Der Markt für Elektromobilität wächst rasant und verändert die Automobilbranche.Damit steigt auch die Bedeutung von Recycling und Wiederverwertung von Lithium-Batterien ausElektrofahrzeugen. Um auf diese Entwicklung schon heute zu reagieren, haben die Fahrzeug-Werke LUEG AG und die DEPPE Unternehmensgruppe ein Joint Venture geschlossen und gründen mit der RE.LION.BAT. Circular GmbH ein Unternehmen für Batterie-Recycling.
Ziel der Partnerschaft ist es, einen ganzheitlichen Recyclingprozess für Lithium-Batterien zu etablieren – mit Logistik, Demontage, Second-Life- und Verwertungsprozessen von Batterien aus verschiedensten Anwendungsfeldern. Dazu investieren die Partner in den Bau einer technisch hochmodernen Recyclinganlage in Meppen, um die wertvollen Rohstoffe zurückzugewinnen und in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen.
„Der Bau der Anlage am Standort in Meppen ist von zentraler Bedeutung für das Emsland und ein wichtiger Schritt, um den notwendigen Ausbau des Batterie-Recyclings in Deutschland weiter voranzutreiben“, sagt Helmut Knurbein, Bürgermeister der Stadt Meppen.
 
In einer Partnerschaft auf Augenhöhe ergänzen sich zwei mittelständische Familienunternehmen mit langer Historie in einem wachsenden Zukunftsmarkt. Die DEPPE-Unternehmensgruppe mit Sitz in Lingen im Emsland blickt auf eine über 120-jährige Firmengeschichte zurück und zählt in der Entsorgungsbranche zu den führenden Unternehmen Deutschlands – insbesondere im Bereich der Bleibatterie-Entsorgung.
 
Die Fahrzeug-Werke LUEG AG wurde vor mehr als 150 Jahren in Bochum als Wagenfabrik gegründet und ist mit 33 Standorten in sechs Ländern heute einer der größten Mobilitätsdienstleister Deutschlands.
 
„LUEG ist offen für neue, stark wachsende Marktsegmente. Das Joint Venture ist für uns eine strategische Investition in die Zukunft. Denn es öffnet uns die Tür in eine wachsende Branche. Lithium-Ionen-Batterien sind eine Schlüsseltechnologie für Elektrofahrzeuge und die wichtigste Antriebstechnologie der Zukunft“, sagt Martijn Storm, Vorstandssprecher der Fahrzeug-Werke LUEG AG.
 
„Wir freuen uns sehr über die gemeinsame Partnerschaft mit LUEG. Hier ergänzen sich hervorragend zwei Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen im stark wachsenden Markt des Batterierecyclings. Ziel des Joint Ventures ist es eine über die gesamte Entsorgungsprozesskette nachhaltige und möglichst CO2-neutrale Rohstoffrückgewinnung zu etablieren“, sagt Thomas Deppe, geschäftsführender Gesellschafter der DEPPE-Unternehmensgruppe.
 
Aufbau eines dezentralen Logistiknetzes über LUEG Standorte
 
Für ein ganzheitliches und nachhaltiges Recyclingverfahren ist ein dichtes, dezentrales Logistiknetz erforderlich. So können die Altbatterien über kurze Transportwege an einem Recycling-Standort abgegeben und dort direkt entladen (discharging) und demontiert (dismantling) werden.
Diese Vorstufe des Recyclings soll künftig über Werkstätten von LUEG abgewickelt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Werkstätten bringen die dazu erforderlichen Qualifikationen bereits mit und müssen lediglich im sicheren Entladen der Batterien geschult werden. „Das dichte Standortnetz von LUEG in Deutschland und Europa bietet die ideale Voraussetzung zum Aufbau eines dezentralen Logistiknetzes für Discharging und Dismantling der Batterien“, sagt Michael Kedwesch, geschäftsführender Gesellschafter in der DEPPEUnternehmensgruppe.
 
Geplant ist die Vorstufe des Recyclings zunächst an drei Standorten von LUEG in Deutschland und der Schweiz.
 
Der gesamte Prozess wird in diesem Jahr bei LUEG in Sachsen erprobt und dann ab 2024 sukzessive weiter ausgerollt. „Unser Servicegeschäft wird sich durch die rasante Entwicklung der Elektromobilität massiv verändern. Mit dem Einstieg ins Batterie-Recycling sichern wir daher schon jetzt ein neues Geschäftsfeld und die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärt Stefan Jansen, Mitglied des LUEG Vorstands.
 

Bau einer technisch hochmodernen Recyclinganlage in Meppen

 Die sogenannte thermomechanische Behandlung der Altbatterien findet ab 2024 am Standort der RE.LION.BAT. Circular GmbH in Meppen statt – vom Zerkleinern über das Trennen der FE- und NE-Metalle bis zur schwarzen Masse, die aus dem Recyclingprozess am Ende entsteht.
 
Dazu investieren die Partner gemeinsam in den Aufbau einer hochmodernen, nachhaltigen Anlagentechnologie: Die Energieversorgung erfolgt CO2-neutral über Solar- und Windenergie sowie über die Entladungsenergie im Vorbehandlungsprozess. Für das Batterie-Recycling bietet der Standort Meppen im Emsland ideale Voraussetzungen: gute Verkehrsanbindung mit direktem Anschluss an die A 31 sowie unmittelbare Nähe zum Eurohafen Haren für die Anbindung an das Wasser- und Schienennetz, Nähe zum Hochschulstandort Lingen für Ausbau von Forschung und Entwicklung, Zugang zu qualifiziertem Fachpersonal sowie gute Möglichkeiten zur Versorgung des Standorts mit regenerativer Energie über nahegelegene Windparks.
 
„Im ersten Schritt möchten wir etwa 20.000 Tonnen Altbatterien pro Jahr in Meppen recyceln. Langfristiges Ziel sind 60.000 Tonnen im Jahr“, erklärt Martijn Storm. Perspektivisch planen LUEG und die DEPPE-Unternehmensgruppe auch eine Second-Life-Verwertung von Batterien, deren Akku für das Laden eines Elektrofahrzeuges nicht mehr ausreicht.
„Künftig entsteht im Industriegebiet Meppen-Versen durch die Zusammenarbeit mit dem hier ansässigen Unternehmen Autorecycling Kempers GmbH das in Deutschland erste ganzheitliche System zum nachhaltigen Recycling von kompletten E-Fahrzeugen und Lithium-Batterien in einer signifikanten Größenordnung“, so Christoph Spandau, zukünftiger Vorsitzender der Geschäftsführung des Joint Ventures.
Die Transaktion unterliegt bestimmten Abschlussbedingungen, darunter der kartellrechtlichen Genehmigung.
Titelfoto: Lueg/Deppe

Von AG