Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das Umweltinstitut München und Protect the Planet klagen auf ein Verbot des klimaschädlichen Pestizids ProFume. Die Umweltorganisationen wollen erreichen, dass das Mittel mit dem Wirkstoff Sulfurylfluorid (SF) nicht mehr in die Atmosphäre gelangt und weiter das Klima anheizen darf. Das Gas ist demnach bis zu 7500-mal klimaschädlicher als CO₂.
Allein 2022 entsprachen die Sulfurylfluorid-Emissionen aus Deutschland rund drei Millionen Tonnen CO₂ – das entspricht etwa den jährlichen Emissionen einer Stadt in der Größe von Wiesbaden, Gelsenkirchen oder Aachen. Trotzdem hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Klimafolgen bislang nicht berücksichtigt und die Zulassung im Herbst 2024 sogar nochmals verlängert. Die Klage wird formal von der DUH gegen das BVL vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig eingereicht; das Umweltinstitut München und Protect the Planet unterstützen fachlich und finanziell.
„Keine wirksamen Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen“
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Weder der Hersteller des Mittels ProFume noch Behörden, Gesetzgeber oder Begasungsfirmen ergreifen bisher wirksame Maßnahmen, um den Klimaschaden durch ProFume zu begrenzen. Wir sehen uns daher zum Schutz von Umwelt und Klima gezwungen, den Klageweg zu beschreiten. Wir wollen vor Gericht eine Blaupause für Verfahren in anderen europäischen Staaten erreichen.”
ProFume vom Hersteller Douglas Chemicals wird in deutschen Hafenregionen eingesetzt, um vor allem Holzstämme vor dem Export von Insekten zu befreien. Damit soll vermieden werden, dass fremde Arten wie Borkenkäfer in die Ökosysteme der Importländer geraten. Dabei gibt es laut DUH längst umweltfreundlichere Alternativen wie thermische Behandlung oder Unterwasserlagerung. Wie aus Anfragen an den Hamburger Senat, aus Informationen des Thünen Instituts und Auskünften der Begasungsfirmen hervorgeht, werden sie aus logistischen und wirtschaftlichen Gründen nicht genutzt.
Dort heißt es in einer Untersuchung im Fazit: „Ungeachtet der Unzulänglichkeiten wird aus der vorliegenden Untersuchung deutlich, dass die Wärmebehandlung technisch eine Alternative zur Begasung von Exportholz mit SF ist. Die Bedingungen, für die eine Abtötung holzzerstörender Insekten anzunehmen ist (≥ 56 °C für ≥ 30 Minuten in Stammmitte), lassen sich mit allen der vier angewendeten Prozesse sicher erreichen.“
Caroline Douhaire, Rechtsanwältin, die die DUH in dem Verfahren vertritt: „Nach unserer Kenntnis hat die deutsche Zulassungsbehörde BVL bei der Zulassung von ProFume die Klimaschädlichkeit nicht betrachtet und die Zulassung ohne erneute Risikoprüfung verlängert. Dies widerspricht dem Gebot, den Klimaschutz bei allen behördlichen Entscheidungen zu berücksichtigen.”
„Sulfurylfluorid ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise. Diesem Klimakiller muss entweder die Zulassung entzogen werden oder strenge Auflagen müssen verhindern, dass es weiter ungehindert in die Atmosphäre entweicht“, sagt Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer am Umweltinstitut München.
„Solange Sulfurylfluorid erlaubt bleibt, gibt es keinen Anreiz für Unternehmen, auf nachhaltige Methoden umzusteigen“, kritisiert Dorothea Sick-Thies von Protect the Planet. Sie kritisiert auch die fehlende Bepreisung der Klimafolgeschäden: „Sulfurylfluorid ist ein Paradebeispiel für eine klimapolitische Schieflage: Würden die Klimakosten eingepreist, wäre die Methode wirtschaftlich nicht mehr tragfähig. Doch weil es eine Regulierungslücke gibt, bleibt das Gas billig – auf Kosten des Klimas.“
Bild oben: Mit Sulfurylfluorid werden Holztransporte begast, um Insekten abzutöten. Foto: DUH/Jörg Farys