Kontinuierlich steigende Energiepreise gibt es nicht erst seit diesem Jahr. Dennoch ist durch die Gas- und daraus resultierende Energiekrise das Thema Energieeinsparung in der Kunststoffindustrie in den Fokus gerückt. Hier gilt es, auch Mitarbeiter zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Das Kunststoff-Zentrum SKZ wird dem Thema auch 2023 mit Weiterbildungskursen Rechnung tragen. Im Gespräch mit Sven Hefner erläutert Bernhard Hennrich, stellvertretender Bereichsleiter Spritzgießen und Additive Fertigung am SKZ wie das konkret funktioniert.

Hefner: Bernhard, ihr habt das Thema Energieeffizienz im Spritzguss ja bereits vor längerer Zeit aufgegriffen und auch einiges an Messungen durchgeführt. Fließen diese Forschungsergebnisse direkt in die Kurskonzeption?
Hennrich: Genau das ist ja ein großer Bonuspunkt, den wir am SKZ haben. Ergebnisse aus Forschungsvorhaben können wir direkt in unsere Bildungsangebote übernehmen und sind dadurch dem Stand der Technik manchmal kurzzeitig sogar ein kleines Schrittchen voraus. Da das Spritzgießen eben ein energieintensiver Prozess ist, war es naheliegend näher hinzuschauen.

Hefner: Wie seid ihr vorgegangen und welche Stellschrauben konntet ihr finden?
Hennrich: Der Ansatz war ganz wissenschaftlich: Erst mal ganz viel messen (lacht)? Die Ergebnisse haben uns tatsächlich selbst überrascht, da wir in Beispielrechnungen für durchschnittlich Betriebsgrößen im Spritzguss oft sogar siebenstellige Eurobeträge an Einsparungen herausbekommen haben. Das sogar noch mit alten Energiepreisen.

Hefner: Da wird es dann richtig spannend. Was sind denn die effektivsten Ansatzpunkte?
Hennrich: Im Wesentlichen gibt es drei. Erstens der Mensch, der die Maschine bedient. Mit etwas Fachwissen gibt es da oft quick wins ohne zusätzliche Investition.

Hefner: Kannst du da vielleicht ein Beispiel nennen?
Hennrich: Nimm die Schließkraftoptimierung. Wir haben das mit Stapelkästen getestet, also einem relativ simplen Produkt und durch einfache Optimierung der Maschineneinstellung konnten wir jährlich 1.200 € pro Maschine sparen. In einem durchschnittlichen Betrieb mit ca. 30 Maschinen kommt da schon was zusammen.

Hefner: Allerdings, das summiert sich schnell auf. Was sind die anderen beiden wichtigen Punkte?
Hennrich: Zum einen der Betriebsstoff. Durch die Verwendung des optimalen Hydrauliköls und die richtige Dosierung gibt es oft große Einsparpotenziale beim Energieverbrauch einer Maschine. Zuletzt kann die Maschine selbst zu einer deutlichen Energieeinsparung beitragen. Allein was das Antriebskonzept angeht, ist oft großes Potenzial vorhanden. Ein elektrischer Dosierantrieb ist einfach besser im Energieverbrauch als ein hydraulischer. Da geht es dann aber meist nicht ohne Investition. Die hat sich aber bei den aktuell weiter steigenden Energiekosten schnell amortisiert.

Hefner: Also das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen. Bemerkt ihr aktuell eine verstärkte Nachfrage nach dem Kurs?
Hennrich: Tatsächlich seit diesem Jahr deutlich. Wir haben den Kurs inzwischen als kompakten Online-Kurs im Programm und er wird gerade sehr gut besucht. Viele wollen momentan einfach zügig die Produktion energieeffizienter gestalten. Wir freuen uns auf viele weitere Teilnehmer. Das ist letztlich auch ein Beitrag zum Umweltschutz. Oft fehlt tatsächlich einfach das nötige Wissen, um mit einfachen Einstellungen bereits den Energieverbrauch zu senken.

Hefner: Seid ihr weiter an dem Thema dran?
Hennrich: Definitiv. Wir haben gerade ein Projekt mit einem unserer SKZ-Mitglieder, der Firma Single Temperiertechnik GmbH begonnen, um weitere Effizienzpotenziale zu finden. Wir glauben, dass sich mit der richtigen Temperierung noch einiges machen lässt.

Weitere Informationen zum Online-Kurs Energieeffizienz beim Spritzgießen

Bild oben: Messungen zur Optimierung des Energiebedarf an einer Spritzgussmaschine Foto: SKZ

Von fil