Im hessischen Ober-Ramstadt, nicht weit von Darmstadt, entwickelt und produziert baier & michels (b&m) Verbindungstechnik und Dichtungslösungen aus Metall. Der Werkstoff wird dabei kalt umgeformt. Rund 500 Mitarbeiter weltweit beschäftigt der Hidden Champion aus Südhessen. Als Mitglied der Würth-Gruppe verfolgt b&m eine stringente Nachhaltigkeits-Strategie. Innerhalb der kommenden zwei Jahre will man CO2-neutral agieren – auch dank einer enormen Photovoltaikanlage und eines neuen „grünen“ Produktionsverfahrens.

Laborexpertise: Anwendungstechniker Maxim Ort knüpft sich am Prüfstand eine gewindefurchende Schraube in einem Kundenbauteil vor. Foto: b&m

In jeder Branche gibt es Unternehmen, die ihre Produkte über einen geringen Preis verkaufen wollen (Discount-Strategie) und solche deren Hauptargument gegenüber Kunden eine hohe Produktqualität ist (Premium-Strategie). Beide Herangehensweisen haben etwas für sich, wenn sie konsequent umgesetzt werden. Für die Billig-Strategie bedeutet das, jeden Cent dreimal umzudrehen und, wo auch immer es geht, Kosten einzusparen. Erfolgreiche Premium-Anbieter bieten höchste Qualität und setzen auf Innovationen. baier & michels (b&m) verfolgt klar eine Premium-Strategie. Allein die Entwicklungsabteilung beschäftigt über 30 Personen, bei einer Gesamtbelegschaft von 500.

Über den Ansatz sagt Chief Technical Officer (CTO) Jörg Pohl: „Wir unterstützen die produzierende Industrie mit hochwertigen Kaltfließpressteilen aus eigener Entwicklung und Fertigung. Unsere Hochleistungsschrauben und Dichtsysteme verleihen dem Innenleben von beispielsweise Autositzen, Beatmungsgeräten und Roboterarmen den nötigen Halt.“ Für seine Kunden tut b&m noch erheblich mehr, indem die Würth-Tochter auch verbindungstechnische Fachschulungen durchführt und Entwicklungsprojekte begleitet.

Warum nachhaltig langfristig erfolgreich ist

In den vergangenen Jahren hat sich die Entwicklung eines nachhaltigen Geschäftsmodells zu einem wesentlichen Faktor einer Premium-Strategie entwickelt. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Verbraucherinnen und Verbraucher sind heute immer sensibler für Umweltfragen und soziale Verantwortung. So ist Nachhaltigkeit zu einem zentralen Faktor für ein positives Markenimage und den guten Ruf eines Unternehmens geworden. Organisationen, die sich aktiv für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen, haben daher in der Regel ein besseres Ansehen und können sich von ihren Konkurrenten abheben.
  • Eine starke Marke, die mit Nachhaltigkeit assoziiert wird, erhöht heute die Chancen, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen und Kunden an sich zu binden. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass Lieferketten zunehmend transparent werden und daher für jede verwendete Komponente eine Angabe zu den Auswirkungen gefordert wird, die seine Herstellung verursacht hat. Im Zuge einer Life Cycle Analysis sind die Emissionen genau zu erfassen, und geringe Emissionen werden zum Qualitätsfaktor.
  • In Zeiten knapper Rohstoffe und komplexer werdender Lieferketten wird ein nachhaltiges Geschäftsmodell so immer mehr zu einer entscheidenden Einflussgröße für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Vorteilhaft ist eine langfristig angelegte Entwicklung, die darauf abzielt, ökonomische, ökologische und soziale Ziele gleichermaßen zu erreichen. Unternehmen, die sich auf verantwortungsvolles Wirtschaften konzentrieren, sind langfristig besser aufgestellt und können in einer sich wandelnden Welt wettbewerbsfähig bleiben. Diesen Zusammenhang haben bereits zahlreiche Studien nachgewiesen.

Kosten für Energie, Beschaffung und Entsorgung senken

Nicht zu unterschlagen ist die ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit, die direkte finanzielle Vorteile bietet. Als Orientierung dienen hier besonders die 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs), definiert durch die Vereinten Nationen. Ihre „Agenda 2030“ zeigt auf: Verantwortungsbewusstes Wirtschaften ermöglicht eine effizientere Ressourcennutzung – dadurch sinken auch Entsorgungs- und Beschaffungskosten. Beispiel b&m: In Ober-Ramstadt besteht der Maschinenpark fast komplett aus gebraucht erworbenen Anlagen, die mit State-of-the-Art-Technik aufbereitet und für die speziellen Bedürfnisse des Unternehmens angepasst wurden.

Hinzu kommt eine neue „grüne“ Produktionstechnologie: „b&m-ECCO TEC ist ein spanloses Verfahren zur Herstellung rotationssymmetrischer Bauteile mit unterschiedlichsten Außenkonturen“, erklärt Steffen Redlingshöfer, Bereichsleiter Qualität und zuständig für das Thema CSR bei b&m. Auch in puncto Energieverbrauch setzen die Südhessen ein Zeichen: 2.756 Photovoltaik-Module auf den Dächern der Werksgebäude erbringen künftig eine Nennleistung von bis zu 1 MW.  Bereits 2025 sollen die Emissionen des Unternehmens bei Scope 1 und Scope 2 Null erreichen. Steigende Preise für CO2-Zertifikate stellen dann keine Herausforderung mehr dar, sondern einen Wettbewerbsvorteil. Nachhaltigkeit erschließt darüber hinaus neue Märkte und Kunden. Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen wächst stetig. Und Unternehmen, die auf diese Nachfrage reagieren können, haben bessere Chancen, neue Zielgruppen zu erreichen und ihre Umsätze zu steigern. „Zu diesen Zielgruppen gehören auch Menschen, die als Auszubildende, Berufsanfänger oder Spezialisten für eine Tätigkeit bei b&m begeistert werden sollen“, sagt CTO Jörg Pohl. „Gerade in der jüngeren Generation gewinnt ein gutes Gewissen in Bezug auf die eigene berufliche Tätigkeit zunehmend an Bedeutung.“ In Ober-Ramstadt ist man auf einem guten Weg in die Zukunft – seit diesem Jahr mit einem zertifizierten Nachhaltigkeitsmanagement durch die internationale Bewertungsplattform EcoVadis.

Bild ganz oben: Mit gesellschaftlicher Verantwortung und Photovoltaik auf den Dächern: Die b&m-Zentrale im südhessischen Ober-Ramstadt. Foto: b&m/Rüdiger Dunker

 

Von fil