Wie viel Dünger brauchen die Pflanzen auf dem Acker wirklich? Bisher beruhen viele Düngungsentscheidungen auf jahrzehntealten Bodenkarten und unspezifischen Schätzungen. Das neue Forschungsprojekt „Bodensensorbasiert optimiertes Düngungsmanagement als interoperable landwirtschaftliche Dienstleistung“ (BoDi) unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) setzt genau hier an: Ziel ist es, hochaufgelöste Bodendaten für eine WEB-Plattform bereitzustellen, die Landwirt*innen eine genauere und nachhaltigere Bewirtschaftung ihrer Flächen ermöglicht.

Die Düngung von Ackerflächen in Brandenburg wird häufig auf Basis veralteter Bodenkarten vorgenommen, was zu einer fehlerhaften Berechnung des Düngebedarfs führt. Untersuchungen haben gezeigt, dass die in den Landwirtschaftsbetrieben genutzten Bodenkarten zu ungenau sind. So wurde für etwa 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Brandenburgs die Bodenart, genauer: die Korngrößenzusammensetzung des Bodens, nicht korrekt bestimmt. Dies hat zur Folge, dass entweder zu viel oder zu wenig gedüngt wird, was unnötige Kosten aber auch potenzielle Umweltbelastungen nach sich zieht. Das BoDi-Projekt soll diese Lücke schließen. Ziel des Projekts ist die Überführung einer prototypischen entwickelten in eine kommerziell verfügbare Bodensensorplattform. Außerdem soll die Entwicklung eines Workflows zur effizienten Bodenprobenahme sowie eine webbasierte Plattform zur Herstellung von teilflächenspezifischen Düngekarten entwickelt werden.

Softwarelösung wird entwickelt

Dafür wird eine nutzungsfreundliche Softwarelösung entwickelt, in der Modelle zur Ableitung der Bodenart aus Messwerten der Bodensensorplattform und zur Nährstoffbedarfsberechnung enthalten sind. Das IGZ unterstützt das Projekt mit seiner umfassenden Erfahrung in der Entwicklung und Prüfung von Sensortechnologien zur Erfassung von Bodeneigenschaften und in der Modellierung von Erträgen und Nährstoffflüssen. Mit dieser Neuerung wird in Zukunft die Entwicklung von Düngebedarfsmodellen ermöglicht, die standörtliche und Witterungsbedingungen berücksichtigen. Eine präzisere Düngung senkt nicht nur die Kosten für Landwirt*innen, sondern reduziert auch die Nährstoffbelastung von Böden und Gewässern. Mit diesem Forschungsansatz leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag sowohl zur Nachhaltigkeit als auch zur Digitalisierung in der Landwirtschaft.

Verbundprojekt

BoDi ist ein Verbundprojekt unter der Federführung der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Neben der HNEE und dem IGZ sind acht weitere Partner*innen beteiligt: die Agrargenossenschaft Wesenberg eG, die Agrargenossenschaft Trebbin eG, die Landwirtschaft Petra Philipp (Booßen), die Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH (Beerfelde), die LAB – Landwirtschaftliche Beratung der Agrarverbände Brandenburg GmbH (Ruhlsdorf und Müncheberg), die Bodenprobetechnik Peters GmbH (Quakenbrück), die geo-konzept Gesellschaft für Umweltplanungssysteme mbH (Adelschlag) sowie die VisDat geodatentechnologie GmbH (Dresden). Durch die enge Zusammenarbeit von Forschung und Praxis sollen die entwickelten Technologien in den landwirtschaftlichen Betrieben getestet und schließlich zur Marktreife gebracht werden.

Das Projekt wird mit insgesamt 3,89 Millionen Euro im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-AGRI) durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) und das Land Brandenburg für vier Jahre gefördert.

Bild oben: Mit den Daten der Sensorplattform werden hochaufgelöste, dreidimensionale Bodentexturkarten hergestellt. Dr. Jörg Rühlmann leitet den am IGZ angesiedelten Teil des BoDi-Projektes. Foto: sevens [+] maltry/IGZ


Von fil