Die Deutsche Bahn (DB) hat beim Umsatz zweistellig zugelegt. Der Konzernumsatz stieg im Geschäftsjahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 18,4 Prozent auf 47,3 Milliarden Euro. Die Bilanz des Jahres 2021 weist dagegen pandemiebedingt mit 1,6 Milliarden Euro noch einen operativen Verlust (EBIT bereinigt) aus. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich das Minus aber erheblich (2020: minus 2,9 Milliarden Euro). Das Jahresergebnis inklusive außerordentlicher Effekte, Zinsen und Steuern verbesserte sich um fast fünf Milliarden Euro auf minus 900 Millionen Euro (2020: minus 5,7 Milliarden Euro). Im laufenden Jahr will die DB operativ wieder schwarze Zahlen schreiben. Gleichzeitig sank die Pünktlichkeit der Fernzüge weiter.

In den Fernverkehrszügen der DB reisten 2021 mehr Fahrgäste als im Vorjahr. Im Kerngeschäft der Bahn stieg der Umsatz insgesamt an, dabei legte auch DB Cargo wieder zu. Den größten Aufwärtstrend zeigte die Logistik-Tochter DB Schenker. Sie erreichte mit plus 1,2 Milliarden Euro das beste operative Ergebnis ihrer Geschichte und stabilisiert den Konzern finanziell. Trotz Pandemie investierte die DB so viel wie nie zuvor – für mehr Verkehr auf der Schiene, bessere Angebote für Kund:innen und klimafreundliches Wachstum.

„Die Bahn wird mehr denn je gebraucht. Jeder Fahrgast und jeder Güterzug hilft dem Klimaschutz“, sagte DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz in Berlin. Das zweite Pandemie-Jahr habe gezeigt: „Die Menschen wollen Bahn fahren. Die Unternehmen wollen mehr Verkehr auf die Schiene verlagern und die Politik will diesen Weg weiter konsequent unterstützen. Das alles bestätigt unsere Strategie der Starken Schiene“, so Lutz. Der positive Trend hält an: Auch zu Jahresbeginn 2022 beförderte die DB mehr Fahrgäste und Güter als im Vorjahreszeitraum.

Die Bahn stehe für ein „friedliches, ein freies und ein demokratisches Europa“, sagte DB-Chef Lutz. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine leiste sie mit der größten Hilfsaktion in der Geschichte der DB konkrete Beiträge, um das Leid der Betroffenen zu lindern. Dazu zählten Transporte von Hilfsgütern über eine „Schienenbrücke“ in die Ukraine sowie Sonderzüge, zusätzliche Busse und kostenlose Fahrkarten für Flüchtende. Die DB setzte 2021 die Erweiterung ihrer Flotte fort und baute das Fernverkehrsangebot weiter aus – unter anderem mit einem Halbstundentakt zwischen Hamburg und Berlin. Rund 82 Millionen Reisende nutzten 2021 die Fernverkehrszüge der DB (2020: rund 81 Millionen). Anfang 2020 waren noch zwei Monate ohne Pandemie und mit Fahrgast-Rekorden in die Vergleichszahlen eingeflossen. Von März bis Dezember 2021 reisten rund 30 Prozent mehr Menschen im DB-Fernverkehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Nachfrage nach der Bahn steigt wieder

DB Regio lieferte eine stabile Betriebsleistung. Der DB-Nahverkehr verzeichnet zudem volle Auftragsbücher: Der Auftragsbestand lag zum 31.12.2021 mit einem Volumen von rund 93,6 Milliarden Euro 10,5 Prozent über Vorjahr und ist höher als vor der Pandemie. Die europäische Nahverkehrstochter DB Arriva beförderte 2021 fast elf Prozent mehr Reisende und konnte ihren operativen Verlust deutlich verringern.

Die Nachfrage im Schienengüterverkehr hat angezogen. DB Cargo legte 2021 gegenüber dem Vorjahr bei den beförderten Mengen um 6,3 Prozent zu und bei der Verkehrsleistung um 7,9 Prozent. Die Betriebsleistung auf dem Schienennetz der DB stieg um rund vier Prozent auf 1,1 Milliarden Trassenkilometer.

Mehr Bauen für den Schienenverkehr

Die Pünktlichkeit im Schienenpersonenverkehr sank insgesamt um 1,4 Prozentpunkte auf 93,8 Prozent. Die Fernverkehrszüge erreichten zu 75,2 Prozent pünktlich ihr Ziel (2020: 81,8 Prozent). Negativ ausgewirkt haben sich Sonderereignisse wie die Flutkatastrophe und Streiks der Lokführergewerkschaft GDL. Fehlende Kapazitäten im Schienennetz und mehr Baustellen bleiben auch in den kommenden Jahren die größten Herausforderungen. Um Engpässe zu beseitigen, das Netz zu erweitern und zu digitalisieren, investiert und modernisiert die DB so viel wie nie zuvor. „Wir müssen mehr bauen für mehr Schienenverkehr“, so DB-Chef Lutz.

Knapp 30 Mrd. EUR Schulden

Die Logistik-Tochter DB Schenker hat sich laut DB in unbeständigen Zeiten erneut äußerst erfolgreich entwickelt und weltweit stabile Lieferketten sichergestellt. Dabei verstärkte sie ihr Angebot an klimafreundlichen Transporten mit Bio-Kraftstoffen. „Schenker erfreut uns zu seinem 150. Unternehmens-Jubiläum mit einem sehr guten Ergebnis: Rekordumsätze von über 23 Milliarden Euro, Rekordgewinne – und eine zukunftsweisende Strategie, mit der DB Schenker seine Wettbewerbsposition weiter verbessern wird“, sagte DB-Finanzvorstand Dr. Levin Holle. Trotz Pandemie steigerte die DB ihre Investitionen erneut. Die Bruttoinvestitionen wuchsen im vergangenen Jahr um 6,8 Prozent auf rund 15,4 Milliarden Euro – eine neue Höchstmarke. Die Netto-Investitionen kletterten um 7,7 Prozent auf etwa 6,3 Milliarden Euro. Rund 95 Prozent der Brutto-Investitionen fließen in das Kerngeschäft Eisenbahn. Die Nettofinanzverschuldung blieb trotz hoher Investitionen zum 31.12.2021 mit 29,1 Milliarden Euro leicht unter Vorjahr.

Wie mit dem Bund vereinbart, gleicht die DB die Hälfte der Corona-Schäden in ihrem Kerngeschäft bis 2024 selbst aus. 2021 hat die DB so bei ihren Sach- und Personalkosten mehr als eine Milliarde Euro Einsparungen realisiert. „Wir wollen ab 2022 wieder operativ schwarze Zahlen schreiben. Das ist ein ehrgeiziges, aber erreichbares Ziel“, so Holle.

Die DB rechnet damit, im laufenden Geschäftsjahr ein positives operatives Ergebnis zu erwirtschaften. Der Umsatz soll 2022 auf über 48 Milliarden Euro steigen. Alle Vorhersagen sind unter anderem aufgrund der noch nicht absehbaren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs mit großen Unsicherheiten behaftet.

Bild oben: CEO Dr. Richard Lutz (rechts) und CFO Dr. Levin Holle informieren in einem Webcast Pressevertreter:innen über die Bilanz des Jahres 2021. Foto: DB

 

Von fil