Am 16. März 2024 steht erneut ein bundesweiter „Forest Cleanup Day“ an: Die Initiatoren der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, des Cleanup Network e. V. und des Landeswaldverbandes Baden-Württemberg rufen bereits zum dritten Mal zu dem überregionalen Waldputztag auf. Die Aktion ist ein bemerkenswerter Effekt des Projektes TheForestCleanup zur Entwicklung biologisch abbaubarer Wuchshüllen, an deren Marktetablierung die Projektbeteiligten inzwischen arbeiten.

Komplett biologisch abbaubar sind auch nachhaltige Wuchshüllen auf Vulkanfiber-Basis wie hier auf einer Versuchsfläche in Warstein. Sie sind ebenfalls im Projekt „TheForestCleanup“ entwickelt worden. Foto: Sachsenroeder

Die Idee zum Waldputztag entstand in dem bis Ende 2023 realisierten Vorhaben der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und ihrer vier Praxispartner, innovative Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen und Strategien zur Vermeidung von Plastikakkumulation im Wald zu entwickeln. Teil des Projektes waren Konzepte zum technischen Rückbau konventioneller Plastik-Wuchshüllen, die bis dato in bedeutender Größenordnung zum Schutz von Jungpflanzen eingesetzt werden. Am Rande nahmen die Projektbeteiligten auch den von Waldbesuchern frevelhaft zurückgelassenen Plastikmüll in den Blick, um „den sozioökonomischen Umgang mit Plastik im Wald zu verändern“, wie Projektkoordinator Prof. Dr. Sebastian Hein von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg berichtet.

Forschung zu Mikroplastik im Wald

„Bei Meeren und Flüssen stehen die ökologischen Auswirkungen von Plastik und Mikroplastik inzwischen im öffentlichen und wissenschaftlichen Fokus. Für terrestrische Ökosysteme wie den Wald muss dasselbe geschehen“, unterstreicht Prof. Hein das Anliegen der Cleanup-Initiatoren. „Das Einzige, was wir momentan gegen Müll im Wald tun können, ist, ihn aktiv wieder herauszuholen. Jeder ,Forest Cleanup Day‘ trägt also zur öffentlichen und politischen Sensibilisierung für die Plastikmüll-Belastung des Ökosystems Wald bei“, hofft Hein. Beim ersten Waldputztag 2022 hatten etwa 1000 Freiwillige mit regionalen Sammelaktionen bundesweit insgesamt 10 Tonnen Müll aus den Wäldern geholt. Am zweiten Waldputztag im vergangenen Jahr waren bereits etwa 1600 Helfer beteiligt, die 14 Tonnen Unrat zusammentrugen. Informationen zum Waldputztag gibt es auf der Webseite https://waldputztag.de/. Freiwillige Helfer können sich hier für bestehende Sammelaktionen am 16. März 2024 oder zu einem anderen Termin anmelden und auch eigene Sammlungen initiieren.

Rückstandslos abbaubar: Wuchshüllen aus Vulkanfiber oder Biokunststoff

Die im Projekt TheForestCleanup entwickelten Wuchshüllen aus Vulkanfiber bzw. aus Biokunststoff sind unter Labor- und Waldbedingungen vollständig biologisch abbaubar und schneiden gegenüber ihren funktionsgleichen herkömmlichen Pendants in der Ökobilanz besser ab. Derzeit arbeiten die Projektbeteiligten an der Marktetablierung der neuartigen Wuchshüllen. Dazu initiierten sie gemeinsam mit Praxispartnern aus Landesforstverwaltungen und Landesforstbetrieben am Deutschen Institut für Normung e. V. (DIN) eine DIN-Spezifikation (DIN SPEC).

Hintergrund

Mit dem Umbau zu klimaangepassten Mischwäldern und bei der Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen steigt der Bedarf an Wuchshüllen zum Schutz und zur Wuchsförderung von Jungpflanzen. Doch das Einsammeln und Entsorgen der Hüllen nach fünf bis zehn Jahren verursacht Kosten und wird bislang wenig praktiziert. Zerfallen sie an Ort und Stelle, lagern sich Plastikpartikel im Wald ab.

Im Projekt TheForestCleanup wurden zwei Produktlinien zur Herstellung innovativer Wuchshüllen entwickelt. Die einen bestehen aus Vulkanfiber, basierend auf gewalztem und pergamentiertem Baumwoll- und Holzzellstoff, die anderen aus Biokunststoff. Beide können nach Nutzungsende im Wald verbleiben, weil sie unter Waldbedingungen rückstandslos und umweltschonend abbaubar sind.

Eine DIN SPEC (für englisch: specification) beschreibt eine bisher noch nicht standardisierte Technologie mit dem Ziel ihrer schnellen Markteinführung. Das Verfahren ermöglicht es innerhalb weniger Wochen, Standards aus der Forschung am Markt zu etablieren. Das Normdokument DIN SPEC 35808 für biologisch abbaubare Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen wird künftig die Anforderungen und Prüfverfahren unter Waldbedingungen festlegen. Alle Wuchshüllentypen, ob aus Biokunststoff, Holz oder Naturfasern, müssen die festgelegten Anforderungen und Prüfverfahren später in gleicher Weise erfüllen.

Bild ganz oben: Muster einer Wuchshülle aus einem im Projekt „TheForestCleanup“ entwickelten Biokunststoff, der im Wald rückstandlos verrottet. Quelle: ARBOTRADE

Von fil