Weil in Elektroautos im Vergleich zu herkömmlichen Automobilen deutlich mehr wertvolle Nichteisenmetalle sowie neuartige Verbund- und Kunststoffe verarbeitet werden, hat das Recycling von Elektro-Altfahrzeugen enormes Potenzial, welches bislang aber nur unzureichend genutzt wird. Aktuelle, manuelle Demontageprozesse sind zeit- und kostenintensiv. Das neue Graduiertenkolleg (GRK) Circular E-Cars setzt genau hier an.

Zehn Lehrstühle verfolgen unterstützt vom Center for Circular Economy und weiteren Einrichtungen der RWTH Aachen zusammen mit fünf Lehrstühlen der Universität Siegen, zwei Arbeitsgruppen der FH Münster, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Wuppertal Instituts, der Nachhaltigkeitsinitiative der Universitäten in Nordrhein-Westfalen, Humboldtn, sowie Industrieunternehmen das Ziel, das Rheinische Revier zu einem europaweit führenden Standort für Forschung, Entwicklung und Innovation zur Etablierung metallfokussierter Kreisläufe von E-Cars zu entwickeln.

„Die Vision des Vorhabens besteht darin, neue Wege in der Kreislaufwirtschaft verschiedener Stoffströme von E-Cars zu gehen und im Rheinischen Revier zu etablieren“, erklärt der Sprecher des Graduiertenkollegs, Professor Peter Letmathe, Lehrstuhl für Controllling der RWTH Aachen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Graduiertenkolleg in den kommenden vier Jahren mit 8,4 Millionen Euro.

Neue Wege gehen

Im Bereich der Recyclingfähigkeit werden in Circular E-Cars neue Wege im Bereich der Demontage von Elektroautos und der stofflichen Verwertung der Komponenten gegangen. Dies stärkt die Resilienz der Wertschöpfungskette im Automobilsektor als deutscher Schlüsselindustrie. Ressourceneffiziente, (teil-)automatisierte Demontageprozesse sollen unter Einsatz von Augmented Reality und KI entwickelt werden.

Die erfolgreiche Implementierung einer solchen Circular Economy in diesem Bereich soll durch den Wissenstransfer der im Graduiertenkolleg ausgebildeten Promovierenden begleitet und sichergestellt werden. In 22 Promotionsvorhaben werden verteilt über die Standorte in sogenannten Lösungspartnerschaften mit Unternehmen und verschiedenen Akteurinnen und Akteuren aus Praxis und Wissenschaft alle Elemente innovativer, zirkulärer Wertschöpfungsketten von E-Cars erforscht.

Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen

Neben der technischen Seite werden im GRK zudem gezielt Geschäftsmodelle, Industriestandorte und Arbeitsmarktkompetenzen untersucht, wobei ein Fokus auf kleinen und mittleren Unternehmen liegt, denn im Rheinischen Revier sind noch viele traditionelle Industrien aus Rohstoffgewinnung und -verarbeitung zu finden. Diese stehen unter einem erheblichen Veränderungsdruck. Circular E-Cars bindet mehrere Transformationsplattformen ein, um regionale Unternehmen einzubeziehen und damit den erfolgreichen Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in tragfähige Geschäftsmodelle zu gewährleisten.

Neue Transformationsplattform

So bringt die deutschlandweit einzigartige Transformationsplattform REVIERa zum Wandel im Rheinischen Revier umfangreiche Erfahrungen ein und unterstützt den Strukturwandel durch ein Netzwerk von über 50 Akteurinnen und Akteuren vor Ort. Das Wuppertal Institut treibt die Entwicklung des Rheinischen Reviers als nachhaltige Vorreiterregion mit integrativen Zukunftsstrategien voran. Circular E-Cars ist auf die Bildung eines Innovationsökosystems ausgerichtet, das langfristig mindestens 7.000 Arbeitsplätze im Rheinischen Revier in der Kreislaufwirtschaft schaffen soll und die Zukunftsfähigkeit der Region substanziell erhöht.

Ringvorlesungen und Summer-School

Um die Promovierenden innerhalb des GRKs im strategischen Handlungsfeld Nachhaltigkeitsforschung zu stärken, wird die Initiative Humboldtn eine Ringvorlesung und eine Summer-School anbieten. Im Zentrum der Ringvorlesung „Rheinisches Revier nachhaltig gestalten“ steht die Nachhaltigkeitsforschung mit Bezug zum Rheinische Revier. Die Summer-School zum Thema Transformative Forschung am Beispiel des Strukturwandels von Industrieregionen wird mit Site-Visits an außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Rheinischen Revier kombiniert und in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut durchgeführt. Das Wuppertal Institut bringt hier die Initiative „IN4climate.RR“ zur Erforschung und Implementierung von Technologien für eine klimaneutrale Industrie im Rheinischen Revier ein. Zusätzlich sind für die Promovierenden die Angebote zur Karriereförderung der RWTH Aachen, der Universität Siegen und der FH Münster offen.

Bild oben: Recycling im Fokus: In Bezug auf E-Cars ist die Arbeit noch nicht ausreichend automatisiert. Foto: Peter Winandy

Von fil