommt das Design for Recycling ins Spiel. Nicht mehr lösbaren Multi-Material Bauteile sollten schon in der Konstruktionsphase neu gedacht werden. Bei der Berechnung der THG-Emissionen orientieren wir uns an der DIN EN ISO 14067 und an dem GHG-Protokoll und stehen bei Rückfragen für unsere Kunden immer gerne bereit.

Rezyklateinsatz in der Automobilindustrie

CT: Welche Erfolge hat Pöppelmann in Bezug auf die Reduzierung des Carbon-Footprints von Kunststoffprodukten im Automotive-Segment erzielt, insbesondere durch die Verwendung von Post-Consumer-Rezyklaten?

Alena Richter: Die Verwendung von PCR ermöglicht eine deutliche Reduzierung der THG-Emissionen. Aber auch der Einsatz von PIR, die Rückführung von Produktionsausschüssen und Angüssen sorgen für Ressourcenschonung und tragen zum Schutz des Klimas bei.  Im Automotive-Segment haben wir 2022 über 22% Kunststoffe verarbeitet, die einen hohen Rezyklatgehalt haben. Tendenz steigend. Zudem haben wir es in kürzester Zeit mit unserem Kunden zusammen geschafft, mehrere Bauteile in laufender Serie von Neuware auf PCR umzustellen.

C.T.: Welche Vorteile ergeben sich durch die Kompetenz von Pöppelmann beim Rezyklateinsatz für Kunden in der Automobilindustrie und der Medizintechnik?

Steffen Meyer: Gemeinsam können wir eine deutliche Reduzierung der Produkt Carbon Footprints erreichen. Wir verfügen über langjährige Erfahrung in der Verarbeitung und Aufbereitung von Rezyklaten und konnten eine sehr gute Vernetzung im Markt mit allen relevanten Lieferanten aufbauen. Unsere Kunden können sich auf unsere Qualitätund Lieferfähigkeit stets verlassen.

Bild ganz oben: Matthias Lesch und Alena Richter auf der Fakuma, wo der Einsatz von Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) in Serie erlebbar gemacht wurde. Foto: Circular Technology

Von fil