Am 8. November erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Energiewerk der KOMPOTEC in Nieheim. Zu dem feierlichen Anlass erschienen Vertreter aus Politik und Wirtschaft der gesamten Region – unter ihnen auch André Kuper, Landtagspräsident von NRW und früherer Bürgermeister der Stadt Rietberg. Das Werk wird in Zukunft Biomethan und grünen Strom erzeugen. Ziel ist nicht nur die ganzheitliche Verwertung der in der Region gesammelten Bioabfälle, sondern auch ein möglichst sinnvoller Umgang mit dem dabei entstehenden biogenen CO2.
Die Bedeutung des Projektes liegt in der Kombination verschiedener Verfahren. So wird das fertige Energiewerk aus den regionalen Bioabfällen nicht nur 600 m3 Biomethan pro Stunde, sondern jährlich auch rund 22.000 t Kompost und 12.000 t Flüssigdünger erzeugen. Die rein ökologischen Produkte werden anschließend zur Bodenverbesserung in der Landwirtschaft genutzt, während das Biomethan als hundertprozentiger Ersatz von fossilem Erdgas in das öffentliche Netzt eingespeist wird. Durch die zusätzliche Einbindung von Wind- und Photovoltaikanlagen wird das Werk dabei nicht nur autark sein, sondern soll mit 5,9 Mio. kWh erneuerbarem Strom zusätzlich zur Energieversorgung der Region beitragen.
Auch im Umgang mit dem bei der Fermentation und der Veredelung entstehendem CO2 geht das Werk neue Wege: So werden 9.000 t jenes CO2 zur Herstellung von biogenem Trockeneis genutzt, welches das herkömmlich fossil basierte Trockeneis in der Industrie ersetzen wird. Durch die zusätzliche Speicherung von CO2 in Recyclingbaustoffen bis hin zu Betonfertigteilen soll so ein jährlicher Ausstoß von insgesamt 20.000 t CO2 vermieden werden. „Die Zusammenführung dieser innovativen Lösungen und Technologien wird das Potenzial von Bioabfall in bisher unbekannter Weise ausschöpfen. Nieheim wird daher ein Meilenstein in Richtung Nachhaltigkeit“, führt Karlgünter Eggersmann als Geschäftsführer der Eggersmann Gruppe aus. KOMPOTEC ist Teil der Eggersmann Gruppe.
Feierlicher Akt mit Signalwirkung
Für viele der Anwesenden hat das Projekt eine Signalwirkung – nicht nur für die Region, sondern auch für NRW und über die Landesgrenzen hinaus. „In Zeiten, wo tagtäglich über fehlendes Wirtschaftswachstum und rückläufige Investitionen in Deutschland zu lesen ist, investiert die Eggersmann-Gruppe in bemerkenswerter Art und Weise in OWL. Eggersmann hat schon in der Vergangenheit mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie mit Innovationen auch und gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten neue Geschäftsfelder erfolgreich entwickeln können und gleichzeitig den Standort OWL dafür nutzen“ betonte Landtagspräsident Kuper, die wirtschaftliche Bedeutung des Projektes.
„Zur Schaffung und zum Erhalt von Arbeitsplätzen in unserer Region brauchen wir solche Leuchttürme wie Eggersmann.“ Dagegen hob Herr Werner Dürdoth als 1. Stellvertreter des Landrates vom Kreis Höxter besonders die Leistung des ländlichen Raumes zur Energiewende hervor. Das „Leuchtturmprojekt Energiewerk Nieheim“ sei dafür ein starker Ausdruck. KOMPOTEC Leiter Sebastian Böhme strich wiederum das Konzept der Anlage selbst heraus: „Unser neues Werk wird nicht nur Biogut ganzheitlich verwerten, sondern neben Strom auch dringend benötigtes Biomethan als quasi Grünes Erdgas erzeugen. Selbst das CO2 wird sinnvoll aufbereitet. Wenn wir eine echte Kreislaufwirtschaft anstreben, dann müssen sich Ansätze mit solch einem hohen Produktionsniveau in Zukunft als Standard etablieren.“
Teamleistung einer starken Gruppe aus der Region
Bei dem Projekt handelt es sich um eine Teamleistung der international aktiven Eggersmann Gruppe. Das ostwestfälische Familienunternehmen setzt sich aus den Geschäftsfeldern „bauen“, „recyceln“ und „kompostieren“ zusammen. Betreiber und Inhaber des neuen Energiewerkes wird so die Kompostiersparte KOMPOTEC sein, während Kompost und Flüssigdünger über die BIOTERRA vermarktet werden. Mit der Konzeption ist der Eggersmann Anlagenbau betraut, wobei das neue Trockenfermentationsverfahren von BEKON stammt. Die Bauausführung wird Fechtelkord & Eggersmann übernehmen und das Fertigteilwerk BETONT wird sowohl Fertigteile für den Rohbau liefern als auch später das gesammelte CO2 bei der Produktion neuer Betonfertigteile speichern. Außerdem kommen auch ein Zerkleinerer und ein Gärrestemischer von BRT HARTNER zum Einsatz.
„Mit den Kompostwerken in Nieheim und Gütersloh begann in den 90er Jahren der Aufstieg des eigentlichen Bauunternehmens Eggersmann zur Unternehmensgruppe. Ungefähr 30 Jahre später wird das neue Energiewerk ein überzeugender Beweis für die enorme Fertigungstiefe und die beispielhaften Synergien, welche wir seitdem durch die Weiterentwicklung unserer Gruppe erreicht haben.“, strich Thomas Hein als Geschäftsführer der Eggersmann Gruppe den symbolischen Wert des Projektes für Eggersmann heraus. „Wir konnten das neue Energiewerk in dieser Form entwerfen, weil wir alle notwendigen Unternehmen unter einem Dach haben. Nun werden wir es gemeinsam umsetzen.“
Bild oben: Die Erweiterungen am Kompostwerk in Nieheim umfassen eine Logistikhalle, ein Gebäude für die zwei Fermenter, zwei Flüssiggärrestelager mit Gasspeicher, ein Kompostlager mit Photovoltaikanlage und eine Windkraftanlage. Abbildung: Eggersmann