Die durch Klimafaktoren und die globale Erwärmung verursachten Herausforderungen können von Unternehmen nicht mehr ignoriert werden. Im Gartner-Bericht „CEO Priorities 2022–2023“ zählten CEOs zum ersten Mal ökologische Nachhaltigkeit zu ihren Top 10 Geschäftsprioritäten. Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem sensiblen Thema für Unternehmen, weil die Erwartungen von Investoren und Kunden diesbezüglich steigen. Drei von vier CEOs bestätigen laut Gartner-Studie, dass intensive Umwelt-, Sozial- und Governance-Initiativen (ESG) dazu beitragen, Investoren anzuziehen, und 80 % nannten ökologische Nachhaltigkeit als Hauptentscheidungsfaktor bei der Investition in neue oder zu verbessernde Produkte in den folgenden beiden Jahren. In einem Gastbeitrag erläutert Armin Recha, Country Manager DACH bei Netskope, wie Unternehmen durch IT-Technologieentscheidungen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können.
Die in Unternehmen eingesetzten Produkte und technologischen Lösungen stellen keine Ausnahme dar, da IT-Systeme erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Rechenzentren sind energieintensiv und verbrauchen mehr als 3 % der weltweiten Stromversorgung. Cloud Computing hat sogar einen größeren CO2-Fußabdruck als die Luftfahrtindustrie. Doch während die Technologie Umweltressourcen verbraucht, ist sie gleichzeitig auch der Schlüssel zum ökologischen Fortschritt.
Die Energie der Cloud
Mit dem Ziel, agiler und effizienter zu werden, haben Unternehmen die Einführung von Cloud-Lösungen beschleunigt. Obwohl es kontraintuitiv erscheinen mag, trägt Cloud Computing dazu bei, den technologiebedingten Energieverbrauch zu senken. Die mit der Technologie verbundenen Emissionen nehmen im Allgemeinen zu, da die Nutzung und Akzeptanz digitaler Dienste in Organisationen und in der Gesellschaft exponentiell steigen. Wenn diese wachsende Nutzung durch private Hardware und eigene Rechenzentren von Unternehmen unterstützt würde, wäre dieser Fußabdruck allerdings deutlich größer als er derzeit ist.
Cloud-Anbieter können Tausende von Organisationen und Millionen von Einzelpersonen mit Ressourcen versorgen, die in einigen wenigen großen Rechenzentren auf der ganzen Welt gehostet werden. Der Umstieg auf die Cloud ist somit vergleichbar mit dem Umstieg vom eigenen Auto auf ein Gemeinschaftsauto oder öffentliche Verkehrsmittel. Dokumente können jederzeit online eingesehen, aktualisiert und erweitert werden, ohne dass zum Beispiel Kopien für Mitarbeiter ausgedruckt werden müssen.
Mit der Cloud werden weniger Server benötigt und diese werden zudem effizienter mit Strom versorgt. US-amerikanische Forscher verglichen in einem Modell den Energiebedarf lokaler Anwendungen mit cloudbasierten Anwendungen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Cloud Computing das Potenzial hat, den Verbrauch von Energie und damit auch von Ressourcen zu reduzieren. Die Berechnungen ergaben, dass theoretisch bis zu 87 % des Energiebedarfs reduziert werden können. Häufig werden von den Unternehmen eigene Backup-Server oder E-Mail-Server betrieben, obwohl dies in der Cloud effizienter wäre. Allein in Deutschland könnten so pro Jahr mehr als 400GWh/a an Strom und bis zu 350.000 t CO₂eq/a an Treibhausgasen eingespart werden.
Die Entwicklung größerer Cloud-Plattformen, die ein breiteres Spektrum an Services bieten, hilft Unternehmen auch dabei, ihre Technologie-Stacks zu konsolidieren. Der Ersatz verschiedener Lösungen durch eine einzige Technologieplattform kann dazu beitragen, Kosten zu senken und ein nachhaltigeres Technologie-Ökosystem zu schaffen.
Zentralisierung führt zur Reduktion des technologischen Fußabdrucks
In einer Welt, die auf Cloud-Lösungen und -Anwendungen basiert, wird der Großteil der notwendigen Verarbeitung in großen Rechenzentren auf der ganzen Welt zentralisiert sein. Die Unternehmen, die diese Rechenzentren verwalten, forschen ständig an Optimierungen und Innovationen, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Beispielsweise werden neueste Erkenntnisse bezüglich der Umgebungsbedingungen, wie der Temperatur, berücksichtigt, bei der die Hardware möglichst wenig Energie verbraucht. Weitere wichtige Verbesserungsbereiche sind Kühlsysteme, Green-Building-Zertifizierungen, Recycling von Geräten zur Abfallreduzierung, Nutzung erneuerbarer Energien oder dynamischeres Management von IT-Ressourcen. Dies könnten sich einzelne Organisationen wahrscheinlich nicht leisten, wenn sie diese Umgebungen selbst verwalten müssten.
Indem wir die weltweit benötigte Rechenkapazität weitestgehend zentralisieren und in die Hände von Spezialisten legen, deren Fokus auf der Optimierung dieser Umgebung liegt, gelingt es uns, die Auswirkungen auf unsere Umwelt zu reduzieren.
Der Vorstoß der künstlichen Intelligenz hin zu einer nachhaltigeren Welt
Technologie ist und bleibt ein Schlüsselfaktor für den Aufbau einer sauberen Welt. Und dies geschieht nicht nur durch den Einsatz von Technologien oder Lösungen, die speziell für Nachhaltigkeitszwecke entwickelt wurden, sondern auch durch den Aufbau technologischer Infrastrukturen, die Messung und Fortschritt ermöglichen. Um eine Organisation auf einen “sauberen Weg” zu bringen, ist zunächst die Bewertung ihres Fußabdrucks erforderlich. Darauf basierend können Nachhaltigkeitsziele und -fähigkeiten definiert und der Fortschritt bei der Erreichung dieser Ziele überwacht werden.
Dies kann nicht erreicht werden, ohne auf allen Ebenen einer Organisation ausgefeilte Datenerfassungs- und Analysefunktionen zu implementieren, die heute durch künstliche Intelligenz unterstützt werden. Aus diesem Grund spielen Technologieführer eine immer wichtigere Rolle, wenn es um Nachhaltigkeitsziele geht. Die Möglichkeit, Fortschritte messen zu können, schafft Transparenz und Verantwortlichkeit. Diese Fähigkeiten standen bis vor Kurzem nur den größten Organisationen der Welt zur Verfügung. Wenn entsprechende Tools für eine Mehrheit der Unternehmen zugänglich sind, können wir Maßnahmen für eine grünere Zukunft vorantreiben.
Unternehmen müssen die zentrale Rolle berücksichtigen, die IT- und Technologieentscheidungen bei der Reduzierung unseres gesamten CO2-Fußabdrucks spielen können. Das Zeitfenster, diesen Planeten langfristig lebenswert zu machen, schließt sich schnell und Organisationen sowie Unternehmen haben die Möglichkeit, einen großen Beitrag zu leisten.
Bild oben: Armin Recha ist Country Manager DACH bei Netskope. Foto: Netskope