In Werne nahe Dortmund wurde kürzlich eines der ersten VACUNITE Bottle-to-Bottle Systeme in Betrieb genommen. Mit der Anlage erweitert die RCS Gruppe, die bereits PET-Flakes für den Non-Food-Bereich produziert, ihre Kunststoff-Recyclingsparte um die Herstellung von lebensmitteltauglichem PET-Rezyklat für Lebensmittel- und Getränkeverpackungen, Folien und Blister.

Für die Weiterverarbeitung der PET-Flakes errichtete die Entsorgungs- und Recyclingunternehmensgruppe auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal einen neuen Standort, wo 20 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. Das von EREMA auf den Markt gebrachte VACUNITE Recyclingsystem wird hier jährlich bis zu 15.000 Tonnen PET-Flakes aus der deutschen Pfandflaschensammlung sowie aus anderen europäischen Quellen zu hochwertigem Rezyklat verarbeiten, Vakuum unterstützt und unter Stickstoffatmosphäre. Wegen der rigiden Reisebeschränkungen während des Corona-bedingten Lockdowns im Frühjahr wurde die Inbetriebnahme der Anlage zu einer unerwarteten Herausforderung für alle Beteiligten. Die Anlage war bereits angeliefert, da aber das Montage-Team nicht in Deutschland einreisen durfte, begann RCS selbst mit dem Aufbau der Recyclinganlage. Zur Inbetriebnahme konnte wieder ein EREMA-Team vor Ort sein.

Neuer Maßstab für Rezyklatqualität

Im 7-Tage-Betrieb und rund um die Uhr produziert RCS nun damit rPET, das nicht nur alle bestehenden FDA- und efsa-Vorgaben für den Lebensmitteldirektkontakt und die vielfach noch strengeren Bestimmungen namhafter Getränke-Brands erfüllt. Es übertrifft auch die Erwartungen des Kunden deutlich. „Unsere Analysen zeigen, dass wir bei allen potenziellen Kontaminanten Werte erreichen, die deutlich unter unseren Zielwerten liegen oder gar nicht detektierbar sind“, erklärt Alexander Rimmer, Geschäftsführer der RCS Gruppe.

In VACUNITE kombiniert Erema seine VACUREMA Technologie mit der neu patentierten, Vakuum unterstützten Stickstoff SSP von Polymetrix. Foto: Erema

VACUNITE basiert auf der Kombination der seit 20 Jahren bewährten und für diese Anwendung weiterentwickelten VACUREMA Technologie von EREMA mit einer neu patentierten, Vakuum unterstützten Stickstoff-Solid State Polykondensation (V-Lean SSP), die von Polymetrix ebenfalls speziell für diese anspruchsvolle Anwendung entwickelt wurde. Dadurch erfolgen alle thermischen Prozessschritte unter Stickstoff- und/oder Vakuumatmosphäre. Unerwünschte Verfärbungen von Flakes und Pellets können so weitestgehend ausgeschlossen und Zusätze, die in der Schmelze zu ungewollten Reaktionen führen könnten, zuverlässig entfernt werden. Neben diesen Qualitätsfaktoren zeichnet sich diese neue Technologie durch ihren geringen Energieverbrauch aus. Das Verfahren kommt mit 40 % weniger Komponenten aus und verbraucht bis zu 36 Prozent weniger Energie, als vergleichbare Systeme am Markt: Der Energieverbrauch für den gesamten Produktionsprozess vom Flake bis zum finalen Granulat liegt bei lediglich 0,35 kWh pro kg.

Lebensmittelecht

Mit der Inbetriebnahme der VACUNITE Anlage mit einer Durchsatzleistung von bis zu 1,8 to/h kann RCS seinen Kunden nun neben hochwertigen rPET-Flakes auch für den direkten Kontakt mit Lebensmitteln geeignetes rPET-Granulat anbieten. Die Zusammenarbeit von RCS mit einem führenden PET-Flaschen und Preform-Hersteller macht am Beispiel des aus dem deutschen Pfandsystem gewonnenen PET-Materials deutlich, wie sich ein geschlossener Kunststoffkreislauf verwirklichen lässt. Alexander Rimmer dazu: „Der Aufbereitungsprozess der von den Konsumenten via Pfandautomaten zurückgegebenen PET-Flaschen beginnt in unserer Unternehmensgruppe schon mit der Sammlung. Die Flaschen verarbeiten wir zu gewaschenen Flakes und diese dann mit der neuen VACUNITE-Anlage zu lebensmitteltauglichem Regranulat. Dieses setzt unser Kunde in Anteilen bis zu 100 Prozent in der Produktion neuer Preforms und Flaschen ein, die dann wiederum im Handel und in den Haushalten landen. Damit ist der Kreislauf vollständig geschlossen und die Konsumenten können den Weg vom Pfandautomaten und wieder retour in den Handel transparent nachvollziehen.“

Dass dieser Weg in Zukunft ein erfolgreicher sein wird, davon ist auch Christoph Wöss, Business Development Manager in der EREMA Group GmbH, überzeugt: „Auch wenn die Nachfrage in der Getränkebranche Corona-bedingt gesunken und die Situation in der Recyclingbranche durch den Preisverfall bei Neuware angespannt ist – bei uns und unseren Kunden überwiegt die Überzeugung, dass Kunststoffrecycling als wesentlicher Beitrag für Kreislaufwirtschaft nicht an Bedeutung verlieren und die Nachfrage nach hochqualitativem Regranulat mittelfristig weiter steigen wird.“ Grund dafür sind sowohl die freiwilligen Selbstverpflichtungen aller namhaften Markenhersteller als auch die Vorgaben der EU für das Recycling von PET-Flaschen bzw. den Mindestrezyklat-Anteil in neuen PET-Flaschen.

Bild oben: Bei der Inbetriebnahme: Projektleiter und Entwicklungsleiter von Erema, sowie Christoph Wöss (Business Development Manager EREMA Group) – 2.v.l., Roland Koch, Vertrieb Erema, mit RCS-Betriebsleiter Thomas Hayner (4.v.l.), Geschäftsführer Alexander Rimmer (6.v.l.) und Gesellschafter Gerhard Francke (7.v.l) vor der neuen VACUNITE-Bottle-to-Bottle Anlage. Foto: RCS

Von fil