Die Recycling-Technik-Messe in Dortmund war gut besucht und es gab großes Interesse an Themen wie Werkstoffrecycling, Baustoffrecycling, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Im Gespräch mit Circular Technology erklärt Anna Sandman, Head of Events Solids & Recycling-Technik Dortmund, das erfolgreiche Konzept. Unter anderem geht die Messechefin darauf ein, warum Präsenzveranstaltungen unverzichtbar bleiben, wie es gelingt, eine klimafreundliche Veranstaltung umzusetzen und was für die nächste Ausgabe geplant ist.

Circular Technology: Die Recycling-Technik in Dortmund war sehr gut besucht. Welche Trends haben die Besucher besonders interessiert?

Anna Sandmann: Besonders interessiert haben sich die Fachbesuchenden der Recycling-Technik für Themen wie werkstoffliches versus chemisches Recycling, für die Anforderungen an das zukünftige Baustoffrecycling sowie für allgemeine Themen wie Fachkräftemangel in der Kreislaufwirtschaft. Zu diesen Themen hatten wir sehr starke Partner*innen mit an Bord, die sich über eine sehr gute Teilnehmeranzahl an den Vortragsbühnen erfreuen durften. Gleichzeitig standen aber auch übergreifende Trends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und der Brand- und Explosionsschutz im Fokus, die auch für die Parallelveranstaltungen Solids und Pumps & Valves von großer Bedeutung sind. Mittels zahlreicher Fachvorträge, aber auch durch die Themen Routen konnten Fachbesuchende vor Ort Wissen zu diesen elementaren Bereichen vermittelt bekommen.

CT: Wie gehen Sie darauf in der kommenden Ausgabe der Messe ein?

Anna Sandmann: Wir haben uns auch für das kommende Jahr ein starkes Rahmenprogramm zu den aktuellen Trends aus der Recycling-Branche auf die Fahne geschrieben. So früh im Voraus stehen zwar noch keine Details fest, klar ist jedoch, dass ein hochkarätiges Programm nur mit sehr guten Partnern funktioniert. Wir freuen uns schon jetzt wieder auf die Zusammenarbeit mit unserem langjährigen Partner – dem WFZruhr e.V., der für seine hochkarätigen, sehr gut besuchten Vorträge und Workshops bekannt ist. Und auch mit vielen weiteren Partner*innen wie Verbänden, Universitäten und Experten aus der Industrie, sind wir schon wieder im Austausch zu einer möglichen Kooperation im kommenden Jahr. So stellen wir sicher, dass tiefgründige, aktuelle Kenntnisse aus der Industrie und Wissenschaft im Rahmen der Messe weitergegeben werden. Nicht zu vergessen sind natürlich auch unsere Aussteller*innen, die Innovationen und Lösungen zu den entsprechenden Trends bieten. Kurzum werden im kommenden Jahr auf der Messe aktuelle Herausforderungen und Kenntnisse aus der Recycling-Industrie über zahlreiche Wege – von der Ausstellung bis hin zum Rahmenprogramm – von Expert*innen an Anwender*innen vermittelt.

„Wenn wir eins in Zeiten von Corona und auch im Nachgang auf der diesjährigen Veranstaltung gelernt haben, dann, dass Fachmessen nach wie vor unverzichtbar sind, und davon bin ich überzeugt, es auch bleiben werden“

CT: Wie sehen Sie die Zukunft von Präsenzveranstaltungen? Was hat sich verändert?

Anna Sandmann: Wenn wir eins in Zeiten von Corona und auch im Nachgang auf der diesjährigen Veranstaltung gelernt haben, dann, dass Fachmessen nach wie vor unverzichtbar sind, und davon bin ich überzeugt, es auch bleiben werden. Keine virtuelle Plattform kommt einem persönlichen Treffen auf einer analogen Veranstaltung gleich. Der Austausch mit bestehender Kundschaft und die hohe Anzahl an Zufallsbegegnungen, gibt es nur auf Präsenzveranstaltungen. Und bei einer Tasse Kaffee lässt es sich viel besser über das Offensichtliche – die ausgestellten Technologien und das Geschäft – sprechen.  Gestik, Mimik und das zwischenmenschliche Miteinander sind in der Geschäftswelt nicht zu unterschätzen. Persönliche Interaktion fördert das gegenseitige Vertrauen.

Nichtsdestotrotz haben auch virtuelle Plattformen ihre Berechtigung und bieten – gerade was Nachhaltigkeit und Zeiteffizienz betrifft – einen großen Mehrwert. Der Mix macht es aus, weshalb zusätzliche Onlineformate über das Jahr gesehen schon jetzt, aber auch für die Zukunft, immer relevanter werden. Das Konzept der Recycling-Technik hat in der Vergangenheit bereits Anklang gefunden, wird aber gerade in der heutigen Zeit sicherlich immer interessanter. Wir bringen die Branche kompakt an zwei Tagen zusammen. Der Großteil der Fachbesuchenden stammt aus der Region. Das bedeutet, ein Messebesuch kann auf kurzem Weg und ohne Übernachtung erfolgen. Damit sparen sich Teilnehmende der Messe Zeit und Kosten. Zwei wichtige Aspekte, die bei Unternehmen eine immer wichtigere Rolle spielen, wenn es darum geht, sich für oder gegen einen Messebesuch zu entscheiden.

„Zukünftig wollen wir komplett papierfrei werden und auf sämtliche nicht recyclebare Produktionen verzichten“

CT: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft werden immer bedeutender. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Veranstaltung möglichst umweltverträglich ist?

Anna Sandmann: Das ist ein Thema, das auch mir persönlich sehr am Herzen liegt. Wir haben hierzu erst vor kurzem einen internen Workshop veranstaltet, der ausschließlich der Frage gewidmet war, wie wir nachhaltiger werden können. Denn wir, als Easyfairs, haben uns dazu verpflichtet, unsere Emissionen bis 2030 um 50% zu reduzieren. Es sind viele kleine, aber auch größere Stellschrauben, an denen wir bereits etwas geändert haben oder zukünftig ändern möchten. Dieses Jahr haben wir beispielsweise bereits auf den Gangteppich verzichtet und stärker mit der Deutschen Bahn kooperiert und das Veranstaltungsticket intensiver promotet, mit dem Teilnehmende der Messe zu vergünstigen Konditionen und auf nachhaltigerem Weg die Veranstaltung aufsuchen können. Außerdem haben wir erstmalig eine Messe-App – ein digitaler Guide, der Informationen zu ausstellenden Unternehmen, Rahmenprogramm uvm. bereithält – ins Leben gerufen. Und mit dem Touch & Collect System können Fachbesuchende und Ausstellende digital ihre Kontaktdaten vor Ort austauschen.

Zukünftig wollen wir komplett papierfrei werden und auf sämtliche nicht recyclebare Produktionen verzichten. Das ist aber nur ein kleiner Teil von dem, was wir planen. Wir werden hierzu sicherlich den ein oder anderen Post über Social Media veröffentlichen, um Interessenten an unseren Aktionen teilhaben zu lassen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Als Messeveranstalter, der vorsieht, ausstellenden Unternehmen komplett bezugsfertige Stände über unseren eigenen Messebauer zur Verfügung zu stellen, haben wir einen großen Vorteil. Denn das Konzept trägt immens zur Nachhaltigkeit der Messe bei. Alles Mobiliar wird aus einer Hand geliefert. Der Transport beschränkt sich damit auf wenige LKW-Ladungen, anstatt dass hunderte von Extratransporten für Eigenstandbau geplant werden müssen. Der Fokus der Messe lag und soll auch zukünftig auf dem Wissensaustausch, dem Netzwerken und Geschäftsanbahnungen liegen und nicht auf pompösen, aufwendigen Ständen.

CT: Was erwarten Sie für die kommende Ausgabe der Messen?

Anna Sandmann: Einen hochkarätigen Wissensaustausch zwischen Expert*innen und Anwender*innen der Industrie, ein hochkarätiges Rahmenprogramm mit starken Partner*innen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Starke Synergien zu der parallel stattfindenden SOLIDS Dortmund. Und natürlich steht die Nachhaltigkeit für uns im kommenden Jahr besonders im Fokus.

Bild oben: Anna Sandmann leitet die Messen Recycling-Technik und Solids in Dortmund. Foto: Circular Technology

Von fil