Die Altstoff Recycling Austria (ARA) und INTEGRAL haben das Verhalten der österreichischen Bevölkerung im Bereich Abfalltrennung untersucht. Der Fokus der Studie lag auf den Sinus-Milieus®, also Gruppen von Menschen mit ähnlichen Werten und einer vergleichbaren sozialen Lage. Trotz unterschiedlicher Anschauungen und Lebensstile lässt sich ein gemeinsamer Nenner erkennen: Die Einstellung zum Klimaschutz hat sich in den letzten Jahren positiv verändert und ist der wesentliche Treiber für Abfalltrennung. Das Zuwachspotenzial an Menschen, die eine Bereitschaft zu noch häufigerer getrennter Sammlung und hoher Trenndisziplin aufweisen, liegt bei rund 11 %. Ziel ist es, in Zukunft noch mehr Abfall zu trennen und dadurch wichtige Rohstoffe zu sammeln.

„Seit 30 Jahren leistet die ARA einen Beitrag dazu, dass wir heute in der Sammlung und beim Recycling an der europäischen Spitze stehen. Wir sehen, dass sich das Bewusstsein für Abfall als Wertstoff verändert hat. Diese neue Einstellung zum Klimaschutz müssen wir nutzen, um noch mehr Menschen zu motivieren, durch ihren Beitrag zu Abfalltrennung und Recycling Österreich und unsere Wirtschaft zukunfts- und klimafit zu machen“, erklärt ARA Vorstand Harald Hauke.

Mittels Sinus-Milieus konnte die ARA herausfinden, wo die Potenziale bei Recyclingquoten verortet sind und wie man die Menschen zu einer noch höheren Trenndisziplin motiviert. „Das Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus fasst Menschen mit ähnlichen Werten und einer vergleichbaren sozialen Lage zusammen. Diese Werte haben Einfluss auf Lebensstile und Verhaltensweisen. Das Modell bringt Einstellungen auf den Punkt, zeigt historische Entwicklungen und zukünftige Trends auf“, so Bertram Barth, Geschäftsführender Gesellschafter der INTEGRAL Marktforschung. Besonders erfreulich ist, dass sich das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz verstärkt hat, was auch die Bereitschaft zur Abfalltrennung fördert, die in vielen Haushalten inzwischen zur täglichen Routine zählt:  Neun von zehn Menschen trennen ihren Abfall. 30 Prozent trennen sogar mehr Abfall im Haushalt als noch vor vier Jahren, allen voran die Burgenländer:innen (43%), gefolgt von den Oberösterreicher:innen (35%) und den Kärtner:innen bzw. Vorarlberger:innen (jeweils 31%).

Gründe dafür sind die veränderte Einstellung zum Klimaschutz (52%), die Vereinfachung der Systeme (41%), bessere Informationen (39%) sowie mehr Platz im Haushalt für Abfalltrennung (34%). So werden laut eigenen Angaben der befragten Personen am häufigsten Altpapier (89%), Glasflaschen (85%), alte Batterien (80%), defekte Elektronikgeräte (80%) und Kunststoffgetränkeflaschen (79%) getrennt gesammelt.

75 Prozent stört Abfall in der Öffentlichkeit

Drei Viertel der Österreicher:innen empfinden Abfall in der Öffentlichkeit als störend und geben daher an, diesen an öffentlichen Plätzen korrekt zu trennen und zu entsorgen. Dies trifft im Altersvergleich vor allem auf ältere Menschen zu (50-65-Jahre: 86% vs. 18-34 Jahre: 66%). Den Älteren ist Mülltrennung als Beitrag zum Klimaschutz wichtiger als Jüngeren, ebenso gibt es vielen Menschen – entsprechend der sozialen Norm – ein gutes Gefühl, ihre Verpackungen zu trennen. So sind es auch die konservative Elite sowie die beiden nachhaltigkeitsaffinen Milieus der Postmateriellen und Progressiven Realisten, die am ehesten gegenüber der Idee der Abfalltrennung sensibilisiert sind. Im Bundesländervergleich bringt Mülltrennung vor allem den Salzburger:innen,  (65%), Steirer:innen (61%) und Vorarlberger:innen (61%) ein gutes Gefühl.

Hedonist:innen und neue Mitte mit dem größten Abfallaufkommen

Die größten Mengen nicht getrennt gesammelten Abfalls fallen auf die Hedonist:innen und die Adaptiv-Pragmatische Mitte, also den neuen Mainstream. Milieus mit ausgeprägtem Trennverhalten sind die besonders regelkonformen Konservativ-Etablierten und Traditionellen sowie das etablierte Nachhaltigkeitsmilieu der Postmateriellen. Die konservative Elite ist es auch, die sich am besten über Mülltrennung informiert fühlt.

Potenzial bei jeder:jedem zehnten Österreicher:in: Klimaschutz und Recycling als Selbstverständlichkeit näherbringen
„Mehr korrekt entsorgte Verpackungen bedeuten mehr Sekundärrohstoffe für unsere Wirtschaft. Sammlung und Recycling sind ein Muss für die so dringend notwendige Kreislaufwirtschaft“, erklärt Hauke. Der neue Mainstream kann am ehesten dazu motiviert werden, noch mehr Abfall zu trennen und dadurch weitere angrenzende Milieus in ihrem Verhalten zu beeinflussen. Dafür muss der Adaptiv-Pragmatischen Mitte die Idee von Mülltrennung und Klimaschutz als Selbstverständlichkeit präsentiert werden. Um das Potenzial in diesem Milieu auszuschöpfen, muss Recycling als niederschwelliger Beitrag zum Klimaschutz dargestellt werden, von dem alle etwas haben und der zeitgemäß ist. Herausforderungen stellen in diesem Zusammenhang das ausgeprägte Nutzendenken und die Bequemlichkeit dar: Menschen aus dem Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte streben nach Sicherheit, Harmonie und haben ein starkes Bedürfnis nach sozialer Verankerung sowie Zugehörigkeit. Klimaschutz im Allgemeinen und die getrennte Sammlung im Besonderen müssen ihnen daher emotional sowie mental nähergebracht werden, damit sie entsprechende Routinen entwickeln und vertiefen können. „Mit der Vereinheitlichung der Sammlung von Kunststoffverpackungen in ganz Österreich setzen wir seit 1. Jänner 2023 einen wichtigen Schritt zur Vereinfachung und für mehr Convenience in der Mülltrennung. Klimaschutz und Recycling sind eine Vorsorge für die eigene und die Zukunft der nachfolgenden Generationen. Diese Botschaft möchten wir den Menschen mitgeben und auf diese Weise klimafreundliches Verhalten bestärken“, erklärt Hauke.

Im Gegensatz zur Mitte ist das Hedonistische Milieu primär spaßorientiert und momentbezogen. Für diese Menschen ist es wichtig, Abfalltrennung als etwas Lustvolles zu inszenieren. Einige der Hedonist:innen akzeptieren die Idee der Mülltrennung, jedoch sind diese das am wenigsten motivierte Milieu und grenzen sich gegen den Mainstream ab. Hedonist:innen können spielerisch von der Idee der Abfallsammlung überzeugt werden, wobei Digitalisierung und Incentivierung ein wichtiger Hebel sein können. Die ARA setzt dieses Know-how gezielt ein und hat gemeinsam mit der Saubermacher AG das Joint Venture Digi-Cycle gegründet.

Die App „Digi-Cycle“ serviciert die Österreicher:innen mit spezifischen Trennanleitungen und einem Sammelstellenfinder. Darüber hinaus spricht sie mittels attraktiver Prämien den Nutzengedanken der Adaptiv-Pragmatischen Mitte und den Spaßfaktor der Hedonist:innen an – eben jene Sinus-Milieus, bei denen das Zuwachspotenzial am stärksten verortet ist. „Klimaschutz und Recycling sind zur gemeinsamen Aufgabe unserer Generation geworden – daher ist es so wichtig, Abfalltrennung in allen sozialen Lagen und Lebensstilen zu verankern“, erklärt Hauke.

Bild oben: (v.l.) Bertram Barth (Integral Geschäftsführer), Harald Hauke (ARA Vorstandssprecher) Foto: ARA AG/APA-Fotoservice/Schedl

Von fil